Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
Vom Netzwerk:
draußen willst du jetzt nicht sein. Der totale Affenzirkus.«
    »Ja sicher«, antwortete Quinn und stemmte sich hoch auf den Hocker neben der Kasse, so dass ihre Füße weit über dem Boden baumelten. Sie war immer recht klein gewesen, und schon als Kind war Ellie sich neben ihr wie eine Riesin vorgekommen, lang und linkisch und mit ihren roten Haaren viel zu auffällig. Bohne und Bohnenstange hatte Mom sie beide immer genannt, und Ellie hatte es immer höchst unfair gefunden, dass sie von ihrem Vater nichts als seine lachhafte Körpergröße geerbt hatte, und das, wo sie unter keinen Umständen aus der Menge herausragen wollte.
    »Das ist doch sicher das Coolste, was hier je passiert ist«, sagte Quinn mit leuchtenden Augen. »Es wäre wie im Film, wenn es nicht sowieso schon ein Film wäre.« Sie hielt eine Zeitschrift hoch. »Und es ist ja auch nicht bloß so ein alberner kleiner Indie-Film. Da spielen richtige Stars mit. Olivia Brooks und Graham Larkin. Graham Larkin. Hier bei uns, einen ganzen Monat lang.«
    Ellie sah sich mit zusammengekniffenen Augen das Foto an, das vor ihr hin und her geschwenkt wurde: ein Gesicht, das sie schon tausend Mal gesehen hatte, ein dunkelhaariger Typ mit noch dunklerer Sonnenbrille und mürrischer Miene, der sich durch die Fotografen drängte. Sie wusste, er war ziemlich genau in ihrem Alter, aber irgendwas ließ ihn älter wirken. Ellie versuchte, sich ihn hier in Henley vorzustellen, wie er den Paparazzi auswich, Autogramme schrieb, zwischen den Aufnahmen mit seiner schönen Filmpartnerin plauderte, aber irgendwie spielte ihre Fantasie nicht mit.
    »Alle glauben, dass er mit Olivia zusammen ist oder jedenfalls so gut wie«, sagte Quinn. »Aber man weiß ja nie. Vielleicht steht er mehr auf Kleinstadtmädchen. Meinst du, er kommt irgendwann mal hier vorbei?«
    »Es gibt doch im ganzen Ort überhaupt bloß zwölf Läden«, sagte Ellie. »Die Chancen stehen also gut.«
    Quinn sah ihr zu, wie sie Eisportionierer abwusch. »Wie kann dir das alles nur so egal sein?«, fragte sie. »Das ist doch aufregend .«
    »Ich find’s bloß nervig«, sagte Ellie, ohne aufzublicken.
    »Aber gut fürs Geschäft.«
    »Ist wie Kirmes.«
    »Genau«, sagte Quinn triumphierend. »Und Kirmes macht Spaß.«
    »Nicht, wenn man Achterbahnen nicht ausstehen kann.«
    »Tja, in dieser hier steckst du drin, ob es dir gefällt oder nicht«, sagte Quinn lachend. »Also schnall dich lieber an.«
    Vormittags war es im Laden immer ruhig; richtig hektisch wurde es erst nach dem Mittag, aber weil die Stadt heute so voll war, kamen auch jetzt schon ein paar Leute hereingeschneit und kauften Tütchen voller Bonbons aus den Gläsern in den Regalen oder ein morgendliches Eis zum Abkühlen. Kurz vor dem Ende ihrer Schicht half Ellie einem kleinen Jungen, sich ein Eis auszusuchen, während Quinn seiner Mutter, die das Handy am Ohr hatte, einen Schoko-Milchshake machte.
    »Wie wäre es mit Pfefferminz-Krokant?«, schlug Ellie vor und beugte sich über das kühle Glas, während der Junge – wahrscheinlich nicht älter als drei Jahre – sich auf die Zehenspitzen stellte, um alle Eissorten sehen zu können. »Oder Keksteig?«
    Er schüttelte den Kopf, und die Haare fielen ihm vor die Augen. »Ich will Rosa.«
    »Rosa?«
    »Rosa«, sagte er, nun allerdings etwas unsicher geworden.
    »Erdbeer?« Ellie zeigte auf den Behälter voller rosaroter Eiscreme, und der Junge nickte.
    »Rosa wie Schweinchen«, erklärte er, als sie ihm das Eis in einen kleinen Becher drückte.
    »Stimmt«, sagte sie und reichte ihm den Becher. Mit den Gedanken war sie schon ganz woanders: bei einer Mail, die sie vor ein paar Wochen bekommen hatte, von – na ja, sie wusste eigentlich nicht, von wem ; wenigstens nicht so richtig. Jedenfalls war es um sein Schwein Wilbur gegangen, das sich zu seinem Entsetzen bei einer Grillparty offenbar einen Hotdog geschnappt hatte.
    Mein Schwein , hatte er gemailt, ist jetzt offiziell ein Kannibale.
    Halb so schlimm , hatte Ellie geantwortet. Würde mich wundern, wenn in dem Würstchen überhaupt richtiges Fleisch gewesen wäre.
    Dem war eine längere Diskussion darüber gefolgt, was wohl wirklich in dem Hotdog gewesen war, was sie dann natürlich auf andere Themen gebracht hatte, von Lieblingsspeisen bis zum besten Urlaubsessen, und ehe sie sich’s versah, zeigte die Uhr zwei Uhr morgens. Wieder einmal hatten sie sich richtig gut unterhalten, ohne wirklich über irgendwas zu reden, und wieder einmal war Ellie

Weitere Kostenlose Bücher