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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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vor.
     
    Das Gedränge in den engen Straßen, der Gestank der mit Unrat überhäuften Gossen und der Lärm der schiebenden und stoßenden Menschenmenge ließ die beiden Mädchen schaudern. So hatten sie sich die Stadt nicht vorgestellt!
     
    Gern hätten sie Malux gebeten, sofort wieder umzukehren, doch dann hatten sie die Mitte der Stadt durchquert und kamen nun in ein Viertel, in dem hohe Mauern, nur von gewaltigen Toren durchbrochen, riesige Parks einschlossen, in denen anscheinend nur jeweils ein Haus zu stehen schien. Dieser Stadtteil lag unterhalb des Hügels, auf dem die Burg des Herrschers über der Stadt thronte. Hier wohnten die Edlen des Reiches, wenn der König sie von ihren Ländereien in seine Nähe beorderte.
     
    Es dämmerte schon, als Malux vor einem dieser großen Tore anhielt. Aus dem Torhaus trat ein Mann und schwang die beiden großen Torflügel zurück, damit der Wagen passieren konnte.
     
    „Eil dich!“ rief der Torhüter Malux nach. „Der Herr wartet schon.“
     
    Der Wagen folgte dem breiten Weg, der auf das Haus zuführte. Vor den staunenden Augen der beiden Mädchen erhob sich ein riesiges Gebäude, das aus dunklen Steinen errichtet war. Hell erleuchtete Fenster warfen ihren Schein auf eine breite Treppe, die zum Hauptportal hinaufführte.
    Auf der obersten Stufe stand eine hagere, in ein langes schwarzes Gewand gehüllte Gestalt: Romando , der Herr des Hauses.
     
    Vor der Treppe zügelte Malux die Pferde und sprang ab. Dann half er den beiden Mädchen aus dem Wagen.
     
    „Du kommst spät, Malux!“ In Romandos Stimme schwang Ärger mit. „Wir werden darüber noch sprechen!
    Kommt herauf !“ sagte er dann zu Tamira und Anina. „Man wird euch in euer Zimmer führen. Beeilt euch mit dem Umkleiden, denn in einer halben Stunde werden wir zu Abend essen. Ihr könnt euch als erste Regel des Hauses schon merken, dass ich nichts so sehr hasse wie Unpünktlichkeit!“
     
    Ohne ein weiteres Wort der Begrüßung wandte er sich um und überließ es den beiden Mädchen, ihm zu folgen.
    Zögernd traten die beiden durch das Portal. Tamira entfuhr ein Ausruf des Erstaunens, und Anina erstarrte mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund.
    Vor ihnen öffnete sich eine weite Halle, deren Boden mit Steinplatten gefliest und mit vielen Teppichen belegt war. Rechts und links der Halle führten Treppen auf eine Empore. Vor dem riesigen Kamin an der Stirnwand standen einige reich geschnitzte Lehnsessel. Kunstvoll gewebte Behänge mit Jagd- und Kriegsszenen bedeckten große Teile der Wände, an denen auch wertvolle, verzierte Prunkwaffen und große Gemälde hingen. In den tiefen Nischen der in die dicken Wände eingesetzten, mit farbigen Glasmotiven verzierten Fenster gab es rechts und links kleine Ruhebänke. Auf mehreren Sockeln rund um die Halle standen Prachtrüstungen.
    Hätten die beiden Mädchen die Erfahrung gehabt, so hätte sie diese Halle eher an die eines Kriegsherrn als eines Gelehrten erinnert.
     
    Tamira und Anina schraken aus ihrer Erstarrung, als sich rechts von ihnen eine Tür öffnete. Eine Frau mittleren Alters in einem schwarzen, hochgeschlossenen Gewand, deren Haar unter einer ebenfalls schwarzen Haube völlig verborgen war, betrat die Halle. Sie klatschte in die Hände.
     
    „Rasch, rasch, ihr beiden!“ befahl sie streng. „Steht dort nicht herum und haltet Maulaffen feil! Folgt mir!“
     
    Eingeschüchtert eilten die beiden Mädchen hinter der Frau her, die nun die Treppe zur Empore hinaufstieg. Sie folgten ihr nach rechts in einen Gang, von dem mehrere Türen abgingen. Die Frau öffnete eine der Türen, hinter der ein geräumiges Zimmer lag. Einige Kerzenleuchter mit fein gezogenen Wachslichtern erhellten den Raum.
    Auf der linken Seite dominierte e in breites Bett mit einem auf schön geschnitzten Ständern ruhenden Baldachin mit schweren roten Samtvorhängen den Raum. Ein Tisch mit zwei Stühlen, ein breiter, geschnitzter Schrank, mehrere Truhen und ein Waschtisch mit Schüssel und Krug aus hübsch bemaltem Steinzeug vervollständigten die Einrichtung.
    Schwere , zugezogene Portieren verdeckten anscheinend ein Fenster.
     
    Atemlos vor Staunen standen die beiden Mädchen im Türrahmen, während die Frau bereits die Schranktür geöffnet und zwei Gewänder herausgenommen hatte. Als sie bemerkte, dass Tamira und Anina noch nicht im Zimmer waren, zischte sie die beiden wütend an:
     
    „Worauf wartet ihr? Wollt ihr euch im Gang waschen und anziehen? Zieht sofort die

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