Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
verbergen kann.
    »Zufrieden?« fragt sie ihn und kommt sich äußerst überlegen vor. Collin nickt.
    »Ja, danke. Aber eine Bitte habe ich noch: Wahren Sie über unsere Unterredung strengstes Stillschweigen. Und schärfen Sie bitte auch dem Mädchen, das mir öffnete, ein, daß mein Besuch kein öffentliches Thema ist. Vor allen Dingen kein Wort zu Miß Whyler selbst!«
    »Das liegt schon in meinem eigenen Interesse«, betont Mrs. Vanhuisen und kann doch ihre Neugier nicht länger bezähmen: »Was ist denn mit Miß Whyler?« fragt sie mit Erregung.
    »Nichts, wie ich hoffe. Im Theater sind einige Diebstähle passiert, und da mußte auch Miß Whyler überprüft werden. Aber da sie heute so früh zu Hause war, kann sie es schon deshalb nicht gewesen sein«, lügt Collin mit Übung und Gewandtheit. »Und nochmals besten Dank, Mrs. Vanhuisen …«
    Als er draußen auf der Straße steht und nochmals auf das schwach erleuchtete große Haus zurückblickt, schüttelt er resigniert den Kopf und vergräbt die Hände in die Hosentaschen.
    »Ein Windei!« murmelt er und begibt sich zu seinem Wagen. »Auch wenn das liebe Häschen lauter neue Kleider bekommen hat – wird sich halt einen neuen Liebhaber angelacht haben, die Kleine. Und wenn es Bob Rint gewesen wäre? Dann hätte gerade sie keinen Grund gehabt, ihn zu ermorden. Man schlachtet doch die Henne nicht, die goldene Eier legt.«
    Vielleicht … vielleicht … wenn sich Michael Collin jedoch persönlich für Miß Whyler interessiert hätte, wäre der Fall Joan Dhiser früher gelöst worden.

5.
    Während Collin müde und im Bewußtsein, seine Pflicht mehr als erfüllt zu haben, nach Hause fährt, wälzt sich ein anderer in die Ereignisse Verwickelter in seinem Bett und kann nicht schlafen.
    Sam, der alte Portier des ›Globe-Theaters‹. Nicht die Überstundenprämie von sechs Dollar fünfundsiebzig Cent und das Problem, wie das unverhoffte Geld am besten zu verwenden sei, sind schuld an seiner Schlaflosigkeit. Diese Gedanken sind längst vergessen. Nein, etwas anderes quält ihn und bringt sein Gewissen in einen argen Konflikt.
    Er hat bei seiner Befragung im Theater eine Aussage unterlassen. Vielleicht war sie nicht wichtig und so dumm, daß man ihn auslachen und hinauswerfen würde, vielleicht aber auch so wichtig, daß sie dazu beitragen könnte, den rätselhaften Mord aufzuklären. Denn so viel hatte auch der alte Mann mitbekommen: Der Mörder muß im Theater gewesen sein. Und wenn das der Fall war, dann hat er – Sam – ihn gesehen. Er muß bei ihm vorbeigekommen sein.
    Auf jeden Fall, so grübelt der Portier vor sich hin, muß ich morgen früh um zehn Uhr zum Inspector gehen und meine Aussage nachholen, auch wenn ich nicht geladen bin. Oder ob ich erst Direktor Blondie frage?
    Er setzt sich im Bett auf und findet keinen Schlaf. Neben ihm liegt Susan und schnarcht leise. Seit dreißig Jahren liegt sie so neben ihm, aber heute beneidet er sie zum erstenmal um ihren gesunden Schlaf. Wie sie lächelt, denkt er. Träumt wohl von ihrem Enkelkind. Wie schmal und faltig ihr Gesicht geworden ist. Vor dreißig Jahren war sie attraktiv und knackig gewesen, besonders angetan hatten es ihm damals ihre Grübchen in den Wangen.
    Er seufzt und legt sich zurück. Vor dreißig Jahren! Wie lange der Mensch doch lieben kann, denkt er plötzlich. Auch nach dreißig Jahren bleibt die Frau an seiner Seite seine ›Susan‹. Wie merkwürdig der Mensch doch ist.
    Er schließt die Augen und zwingt sich einzuschlafen. Aber es will nicht gelingen. Qualvoll hämmert ein bedrückender Gedanke durch sein Gehirn: Bob Rint und Joan Dhiser sind ermordet worden – und ich kann vielleicht helfen, die Mörder zu finden …
    Das Schweigen der Nacht macht ihm Angst. Es ist unheimlich. Er tastet nach Susan rechter Hand und fühlt beglückt ihre Wärme.
    Und er lächelt noch, als er endlich eingeschlafen ist …

6.
    Am nächsten Morgen stiefelt Michael Collin, wenn auch mit süßsaurer Miene, Punkt zehn Uhr in das Büro seines Chefs.
    Jacklow scheint ihn bereits zu erwarten. Denn kaum hat sich der Lieutenant gesetzt, fordert ihn der Inspector auf, über seinen Besuch bei Peggy Whyler zu berichten.
    Collin – als ausgesprochener Morgenmuffel –, noch nicht so richtig auf Touren, lehnt sich erst einmal zurück und nimmt auch in Kauf, daß sich auf der Stirn von Jacklow nicht übersehbare Unmutsfalten bilden.
    »Es hätte jedenfalls genügt, wenn ich erst heute dort hingegangen wäre. Diese kleine

Weitere Kostenlose Bücher