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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehabt haben? Steht er mit Raniel in einem unmittelbaren Zusammenhang?«
    »Es könnte sein.«
    Ihr Blick verdüsterte sich. »Mr. Sinclair, ich habe allmählich den Eindruck, daß hinter Ihrem Besuch mehr steckt als nur eine Zeugenaussage.«
    »Vielleicht.« Ich lächelte. »Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, positiv über ihn zu denken. Wir werden zur Mühle fahren, und Sie werden wieder zurückgehen.«
    Sie starrte mich an. In ihren Augen glomm das Mißtrauen auf. Es war zu sehen, wie sie nachdachte, wie sie versuchte, etwas herauszubekommen. Gewisse Dinge wollten einfach nicht in ihren Kopf. Ihr lagen die Fragen auf der Zunge, aber sie traute sich nicht, diese zu stellen.
    Ich sagte nichts mehr, hatte sie eigentlich auffordern wollen, das Fahrzeug zu verlassen, als ich wieder das unangenehme und unheimliche Gefühl bekam, in einer Falle zu stecken. Die Dunkelheit, obwohl sie natürlich war, gefiel mir plötzlich nicht mehr. Etwas war anders mit ihr geworden.
    Etwas lauerte…
    Nichts zu sehen, höchstens zu ahnen und zu fühlen. Ich tastete nach meinem Kreuz. Janet belauerte die Bewegung, auch sie sah aus, als hätte sie Furcht bekommen.
    »Was ist denn los?« fragte sie.
    »Okay, Janet. Es wäre von Vorteil, wenn Sie jetzt aussteigen und zurückgehen würden.«
    »Aber Sie fahren, nicht?«
    »Ja.«
    »Rechnen Sie damit, daß Sie Raniel in der Mühle treffen?« Sie schaute mich aus großen Augen an. »Ich will Ihnen ehrlich sagen, ich weiß von nichts. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob er dort ist oder nicht. Es ist alles völlig aus der Luft gegriffen und…«
    »Bitte, steigen Sie aus, Janet.«
    Noch überlegte sie. Dann merkte sie, daß es mir mit meiner Aussage ernst war. Auch Suko bestätigte sie durch ein Nicken. Und dabei verstärkte sich der Eindruck, daß etwas passieren könnte. Von irgendwoher bekam ich die Strömungen mit, die nicht eben auf einen positiven Fluß hindeuteten. Etwas wollte an mich heran, wollte sich mir nähern und auch Besitz von mir ergreifen.
    »Bitte, Janet!« Ich drängte.
    Wenn eine Gefahr auf uns zukam, wurde auch Janet davon nicht verschont.
    »Gut, ich werde…«
    Plötzlich ruckte der Wagen.
    Janets Satz endete in einem leisen Aufschrei. Ich hatte nichts getan. Die Bewegung lag außer meiner Kontrolle, der Rover hatte sich von allein bewegt.
    »Steigen Sie aus, Janet!«
    Zu spät.
    Der Rover fuhr.
    Aber keiner von uns lenkte ihn!
    ***
    Und er gewann an Tempo!
    Es war verrückt. Das Auto schien an einem Band befestigt zu sein, dessen anderes Ende in der Hand eines Riesen endete, der es fest umklammert hielt und dafür sorgte, daß wir keine Chance bekamen, etwas dagegen zu tun. Dennoch versuchte ich es, nachdem ich den ersten Schrecken überwunden hatte.
    Ich trat einfach auf die Bremse.
    Wie lächerlich diese Bewegung gewesen war, merkte ich in den nächsten Sekunden, denn das Fahrzeug wurde um keinen Deut langsamer. Es fuhr weiter voran, nein, es glitt, denn der Boden war verdammt glatt, und unter den Reifen knirschte der Schnee, als er zerdrückt wurde.
    Suko hockte angespannt im Fond. Er bewegte den Kopf, schaute mal durch das rechte, dann wieder durch das linke Fenster. Dabei schluckte er einige Male, flüsterte Worte, die ich nicht verstand, aber sie hörten sich an, als käme er mit den Vorgängen nicht zurecht. Ich hatte meine Hände um den Lenkradring gelegt, als könnte es mir Halt geben.
    Janet sagte nichts. Ihr war die Furcht anzusehen. Das Gesicht sah aus, als gehörte es einem Gespenst. Sie rollte mit den Augen, sie bewegte den Kopf, sie wollte etwas sehen und auch eine Erklärung bekommen. Für mich stand natürlich fest, daß sich Raniel für diesen Vorgang verantwortlich zeigte. Er hatte uns im übertragenen Sinne an der langen Leine gehalten. Wir hatten unter seiner Beobachtung gestanden. Er hatte lange genug gewartet und nun zugeschlagen. Der Rover glitt vor. Er schwankte und schleuderte über die hart gefrorene Fläche. Wir hörten genau, wie das Eis zerkrümelte, wie der harte Schnee zerbrach, als wären es Knochen, über die der schwere Wagen hinwegglitt. Janet hatte sich wieder gefaßt. »Zur Mühle!« flüsterte sie. »Das ist der Weg zur Mühle.«
    »Richtig.«
    »Und wer zieht den Wagen?« Furcht schwang aus ihren Worten mit. Die Stimme stand dicht vor dem Umkippen.
    »Eine Kraft«, sagte ich.
    Damit gab sie sich nicht zufrieden. »Raniel hat damit zu tun, Mr. Sinclair.«
    »Kann sein.«
    »Nein, das ist so. Sie… Sie wollen es nur nicht zugeben.

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