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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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decken sich in der Tat niemals, oder wenn sie sich einmal decken, so ist es zufällig, also wissenschaftlich = 0 zu setzen, als nicht geschehn zu betrachten. In der politischen Ökonomie wird aber unterstellt, daß sie sich decken, warum? Um die Erscheinungen in ihrer gesetzmäßigen, ihrem Begriff entsprechenden Gestalt zu betrachten, d.h., sie zu betrachten unabhängig von dem durch die Bewegung von Nachfrage und Zufuhr hervorgebrachten Schein. Andrerseits, um die wirkliche Tendenz ihrer Bewegung aufzufinden, gewissermaßen zu fixieren. Denn die Ungleichheiten sind entgegengesetzter Natur, und da sie einander beständig folgen, gleichen sie sich durch ihre entgegengesetzten Richtungen, durch ihren Widerspruch untereinander aus. Wenn also in keinem einzigen gegebnen Fall Nachfrage und Zufuhr sich decken, so folgen sich ihre Ungleichheiten so – und es ist das Resultat der Abweichung in einer Richtung, eine andre Abweichung in einer entgegengesetzten Richtung hervorzurufen –, daß, wenn das Ganze einer größern oder kleinern Zeitperiode betrachtet wird, sich Zufuhr und Nachfrage beständig decken; aber nur als Durchschnitt der verflossenen Bewegung und nur als beständige Bewegung ihres Widerspruchs. Dadurch gleichen sich die von den Marktwerten abweichenden Marktpreise, ihrer Durchschnittszahl nach betrachtet, zu Marktwerten aus, indem sich die Abweichungen von den letztren aufheben als Plus und Minus. Und diese Durchschnittszahl ist keineswegs von bloß theoretischer Wichtigkeit, sondern von praktischer für das Kapital, dessen Anlage auf die Schwankungen und Ausgleichungen in mehr oder minder bestimmter Zeitperiode berechnet ist.
    Das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt daher einerseits nur die Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und andrerseits die Tendenz zur Aufhebung dieser Abweichung, d.h. zur Aufhebung der Wirkung des Verhältnisses von Nachfrage und Zufuhr. (Die Ausnahmen von Waren, die Preise haben, ohne Wert zu haben, sind hier nicht zu betrachten.) Nachfrage und Zufuhr können die Aufhebung der durch ihre Ungleichheit hervorgebrachten Wirkung in sehr verschiedner Form durchführen. Z.B. fällt die Nachfrage und daher der Marktpreis, so kann das dazu führen, daß Kapital entzogen und so die Zufuhr vermindert wird. Es kann aber auch dazu führen, daß der Marktwert selbst durch Erfindungen, die die notwendige Arbeitszeit verkürzen, erniedrigt und dadurch mit dem Marktpreis ausgeglichen wird. Umgekehrt: Steigt die Nachfrage und damit der Marktpreis über den Marktwert, so kann dies dazu führen, daß diesem Produktionszweig zuviel Kapital zugeführt und die Produktion so gesteigert wird, daß der Marktpreis selbst unter den Marktwert fällt; oder es kann andrerseits zu einer Preissteigerung führen, die die Nachfrage selbst zurücktreibt. Es mag auch in diesem oder jenem Produktionszweig dazu führen, daß der Marktwert selbst für kürzre oder längre Perioden steigt, indem ein Teil der verlangten Produkte während dieser Zeit unter schlechtern Bedingungen produziert werden muß.
    Bestimmt Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis, so andrerseits der Marktpreis und in weitrer Analyse der Marktwert die Nachfrage und Zufuhr. Bei der Nachfrage ist dies augenscheinlich, da diese sich in umgekehrter Richtung zum Preise bewegt, zunimmt, wenn dieser fällt, und umgekehrt. Aber auch bei der Zufuhr. Denn die Preise der Produktionsmittel, die in die zugeführte Ware eingehn, bestimmen die Nachfrage nach diesen Produktionsmitteln und daher auch die Zufuhr der Waren, deren Zufuhr die Nachfrage nach jenen Produktionsmitteln einschließt. Die Baumwollpreise sind bestimmend für die Zufuhr von Baumwollstoffen.
    Zu dieser Konfusion – Bestimmung der Preise durch Nachfrage und Zufuhr und daneben Bestimmung der Nachfrage und Zufuhr durch die Preise – kommt hinzu, daß die Nachfrage die Zufuhr und umgekehrt die Zufuhr die Nachfrage bestimmt, die Produktion den Markt und der Markt die Produktion. 31
    Selbst der ordinäre Ökonom (s. Note) sieht ein, daß ohne einen durch äußere Umstände herbeigeführten Wechsel der Zufuhr oder des Bedarfs das Verhältnis beider wechseln kann infolge eines Wechsels im Marktwert der Waren. Selbst er muß zugeben, daß, welches immer der Marktwert, Nachfrage und Zufuhr sich ausgleichen müssen, um ihn herauszubekommen. D.h., das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt nicht den Marktwert, sondern dieser umgekehrt erklärt die Schwankungen von Nachfrage und

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