Der globale Eingriff
Schatten warf.
Nach und nach wurde das Grün der Oberfläche lichter und wurde zu einem Gelb, dann zu einem Braun, bis sich schließlich unter ihnen nichts als eine dürre und leblose Wüste erstreckte. Nun war eine Anzahl kleiner grauer Kuppeln zu sehen. Um jede Kuppel herum waren einige stummelartige Zylinder angebracht. Weitere Details waren nicht erkennbar, da die Hitze die Szenerie dermaßen verzerrte, daß man das Gefühl hatte, als würde man sich das Ganze durch fließendes Wasser hindurch anschauen. Das ganze Bild begann zu wackeln, als das Fluggerät, von dem aus man die Bilder aufnahm, in die erhitzte Luft geriet und geschüttelt wurde.
„Die Oberfläche von Pessat“, sagte die Mary. „Vor ein paar hundert Jahren hätten Sie die Atmosphäre atembar gefunden. Sogar jetzt würde sie Sie nicht umbringen, wenn Sie mehr als fünfundzwanzig Kilometer von einer Hitze- und Gasabfall-Vernichtungseinheit entfernt wären. Das ist der Gebäudekomplex, der sich jetzt in der Mitte des Bildes befindet.
Die unterirdischen Städte von Plessat erzeugen große Mengen von Hitze“, fuhr sie fort, „ebenso wie andere Abfalle, und die Kuppeln nehmen diese Abfalle automatisch auf und wandeln die Hitze in Energie um. Außer den Beobachtungstürmen, die die land- und meerwirtschaftliche Ernte überwachen, gibt es auf der Oberfläche keine Gebäude, die organisches Leben enthalten. Die Besatzung der Türme setzt sich ausschließlich aus Wissenschaftlern, politischen Beratern und Wächtern zusammen, da die örtliche Plessatbevölkerung psychologisch nicht mehr dazu in der Lage ist, anders als die Erdbevölkerung, frei zu arbeiten.“
„Wächter?“ unterbrach Malcolm. „Wollen Sie damit sagen, daß die Wesen auf Plessat identisch mit Erdenmenschen sind?“
„Nein, das will ich nicht sagen“, erwiderte die Mary. „Ungefähr siebzig Kilometer von hier entfernt ist die Plessat-Duplizier-Anlage, die viel größer ist als diese hier. Und jetzt sehen Sie eine der unterirdischen Städte…“
Die durchschnittliche Plessatstadt lag ungefähr zweieinhalb Kilometer unter der Oberfläche und war bis zu einhundertfünfzig Quadratkilometer groß. Dichter an der Oberfläche waren die Energieanlagen, die Nahrungserzeuger, die Lufterneuerungsbetriebe, die Druckausgleichsysteme – dies alles waren riesige und in ihrer Kompliziertheit völlig verwirrende Anlagen. Dann kamen die Wohngebiete. Stockwerk um Stockwerk setzte sich aus Räumen zusammen, die nicht größer waren als Menschensärge. Darin wurden die Körperfunktionen von lebenden Toten in Betrieb gehalten – so sah es zumindest für Malcolm aus. Die Plessat-Bürger hatten weniger Bewegungsfreiheit als eine Batteriehenne auf der Erde.
„… Die Wohnkabinen haben an jedem Ende eine Öffnung, wie Sie sehen können, die in einen röhrenförmigen Gang führt“, fuhr die Mary fort. „Ein Gang wird zum Verlassen der Kabine benutzt, der andere zum Hereinkommen. Die Gänge sind so eng, daß zwei Plessatbürger nicht aneinander vorbeikommen können, aber sie sind einem System größerer Gänge angeschlossen, die relativ breit sind und vielleicht mit Ihren Hauptstraßen vergleichbar wären. Wegen der hohen Bevölkerungsdichte bleiben die Bürger über Wochen hinweg in ihren Kabinen. Ab und zu verlassen sie sie für einige Tage, um sich zu paaren oder um verschiedene besondere Fähigkeiten auszuüben, die in medizinischen ebenso wie in unterhaltenden und anderen Bereichen angesiedelt sind. Da sie als Art nicht mehr zu anhaltenden körperlichen Anstrengungen in der Lage sind, ist ihre Gefangenschaft nicht so schlimm, wie sie erscheinen mag. Das ist übrigens auch der Grund, warum immer noch Plessatwissenschaftler und Berater in großer Zahl hergestellt werden. Irgend jemand muß ja den hohen Standard der Technologie aufrechterhalten und weiterführen, der nötig ist, damit diese Kultur überleben kann…“
Die Lebensform auf Plessat ähnelte einem kleinen, verkrüppelten Walroß auf der Erde, dachte Malcolm. Sie waren hellbraun gefärbt und hatten eine gräulich-weiße Unterseite. Wegen der hohen Temperatur in der Stadt, trugen sie keine Kleider. Der Herzumfang war im Verhältnis zur Körpermasse sehr groß. Die Gesichtszüge auf dem birnenförmigen Kopf waren rund um einen in der Mitte des Kopfes gelegenen Mund angebracht. Darüber und darunter befanden sich die Augen, und auf jeder Seite war ein Ohr. Anscheinend hatten die Plessats keine Nase, was in ihren Lebensumständen
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