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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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Gegenteil!), wohl aber die benötigten Zahlungsmittel. Dagegen für die Bank war das Geschäft eine zeitweilige Festlegung von Geldkapital in Form einer Anleihe, eine Verwandlung von Geldkapital aus einer Form in eine andre, und diese Verwandlung ist grade die wesentliche Funktion des Bankgeschäfts.
    Dritter Fall. – A hat bei der Bank einen Wechsel diskontieren lassen und dafür, nach Abzug des Diskontos, den Betrag in bar erhalten. In diesem Fall hat er eine nicht flüssige Form von Geldkapital an die Bank verkauft gegen den Wertbetrag in flüssiger Form; den noch laufenden Wechsel gegen bares Geld. Der Wechsel ist jetzt Eigentum der Bank. Daran ändert es nichts, daß bei Mangel [an] Zahlung der letzte Indossent A der Bank für den Betrag haftet; diese Haftbarkeit teilt er mit den andern Indossenten und dem Aussteller, an die er seinerzeit Regreß hat. Hier liegt also gar kein Vorschuß vor, sondern ein ganz gewöhnlicher Kauf und Verkauf. A hat daher der Bank auch nichts zurückzuzahlen, sie deckt sich durch Einkassieren des Wechsels bei Verfall. Auch hier hat gegenseitige Kapitalübertragung zwischen A und der Bank stattgefunden, und zwar ganz wie beim Kauf und Verkauf jeder andern Ware, und ebendeshalb hat A kein zusätzliches Kapital erhalten. Was er brauchte und erhielt, waren Zahlungsmittel, und er erhielt sie dadurch, daß die Bank ihm die eine Form seines Geldkapitals – den Wechsel – in die andre – das Geld – verwandelte.
    Von wirklichem Kapitalvorschuß kann also die Rede sein nur beim ersten Fall. Im zweiten und dritten Fall höchstens nur in dem Sinn, wie bei jeder Kapitalanlage man »Kapital vorschießt«. In diesem Sinn schießt die Bank dem A Geldkapital vor; aber für A ist es Geld kapital höchstens in dem Sinn, daß es ein Teil seines Kapitals überhaupt ist. Und er verlangt und gebraucht es nicht speziell als Kapital, sondern speziell als Zahlungsmittel. Sonst wäre auch jeder gewöhnliche Warenverkauf, wodurch man sich Zahlungsmittel verschafft, als ein empfangner Kapitalvorschuß anzusehn. – F. E.}
    Bei der Privatbank mit Notenausgabe besteht der Unterschied, daß, falls ihre Noten weder in der Lokalzirkulation bleiben, noch ihr selbst zurückkehren in Form von Depositen oder für Zahlung fälliger Wechsel, diese Noten in die Hände von Leuten fallen, denen sie Gold oder Noten der Bank von England in Auswechslung derselben zahlen muß. So repräsentiert in diesem Fall der Vorschuß ihrer Noten in der Tat Vorschuß von Noten der Bank von England, oder was für sie dasselbe, von Gold, also einen Teil ihres Bankkapitals. Dasselbe gilt von dem Fall, wo die Bank von England selbst oder irgendeine andere Bank, die einem gesetzlichen Maximum der Notenausgabe unterworfen ist, Wertpapiere verkaufen muß, um ihre eignen Noten aus der Zirkulation zu ziehn und sie dann wieder in Vorschüssen auszugeben; hier repräsentieren ihre eignen Noten einen Teil ihres mobilisierten Bankkapitals.
    Selbst wenn die Zirkulation rein metallisch wäre, könnte gleichzeitig 1. ein Goldabfluß 〈hier ist offenbar ein Goldabfluß gemeint, der wenigstens zum Teil ins Ausland geht, F. E.} die Schatzkammer leeren, und 2., da das Gold hauptsächlich von der Bank nur zur Saldierung von Zahlungen (Erledigung vergangner Transaktionen) verlangt würde, so könnte ihr Vorschuß auf Wertpapiere sehr wachsen, ihr aber in Form von Depositen zurückkehren oder in Rückzahlung fälliger Wechsel; so daß einerseits, bei Zunahme der Wertpapiere im Portefeuille der Bank, ihr Gesamtschatz abnähme, sie andrerseits dieselbe Summe, die sie früher als Eigentümerin hielt, jetzt als Schuldnerin ihrer Depositäre halten würde und endlich die Gesamtmasse des zirkulierenden Mediums abnähme.
    Es ist bisher vorausgesetzt worden, daß die Vorschüsse in Noten gemacht werden, also wenigstens eine augenblickliche, wenn auch sofort wieder verschwindende Vermehrung der Notenausgabe mit sich führen. Dies ist aber nicht nötig. Statt der Papiernote kann die Bank dem A einen Buchkredit eröffnen, wo also dieser, ihr Schuldner, zum imaginären Depositor bei ihr wird. Er zahlt seine Gläubiger mit Schecks auf die Bank, und der Empfänger dieser Schecks zahlt sie weiter an seinen Bankier, der sie gegen die auf ihn laufenden Schecks im Clearing House austauscht. In diesem Fall findet gar keine Dazwischenkunft von Noten statt, und die ganze Transaktion beschränkt sich darauf, daß der Bank eine Forderung, die sie zu machen hat, mit einem Scheck

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