Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
Es ist daher, wie schon Fourier bemerkt hat, eine charakteristische Tatsache, daß in allen zivilisierten Ländern ein verhältnismäßig bedeutender Teil des Bodens stets der Kultur entzogen bleibt.
Den Fall also gesetzt, daß die Nachfrage Aufbrechen neuer Ländereien erheischt, sage unfruchtbarerer Ländereien als die bisher bebauten, wird der Grundeigentümer diese Ländereien umsonst verpachten, weil der Marktpreis des Bodenprodukts hoch genug gestiegen ist, damit die Kapitalanlage in diesem Boden dem Pächter den Produktionspreis zahlt und daher den gewöhnlichen Profit abwirft? Keineswegs. Die Kapitalanlage muß ihm eine Rente abwerfen. Er verpachtet erst, sobald ihm ein Pachtgeld gezahlt werden kann. Der Marktpreis muß also über den Produktionspreis gestiegen sein zu P + r, so daß dem Grundeigentümer eine Rente gezahlt werden kann. Da das Grundeigentum der Voraussetzung nach ohne die Verpachtung nichts einträgt, ökonomisch wertlos ist, so ist ein geringes Steigen des Marktpreises über den Produktionspreis hinreichend, um den neuen Grund und Boden schlechtester Sorte in den Markt zu bringen.
Es fragt sich nun: Folgt aus der Grundrente des schlechtesten Bodens, die aus keiner Differenz der Fruchtbarkeit hergeleitet werden kann, daß der Preis des Bodenprodukts notwendig ein Monopolpreis im gewöhnlichen Sinn ist oder ein Preis, worin die Rente in der Form eingeht wie eine Steuer, nur daß der Grundeigentümer die Steuer erhebt statt des Staats? Daß diese Steuer ihre gegebnen ökonomischen Schranken hat, ist selbstverständlich. Sie ist beschränkt durch zusätzliche Kapitalanlagen auf den alten Pachtungen, durch die Konkurrenz der fremden Bodenprodukte – deren freie Einfuhr vorausgesetzt –, durch die Konkurrenz der Grundeigentümer untereinander, endlich durch Bedürfnis und Zahlungsfähigkeit der Konsumenten. Aber darum handelt es sich hier nicht. Es handelt sich darum, ob die Rente, die der schlechteste Boden zahlt, in den Preis seines Produkts, der der Voraussetzung nach den allgemeinen Marktpreis reguliert, in derselben Weise eingeht, wie eine Steuer in den Preis der Ware, auf die sie gelegt ist, d.h. als ein von ihrem Werte unabhängiges Element.
Es folgt dies keineswegs notwendig und ist nur behauptet worden, weil der Unterschied zwischen dem Wert der Waren und ihrem Produktionspreis bisher nicht begriffen war. Wir haben gesehn, daß der Produktionspreis einer Ware keineswegs mit ihrem Wert identisch ist, obgleich die Produktionspreise der Waren, in ihrer Totalität betrachtet, nur durch ihren Gesamtwert reguliert sind und obgleich die Bewegung der Produktionspreise der verschiednen Warensorten, alle andren Umstände gleichbleibend gesetzt, ausschließlich durch die Bewegung ihrer Werte bestimmt ist. Es ist gezeigt worden, daß der Produktionspreis einer Ware über oder unter ihrem Wert stehn kann und nur ausnahmsweis mit ihrem Wert zusammen fällt. Die Tatsache daher, daß die Bodenprodukte über ihren Produktionspreis verkauft werden, beweist noch keineswegs, daß sie auch über ihren Wert verkauft werden; wie die Tatsache, daß im Durchschnitt die Industrieprodukte zu ihrem Produktionspreis verkauft werden, keineswegs beweist, daß sie zu ihrem Wert verkauft werden. Es ist möglich, daß Agrikulturprodukte über ihrem Produktionspreis und unter ihrem Wert verkauft werden, wie andrerseits viele Industrieprodukte nur den Produktionspreis abwerfen, weil sie über ihrem Wert verkauft werden.
Das Verhältnis des Produktionspreises einer Ware zu ihrem Wert ist ausschließlich bestimmt durch das Verhältnis, worin der variable Teil des Kapitals, womit sie produziert wird, zu seinem konstanten Teil steht, oder durch die organische Zusammensetzung des sie produzierenden Kapitals. Ist die Zusammensetzung des Kapitals in einer Produktionssphäre niedriger als die des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals, d.h. ist sein variabler, in Arbeitslohn ausgelegter Bestandteil, im Verhältnis zu seinem konstanten, in den sachlichen Arbeitsbedingungen ausgelegten Bestandteil, größer als dies beim gesellschaftlichen Durchschnittskapital der Fall ist, so muß der Wert seines Produkts über seinem Produktionspreis stehn. D.h. ein solches Kapital produziert, weil es mehr lebendige Arbeit anwendet, bei gleicher Exploitation der Arbeit mehr Mehrwert, also mehr Profit, als ein gleich großer aliquoter Teil des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals. Der Wert seines Produkts steht daher über seinem
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