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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinald Koch
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jetzt bitte zunächst meine Frage beantworten!«
    Hanlicho lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich beneide Sie nicht, Hoheit Admiral! … nicht um Ihr Amt, noch um den Zeitpunkt oder die Art, wie Sie zu diesem Amt gekommen sind. – Zunächst muss ich Sie wahrscheinlich enttäuschen. Überall gibt es Schwierigkeiten und Widerstände, die meine Arbeit behindern.
    Zweifellos war Mohalja ein ungeheuer angesehener und wichtiger Mann, aber er hatte sich viele Feinde geschaffen; doch hier ist noch mehr im Spiel. Alle Leute seiner Umgebung, ob einflussreich oder unbedeutend, bemühen sich, die Umstände des Mordes zu verschleiern, als hätten sie ihn selbst begangen. – Ich habe bis jetzt nicht einmal die Leiche sehen können!
    Wo ist die Tatwaffe? – Sie ist im Labor der Raumpolizei, aber mir wird der Zutritt verwehrt. Begründung: die Sicherheit der Flotte sei gefährdet.
    Wir kommen nirgends weiter. – Insofern ist es wirklich das Beste, wenn der Nachfolger des Admirals die Untersuchung selbst in die Hand nimmt. Ihnen, Hoheit, stehen alle Türen offen.«
    Franzik lächelte skeptisch, nickte aber und dachte dabei an sein Erlebnis mit dem automatischen Pförtner.
    »Schreiben Sie mir einen genauen Bericht über alles, was Sie bisher unternommen haben«, bat er den Major und verabschiedete sich.
    Vor der Tür zu Mohaljas Büro zögerte Franzik einige Sekunden beklommen, dann legte er energisch seine Hand auf den Öffner und sah zu, wie die Tür in die Wand glitt. – Der Raum wirkte nicht besonders groß, und er war scheußlich hellbraun lackiert. Franzik vermutete, dass man den Anstrich auf Mohaljas besonderen Wunsch hin angebracht hatte.
    Links neben der Tür hing eine altmodische Planetenuhr, deren elektrischer Mechanismus den jeweiligen Stand der Planeten und Monde des Sonnensystems zeigte; darunter eine Hemisphärenkarte des Planeten Ne Par, jener herrlichen Welt, von der die Soldaten, wenn sie nur einmal dort gewesen waren, noch nach Jahren schwärmten.
    Ein Name war durch einen roten Magnetbalken hervorgehoben: »Monarchie Zaina« las der Admiral. – »Zaina« – er schmeckte den Namen wie ein fremdartiges Gewürz auf der Zunge.
    Der Schreibtisch Mohaljas war angefüllt mit einem Wust von Blättern. Die Mehrzahl davon waren unverständliche handschriftliche Manuskripte. – Ein sonderbarer Mann, dachte Franzik. Er schrieb mit der Hand?
    Nach längerem Suchen fand er zwischen Zuteilungsscheinen und einigen alten Speisekarten der Kantine einen schmalen hellroten Streifen. Darauf stand in Mohaljas breiter Handschrift: An meinen Nachfolger!
    Für den Fall meines plötzlichen Ablebens sind alle wichtigen Informationen über meine gegenwärtige Tätigkeit im Memorsystem gespeichert. Sie können nach der üblichen Identifizierung unter der Nummer 53 87 11 abgerufen werden. Viel Glück! Mohalja, Admiral der Raumpolizei.
    Franzik drehte den Streifen um, aber die Rückseite war unbeschrieben. Er legitimierte sich am Memorsystem und tippte die Kodenummer, die Mohalja für ihn hinterlassen hatte, in die Maschine. Sofort ertönte eine Franzik unbekannte Stimme:
    »Hier spricht Admiral Mohalja – zum letzten Mal. – Ich hoffe, dass ich einen guten Nachfolger habe; aber wie dem auch sei, mein Nachfolger wird nicht mehr viel an meiner Politik ändern können. – Merken Sie sich jedenfalls gut, was ich sage, denn dieses Band löscht sich, während es abläuft.
    Heute, am ersten Tag des Monats der Traurigen Sonne, ist die Flotte nach Ne Par aufgebrochen, fast zwanzig Tage früher als in den Vorjahren. – Diesmal haben die Schiffe keine Handelsware an Bord, sondern Soldaten und Waffen.
    Unsere Welt ist seit Generationen von den primitiven Eingeborenen Ne Pars erbarmungslos erpresst worden. – Das für uns lebenswichtige Proferment phi hat auf Ne Par an sich überhaupt keinen Handelswert, während unser Gold, das wir dagegen tauschen, seit etwa fünfzig Jahren unter ungeheurem Energieaufwand durch Transmutation aus anderen Elementen hergestellt werden muss, denn die natürlichen Goldvorkommen des Mondes Adapor sind so weit erschöpft, dass ein weiterer Abbau unwirtschaftlich geworden ist. Exakte Berechnungen haben ergeben, dass wir den Raubbau an unseren Energiereserven sofort beenden müssen, wenn wir die nächsten hundert Jahre auf Adapor überleben wollen.
    Vizeadmiral Lubar leitet in meinem Auftrag die Invasion. – Er hat Befehl, zunächst nur die Monarchie Zaina anzugreifen. Nach unseren Informationen ist Zaina das

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