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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Collin.
    »Lieutenant … seien Sie bitte so diskret wie möglich …«
    »Mrs. Vanhuisen«, versucht Collin den Redefluß zu stoppen und steht auf. »Seien Sie unbesorgt. Es handelt sich lediglich um eine kleine Auskunft.«
    »Gott sei Dank!« Die Besitzerin atmet auf. Erschöpft vor Aufregung sinkt sie in einen der tiefen Sessel. Collin bleibt in dienstlicher Haltung vor ihr stehen.
    »In Ihrer Pension wohnt eine Miß Peggy Whyler?« fragt er.
    »Ja«, antwortet Mrs. Vanhuisen erstaunt. »Die Künstlerin ist seit fast drei Monaten bei mir. Sie tritt im ›Globe-Theater‹ als Drahtseiltänzerin und Partnerin des bekannten Jim Dhiser auf.«
    »Sehr richtig. Und sie hat ihre Rechnungen immer pünktlich bezahlt?«
    »Immer. Alle vierzehn Tage im voraus. – Das ist bei mir üblich«, erläutert Mrs. Vanhuisen stolz. Michael Collin dagegen bekommt ein äußerst nachdenkliches Gesicht.
    »Wie hoch ist der Pensionspreis Miß Whylers?« fragt er.
    »Sie bewohnt jetzt eines der besten Apartments. Monatlich dreihundert Dollar.«
    »Dreihundert Dollar? – Sie betonten ›jetzt‹. Soll das heißen, daß Miß Whyler vorher in einem anderen Raum gewohnt hat?«
    »Ja, als sie sich einmietete, wollte sie nur ein einfaches Zimmer ohne Bad und WC. Das kostete einhundert Dollar. Vor etwa einem Monat aber ist sie dann umgezogen …«
    »Und haben Sie den Eindruck, daß sich Miß Whyler diese hohe Summe vom Munde absparen muß?«
    »Mister ….«
    »Collin …«, verneigt sich der Lieutenant.
    »Mister Collin, dies ist ein seriöses Haus, meine Gäste haben Anspruch darauf, daß ihre Privatangelegenheiten nicht bekannt werden.«
    »Darf ich Sie daran erinnern, daß ich im Zuge polizeilicher Ermittlungen um eine Auskunft bitte …«
    Seufzend lehnt sich Mrs. Vanhuisen zurück.
    »Also gut. Miß Whyler scheint über sehr viel Geld zu verfügen. Vor allem seit einigen Wochen. Sie hat sich nach der neuesten Mode eingekleidet … und mit viel Geschmack«, fügt sie nach einer kurzen Pause bewundernd hinzu. »Ich bedaure dieser Miß Whyler wegen, nicht mehr zur Jugend zu gehören.«
    »Und bekam Miß Whyler öfter Herrenbesuch?«
    »Bei mir nie!« Mrs. Vanhuisen reckt sich. »Meine Pension ist ein seriöses Haus, kein Absteigequartier!«
    Doch plötzlich stockt sie, und ein verzagtes Lächeln huscht über ihr Gesicht. »Doch nein, ich hätte jetzt fast gelogen … Mister Dhiser war ab und zu bei Miß Whyler.«
    »Ach, ihr Partner!«
    »Ja. Eben, weil er ihr Partner ist, hatte ich gegen diese Besuche nichts einzuwenden.«
    »Natürlich. Das ist auch weniger interessant. Aufschlußreicher war für mich Ihre Beobachtung, daß Mrs. Whyler in letzter Zeit ihre Garderobe völlig erneuert hat.«
    Michael Collin klappt sein Notizbuch zu und steckt es in die Tasche. »Das wäre alles, Mrs. Vanhuisen. Miß Whyler ist doch auf ihrem Zimmer?«
    »Ja. Ich war zufällig in der Halle, als sie heute abend kam. Sie schien sehr erregt zu sein.«
    »Ach!« Collin horcht auf. »Können Sie sich an die Zeit erinnern?«
    »Lassen Sie mich nachdenken … es muß gegen einundzwanzig Uhr dreißig gewesen sein … wohl eher gegen einundzwanzig Uhr fünfzehn.«
    »Und sie schien Ihnen erregt? … Machte sie Ihnen gegenüber irgendwelche Andeutungen über den Grund ihrer Erregung?«
    »Nein. Wir sagten uns nur einen ›Guten Abend‹. Vielleicht hatte sie sich wieder mit ihrem Partner gestritten. Das scheint öfter vorgekommen zu sein. Auch hier hatten die beiden mal eine Szene. Es war ein peinlicher Vorfall. Und nur weil Miß Whyler so eine nette Person ist, habe ich ihr nicht gekündigt … ich hatte sogar etwas Mitleid mit ihr, Mister Dhiser muß sehr kleinlich und genau sein.«
    »Von einer Kleinigkeit kann das Leben eines Artisten abhängen«, entgegnet Collin sinnend. »Und Sie wissen bestimmt, daß Miß Whyler auf ihrem Zimmer ist?«
    »Das können wir leicht feststellen«, nickt Mrs. Vanhuisen und greift eilig nach dem Telefon. Sie dreht die Nummer vierzehn, es knackt in dem Apparat, und eine helle Mädchenstimme meldet sich. Befriedigt blinzelt Miß Vanhuisen Collin zu … »Miß Whyler«, sagt sie, »haben Sie soeben angerufen? Die Zentrale war einige Minuten nicht besetzt – und als ich jetzt kam, war mir, als habe Ihre Nummer aufgeleuchtet? – Nein? – Ja, es ist gut. Morgen früh wecken, wie immer. – Gute Nacht, Miß Whyler.«
    Mrs Vanhuisen legt den Hörer auf die Gabel und blickt zu Collin hin, dessen Gesicht eine leichte Enttäuschung nicht

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