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Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Titel: Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ugo Bardi
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gelingt, an diese Schätze heranzukommen. Sie entspräche damit in etwa der gegenwärtig nachgewiesenen Menge der an Land abbaubaren Vorkommen, sodass uns dieser Rohstoff nur um ein paar Jahrzehnte länger zur Verfügung stehen würde – allerdings nur zu einem sehr viel höheren Preis und mit entsprechend höherem Energieaufwand.
    Tabelle 4 – 2: Die Situation von Zink und Nickel in Zahlen

    Reserven werden von der USGS definiert als der Teil der Reservebasis, bei dem zum Zeitpunkt der Untersuchung eine wirtschaftliche Förderung oder Produktion möglich ist. Die Reservebasis umfasst diejenigen Ressourcen, die zurzeit wirtschaftlich sind (Reserven), die gerade noch (Grenzreserven) und teilweise solche, die zurzeit nicht wirtschaftlich sind (nicht wirtschaftliche Reserven).
    Wir können deshalb damit rechnen, dass die Nickel- und Zinkproduktion von etwas Großem, Umfassendem beeinflusst werden wird, einem »peak everything« genannten »Produktionsmaximum-Effekt«, der wiederum mit den bevorstehenden Peaks für die Rohstoffe Erdöl und Energie (»peak oil«/»peak energy«) in ursächlichem Zusammenhang steht. Sind die leicht zugänglichen Reserven erst einmal ausgebeutet, werden die Investitionen in immer teurere Minen und deren Ausbeutung auf zunehmende Schwierigkeiten stoßen – nach dem allgemeingültigen Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs.
    Zwischen Recycling und Downcycling
    Die Wiederverwendung von Zink und Nickel sieht sich mit den gleichen Problemen konfrontiert wie das Recycling der meisten Metalle: Wir nutzen die Stoffe häufig nicht in ihrer metallischen Grundform (sondern in Form von Verbindungen) und sie liegen oftmals nur gelöst oder in sehr feiner Verteilung vor. Das in der Zahnpasta gelöste Zinkoxid ist in der Kläranlage wohl kaum zu recyceln und dasselbe gilt auch, wenn es als Farbpigment oder als Zusatzstoff in Glas oder Plastik verwendet wird. Als Beigabe in Autoreifen bleiben geringe Zinkmengen als Reifenabrieb auf jedem Straßenkilometer zurück, der Rest wird auf Müllkippen entsorgt oder ist bei der Verbrennung von Altreifen ein Bestandteil der Asche. Über fünf Prozent des Zinks erfährt dieses Schicksal der Feinstverteilung. Beim Nickel ist der Anteil der Streumenge geringer (vermutlich sind es nur rund ein bis zwei Prozent) und entstammt zum Beispiel aus Nickelacetat, wie es in den Beizmitteln der Textilindustrie Verwendung findet, oder aus gelben Farbpigmenten.
    Selbst wenn Zink und Nickel in ihrer metallischen Form zum Einsatz kommen, treten Verluste auf, etwa wenn sie auf Müllkippen entsorgt werden oder in der Asche von Verbrennungsanlagen landen. Eine höhere Recyclingausbeute lässt sich durch eine bessere Mülltrennung erzielen, aber das Design vieler unserer Verbrauchsgüter ist in dieser Hinsicht nicht hilfreich: Tag für Tag hantieren wir mit einer großen Zahl unterschiedlichster Materialien und Legierungen – allein bei Nickel sind es annähernd 3.000.
    Ein weiteres nachteiliges Phänomen bei Recyclingprozessen ist, dass das Material nicht mehr die ursprüngliche Qualität oder deren Verarbeitbarkeit erreicht wie bei der Primärherstellung vor dem Recyclingprozess. Diese Abwertung wird auch als »Downcycling« bezeichnet und tritt im Fall von Stahl mit Nickelanteilen besonders auffällig zutage, vor allem bei Legierungen geringer Qualität mit einem nur geringen Nickelanteil oder Stahlteilen, die nur vernickelt wurden. Derart minderwertiger Stahlschrott wird mit anderen Carbonstahl-Sorten vermischt, so dass der Nickelanteil weiter reduziert wird: Nickel wurde zwar im physikalischen Sinn recycelt, aber in funktionaler Hinsicht ging es verloren. Etwa 15 Prozent des Nickels werden auf diese Art »recycelt«! IV
    Ähnliche »Downcycling«-Effekte gibt es auch beim Zink, wobei hier ein weiteres Problem hinzukommt, denn Zink wird bei hohen Temperaturen leicht flüchtig und ein großer Teil davon geht bei der Verarbeitung in Schmelzöfen verloren. Gesetzliche Auflagen wurden formuliert, um derartige Verluste zu minimieren. Doch auch mit verbesserter Technologie geht Zink verloren und in weiten Teilen der Welt kommen derartige Neuerungen erst gar nicht zum Einsatz.
    Alles in allem liegt die Recycling-Quote bei Nickel derzeit bei etwa 55 Prozent, bei Zink nur bei rund 35 bis 40 Prozent! V Im Vergleich zu anderen Metallen mit besonderen Verwendungsmöglichkeiten ist das kein schlechter Wert. Wenn allerdings bei jedem Produktionszyklus von 100 Kilogramm 45 Prozent verlorengehen,

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