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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Und viel Glück, auch von Miß Perkins.«
    »Danke.« Suko legte auf und meinte: »Sehr hoffnungsvoll klang der Alte diesmal nicht.«
    »Dazu hatte er auch keinen Grund.«
    »Wie stehst du jetzt zu ihm?«
    Ich lächelte, weil ich wußte, worauf Suko hinauswollte. Ich gab ihm noch keine Antwort, da ich zuerst den Motorway verließ, um auf einer normalen Straße den Weg fortzusetzen. Die Scheinwerfer warfen einen bläulich weißen Lichtsack über die Fahrbahn, wo an manchen Stellen die Kälte das Wasser zu einer Eisschicht hatte werden lassen, die hin und wieder aufschimmerte wie ein am Boden liegender Spiegel. Ich hütete mich davor, diese Stellen zu überfahren.
    Die Hügel waren näher herangerückt. Es gab auch weite Täler, die uns an riesige Mulden erinnerten, einen leichten Waldbestand aufwiesen, ansonsten aber aus Wiesen und Feldern bestanden, über die der leichte Wind strich.
    Das Zwielicht der Dämmerung hielt die Landschaft umfangen, und Suko erinnerte mich daran, daß ich ihm noch eine Antwort schuldig war.
    »Natürlich hat er Pluspunkte bekommen. Stell dir vor, was geschehen wäre, wenn er den Flammenwerfer eingesetzt hätte. Diesmal hat es keinen Toten gegeben.«
    »Stimmt. Er hat Fire-Johnson auf seine Art und Weise bestraft.« Suko lachte auf, obwohl es nicht lustig war. »Manchmal, John, denke ich daran, daß er uns Konkurrenz macht. Daß er sich auf demselben Weg befindet wie wir, nur eben einen Tick anders und auch, das sage ich ehrlich, weniger rücksichtsvoll.«
    »Kein Widerspruch.«
    »Und was wird er dann? Unser Partner? Ein neuer Freund, der hin und wieder ausrastet und dem wir viel verzeihen müssen?«
    »Ich weiß es nicht, Suko. Verdammt noch mal, ich weiß allmählich gar nichts mehr.«
    »Gut, dann bin ich es wenigstens nicht allein…«
    ***
    Headcorn war ein verschlafenes Nest. Kurz bevor wir den Ortsrand passiert hatten, war uns eine Windmühle aufgefallen, die weit hinten auf einem Feld stand, als wäre sie in der Kälte eingefroren. Sie wirkte wie ein düsteres Relikt aus der Vergangenheit, und auf den mächtigen Flügeln hatten dunkle Vögel ihre Plätze gefunden. Wir waren in einer typischen südenglischen Kleinstadt angekommen. Hier lief das Leben noch sehr beschaulich ab, hier hatte man Zeit und war auch sicher vor Touristen strömen, die entweder nach London oder nach Dover fuhren und gar nicht auf den Gedanken kamen, daß es einen Ort wie Headcorn überhaupt geben konnte.
    Auch hier hatte die Kälte die Menschen in die Häuser getrieben, die manchmal sehr geduckt aussahen und aus den Öffnungen der Schornsteine graue Wolken entließen, die in den ebenfalls grauen Himmel dampften.
    Natürlich gab es eine Hauptstraße, die uns wie eine lange Rechtskurve vorkam, die nicht enden wollte.
    Schilder wiesen auf ein Einkaufszentrum hin, auf eine Bücherei, auf eine Kirche, auf zwei kleine Hotels und auf ein altes Herrenhaus, das einen französischen Namen trug.
    Kein Hinweis auf eine Windmühle.
    Ich ließ den Wagen ausrollen, als ich dem Gefühl nach die Mitte des Ortes erreicht hatte, stieg ich aus, holte die gefütterte Jacke vom Rücksitz und wartete, bis auch Suko ausgestiegen war. Er sprach über das Dach des Rover hinweg. »Fragen wir nach der Mühle oder nach Raniel?«
    »Nach beiden.«
    »Viel Spaß.«
    Wir überquerten die Straße, wo helle Eisflecken schimmerten, denen wir ausweichen mußten. »Du kommst mir so destruktiv vor, Suko. Hast du was?«
    »Nein. Ich habe nur das Gefühl, daß hier etwas nicht stimmt. Ich weiß nicht, weshalb, aber die Häuser kommen mir so beklemmend vor, als wären sie dicht zusammengerückt, um sich vor irgendeiner Macht zu schützen. Ich weiß nicht, ob wir auf ein positives Resultat hoffen sollen.«
    »Abwarten.«
    Wir gingen dorthin, wo Licht brannte. Die Geschäfte hatten leider schon geschlossen. Nur die Tür zu einem kleinen Bioladen stand auf. Wir sahen es, als wir in eine Gasse hineinschauten, an deren Ende ein Haus querstand und durch ein Fenster ein breiter Lichtflor floß. Zwei Frauen sahen wir hinter der Scheibe. Eine war dabei, etwas in ein Regal zu räumen, die andere telefonierte. Als wir den Laden betraten, hatte sie kurz zuvor den Hörer hingelegt und sagte lächelnd: »Eigentlich haben wir schon geschlossen.«
    »Wir möchten auch nichts kaufen.«
    »Sondern?«
    Jetzt drehte sich auch die zweite Frau um. Sie hatte die Waren einsortiert. Sie war jünger und hätte dem Aussehen nach gut und gern die Tochter der anderen sein

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