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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das?«
    »Ich kenne dich doch.«
    »Und woran denke ich deiner Ansicht nach?«
    Er lächelte knapp. »An Raniel und wie wir uns ihm gegenüber verhalten sollen.«
    »Stimmt nicht ganz. Ich denke auch daran, was er tun wird, wenn er uns sieht.«
    »Das ist schwer.«
    »Eben.«
    Suko streckte seine Arme vor. »Weißt du, John, er wird sich nicht von seiner Aufgabe abbringen lassen. Er hat dir zu verstehen gegeben, daß er der Gerechte ist…«
    »Ein Mörder?«
    »Nach unseren Gesetzen.«
    Ich schlug leicht gegen den Lenkradring. »Suko, es geht nicht, daß sich jeder seine Gesetze macht.«
    »Ist Raniel ein jeder?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Kann er ein Engel sein?«
    Auf die Frage hatte ich gewartet. Trotzdem fiel mir die Antwort schwer.
    »Im Prinzip eigentlich nicht«, erwiderte ich. »Oder hast du schon davon gehört, daß Engel töten?«
    »Eigentlich nicht. Nur wissen wir viel zu wenig über sie. Aber Raniel ist ja nicht nur Engel, nehme ich mal an. Er ist Engel und Mensch in einer Person. Er kann sowohl in der menschlichen als auch in der feinstofflichen Gestalt erscheinen.«
    »Da bist du dir sicher?«
    »Weiß ich nicht, Alter. Ich nehme es einmal an und wäre nicht überrascht, wenn es so käme.«
    »Wie verhalten wir uns dann?«
    »Keine Ahnung, John. Oder willst du einen Menschen verhaften, der dir später als Geist durch die Lappen geht, wenn er seine Zweitgestalt angenommen hat?«
    »Hör auf damit.«
    »Aber so könnte es kommen.«
    »Ich weiß«, gab ich knirschend zu.
    Wir hatten London längst verlassen, bewegten uns auf dem Motorway 20 in Richtung Süden und waren froh darüber, daß der größte Teil der Fahrbahn nicht von einer Schneedecke bedeckt war. Wenn, dann türmte er sich an den Seiten, wo er bereits eine schmutzigbraune Farbe angenommen hatte.
    Zwischen London und Maidstone herrschte relativ viel Verkehr. Nach Maidstone nicht mehr, obwohl das die Strecke in Richtung Dover war, wo die Fähren vom Festland anlegten.
    Die Landschaft wurde einsamer und bleicher. Der gefallene Schnee ließ sie aussehen wie ein gewaltiges Totenbett, bei dem die verschneiten Hügel die Kissen bildeten, die jemand wahllos darauf verteilt hatte. Der Himmel zeigte verschiedene Farben, wobei das Grau vorherrschte und an manchen Stellen von einer weit am Himmel stehenden Sonne mit ihren Strahlen durchdrungen wurde.
    Es gab einige freie Flecken über uns, wo das Licht in einem rötlichen Violett schimmerte, bevor es die großen, grauen Wolkeninseln allmählich aufsaugten.
    Manchmal schimmerte auf der rechten Überholspur der Schnee als dicke Schicht. Dann verschwand er wieder, so daß nur das graue Band des Motorway vor uns lag.
    Durch die Luft bewegten sich Schwärme dunkler Vögel. Zumeist Krähen oder Raben. Sie begleiteten unseren Weg hinein in die starre winterliche Landschaft.
    Sogar der fahle Mond war schon zu erkennen. Als blasser Kreis versuchte er hin und wieder einen Blick auf die Erde zu werfen. In zwei Stunden, wenn die Dämmerung ein geheimnisvolles Zwielicht schuf, aus dem die Schatten der Nacht hervorkrochen, würde er eine der wenigen Lichtquellen sein.
    Es würde nicht mehr schneien. Der scharfe Wind hatte die dicken Wolken in Richtung Festland geweht, damit sie ihre Ladungen dort ablassen konnten.
    Kleine Orte, die wir in einer gewissen Entfernung passierten, wirkten auf uns, als hätte man sie einem Spielzeugmuseum entnommen und in die Landschaft hineingestellt.
    Es war ein ruhiges Land, ein stiller Flecken Erde, mit besonderen Menschen, die teilweise noch stark in der Vergangenheit verwurzelt waren.
    Ich dachte an die Mühle. Auch sie war ein Stück Vergangenheit. Windmühlen gehörten zwar nicht unbedingt zu dem Landschaftsbild im Süden Englands, hin und wieder fand man sie jedoch, und da wurde man an die Niederlande oder Dänemark erinnert.
    Welches Geheimnis konnte sich in der Mühle verborgen halten? Oder verbarg sich dort gar nichts? War sie nur ein Relikt? Heruntergekommen mit zerbrochenen und vermoderten Spanten und Sparren in den großen Flügeln?
    Es war alles möglich. Aber auch das Gegenteil meiner Annahmen konnte eintreten.
    Wer war Raniel?
    Ich hätte es mir einfach machen können und sagen: der Besitzer der Mühle. Das stimmte, doch ich wollte hinter die Fassade schauen und erfahren, um was es ihm ging und welche Macht ihn auf seinem Weg begleitete. Er selbst sah sich als der Gerechte an, ihn würde ich eher als einen Selbstgerechten bezeichnen.
    Man durfte nicht Rächer

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