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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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können. Beide besaßen die buschigen, braunroten Haare, die sich kaum bändigen ließen, auch nicht durch den Pferdeschwanz.
    »Wir möchten Sie etwas fragen.«
    »Eine Auskunft.«
    Ich lächelte. »Richtig.«
    Das Gesicht der älteren Frau verschloß sich, die jüngere wandte sich ab und verschwand hinter einer schmalen Tür. Wir hörten sie in einem anderen Raum rumoren.
    Die ältere Frau nahm eine Brille hoch und setzte sie auf. Dahinter verengte sie die Augen. Der Blick verhieß nichts Gutes. »Wir sind es nicht gewohnt, daß Fremde herkommen und dabei versuchen, uns auszufragen.«
    »Natürlich, Madam, das respektieren wir. Es soll auch nicht so sein, daß Sie hier jemand denunzieren, es geht uns um etwas anderes. Wir brauchten eine bestimmte Auskunft.«
    »Wenn Sie einen Weg wissen wollen, bin ich Ihnen gern behilflich.« Sie schaute an mir vorbei und blickte Suko mißtrauisch an. Asiaten schienen nur selten in ihrem Geschäft zu erscheinen.
    »Indirekt.«
    »Können Sie sich…?«
    »Mutter, komm doch!« Die jüngere Frau streckte ihren Kopf durch den Türspalt. »Außerdem haben wir geschlossen.«
    Ich hatte nicht vorgehabt, unsere Identität zu lüften. Bevor der Widerstand noch stärker würde, zeigten wir unsere Ausweise. Jetzt erschien auch die Tochter wieder. Wie ihre Mutter schaute sie sich die Dokumente prüfend an.
    Freundlicher wurde sie kaum. »Hören Sie zu, wir haben hier nichts mit der Polizei am Hut und…«
    »Das wissen wir. Es geht auch nicht um Sie, glauben Sie mir. Es geht um gewisse Dinge, die, so nahmen wir an, hier ihren Ursprung genommen haben.«
    Jetzt wurden die beiden neugierig. »Was… was meinen Sie denn?« fragte die Mutter.
    »Erstens wollten wir uns nach einem Mann namens Raniel erkundigen, der hier wohnen soll. Und zweitens suchen wir die Mühle, in die er sich angeblich zurückgezogen hat.«
    Jetzt war es heraus.
    Man starrte uns an.
    Schweigend, aber nicht feindselig, eher erschreckt. Die Mutter drehte den Kopf zur Seite, ihre Tochter hob nur die Schultern und meinte:
    »Dazu können wir Ihnen nichts sagen.«
    »Können oder wollen?«
    »Vielleicht beides.«
    Suko lächelte sie an. »Sie sind wenigstens ehrlich. Aber den Weg zur Mühle kennen Sie – oder nicht?«
    Sie schwieg.
    »Ist es die Mühle, die wir gesehen haben, als wir vom Motorway abfuhren?«
    Die Mutter gab Antwort. »Nein, die ist es nicht.«
    »Sondern?«
    »Sie liegt an der anderen Seite von Headcorn, aber nicht im Ort, sondern außerhalb. Ziemlich weit im Gelände. Es führt nur ein schmaler Weg hin, und der ist nicht einmal asphaltiert. Sie werden auch einen Teich dort finden.«
    »Und Raniel, nicht wahr?«
    »Sorry, aber das wissen wir nicht.«
    »Er wohnt aber da, nehme ich an?«
    Die Mutter nickte mir zu. »Hin und wieder. Oft ist er auch unterwegs. Wenn er kommt, merken wir es kaum. Wir wollen es auch nicht merken.«
    Sie hob ein kleines Paket mit Konfitüre hoch, drehte sich um und stellte es in ein Regal.
    Diese Geste hatte etwas Endgültiges an sich. Sie wollte nicht mehr mit uns reden.
    Die Tochter war sowieso verschwunden, und wir hörten sie auch nicht.
    »Danke für die Auskünfte«, sagte ich, als wir wieder auf die Tür zugingen.
    »Bitte.«
    Wir verließen den Laden. Suko flüsterte, als wir in der Gasse standen:
    »Da stimmt etwas nicht.«
    »Richtig. Sogar eine ganze Menge nicht. Angst«, murmelte ich.
    »Wahrscheinlich. Dieser Raniel scheint den Leuten hier ebensowenig geheuer zu sein wie uns.«
    »Jedenfalls wissen wir, wo wir die Mühle finden können. Und ich werde einfach das Gefühl nicht los, daß auch er dort sein wird und praktisch auf uns gewartet hat.«
    »Meinst du?«
    »Ganz sicher.«
    Wir hatten das Ende der Gasse erreicht und sahen links von uns den Schatten einer Esche, die sehr geknickt wuchs, als sich aus deren unmittelbarer Nähe ein Schatten löste.
    Es war die Tochter. Erst als sie nahe heran war, erkannten wir sie, denn sie hatte sich eine dicke Winterjacke übergezogen, in der sie sehr kompakt wirkte.
    Wir blieben stehen.
    »Sie?« flüsterte ich.
    »Ja, ich.« Sie strich das Haar zurück. »Ich heiße Janet, und ich wollte nicht, daß meine Mutter etwas erfährt.«
    »Dann wissen Sie mehr?«
    »Ja.«
    »Was?« fragte Suko.
    Janet hob die Schultern. »Es ist nicht einfach zu erklären, vor allen Dingen nicht mit einem Satz.«
    Suko begriff. »Wollen wir woanders hingehen?«
    »Das wäre mir recht.« Sie schaute sich um. »Sind Sie mit einem Fahrzeug

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