Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
Gestein zu erzeugen, und bräuchten uns über so etwas wie Versorgungssicherheit, Preise und Ressourcenknappheit keine Sorgen mehr zu machen.
Einige Ökonomen denken offenbar genau in diese Richtung, wenn sie sagen, Mineralressourcen seien unerschöpflich 114 . Sie sind, so scheint es, überzeugt, dass man tatsächlich eine universale Bergbaumaschine bauen kann. In der Theorie ist die Idee zwar attraktiv, in der Praxis aber leider nicht umsetzbar. Die Grenzen der Mineralgewinnung sind keine Frage der Quantität, sondern eine der Energie : Mineralgewinnung benötigt Energie und je feiner die Mineralien verteilt sind, desto mehr Energie ist erforderlich. Die gegenwärtig von der Menschheit bereitgestellte Energie reicht nicht aus, um andere als die konventionellen Erze abzubauen, und das wird wohl auch in Zukunft so bleiben. Deshalb ist eine Universalmaschine für den Bergbau nichts als ein Hirngespinst.
Mineralabbau im Sonnensystem
Wenden wir uns nun der Vorstellung zu, dass man Bergbau auf Himmelskörpern betreiben könnte, auf Planeten oder Asteroiden. Dieses Thema kommt in der Science-Fiction-Welt überall vor, aber am Ende ist es doch nicht viel mehr als ein Traum. Selbst unter der Annahme, außerirdische Körper enthielten Mineralvorkommen, sind die Energiekosten für den Hinweg, für den Abbau der Erze und den Rücktransport des gewonnenen Materials zur Erde buchstäblich nicht von dieser Welt 145 . Das Prinzip der »universalen Bergbaumaschine« gilt also auch für den Bergbau im Weltraum: Es ist keine Frage der Mengen, sondern der Energie.
Allerdings könnte man das Problem der hohen Energiekosten, die beim Bergbau auf Himmelskörpern zu erwarten wären, überwinden, indem man sich selbst dorthin begäbe oder vielleicht auch indem man Asteroiden mittels irgendeines hochentwickelten Antriebssystems in Erdnähe brächte. Vorstellungen dieser Art implizieren natürlich gigantische technische Aufgaben, dabei ist aber im Prinzip nichts, was physikalisch unmöglich wäre. Was den Mineralabbau betrifft, so ist das größte Problem, dass die meisten außerirdischen Körper des Sonnensystems überhaupt keine verwertbaren Mineralien enthalten. Wir haben gesehen, dass Erze durch aktive geologische Prozesse gebildet werden. Dabei sind oft Wasser und biologische Aktivitäten beteiligt, dazu in jedem Fall Energie, die aus einem aktiven Planetenkern kommt. Die meisten außerirdischen Körper, die für den Bergbau in Betracht kämen, sind aber tot, sowohl geologisch als auch biologisch. Der Himmelskörper, der uns am nächsten steht, ist der Mond. Er ist geologisch inaktiv. Nie gab es dort Plattentektonik, nie fand sich flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche. Das Mondgestein unterscheidet sich, wie sich gezeigt hat, in seiner Zusammensetzung gar nicht so sehr von dem Durchschnitt der Erdkruste. Was immer also vom Mond zu holen wäre, das bekommt man hier auf der Erde erheblich billiger. Es gibt Vorschläge, auf dem Mond nach einem ganz speziellen Mineral zu graben, nämlich nach Helium-3 ( 3 He), das sich, vom Sonnenwind hingeweht, dort ansammelt. Helium-3 wäre als Brennstoff für Kernfusionsanlagen verwendbar. Es handelt sich aber um einen Brennstoff, dessen Gewinnung enorme Schwierigkeiten bereitet und der nur bei einer Technologie einsetzbar ist, die es heute noch gar nicht gibt und von der wir nicht wissen, ob und wann es sie je geben wird. Auch die Asteroiden sind durch einen Mangel an Erzen gekennzeichnet, obwohl das Lieblingsthema der Science-Fiction-Welt, nämlich Mineralabbau im Weltraum, gerade mit Asteroiden zu tun hat. Einige Asteroiden wären vielleicht gute Bezugsquellen für Nickel, doch eine Erschöpfung der Nickelvorkommen gibt hier auf der Erde wohl kaum großen Anlass zur Sorge. Kometen könnten gute Wasserquellen sein, aber auch in diesem Fall machen wir uns wegen einer Verknappung keine Sorgen, da wir genug Wasser ganz in unserer Nähe haben, nämlich in den Ozeanen der Erde.
Was den Mangel an Erzen betrifft, so gibt es bei den außerirdischen Himmelskörpern einige wenige Ausnahmen. Die vier größten Jupitermonde sowie Titan, der Mond des Saturns, sind geologisch aktive Gesteinskörper und könnten Erze enthalten. Titan weist auf seiner Oberfläche Kohlenwasserstoffe auf, während es auf den Jupitermonden (mit Ausnahme von Io) auf oder nahe der Oberfläche Wasser gibt. Auch Mars und Venus sind Himmelskörper, die in der Vergangenheit geologisch aktiv waren, und beide enthalten vielleicht immer
Weitere Kostenlose Bücher