Der globale Eingriff
wieder umgeben waren von den Bildern und Geräuschen des Schulungsprogramms. Sie erwarteten immer noch das Schlimmste, nahmen aber zwangsläufig die optischen und akustischen Eindrücke wahr.
Die Zahl der Menschen ergab nur einen Bruchteil der Plessat-Bevölkerung, aber auf der Erde gab es weitaus mehr versteckte Kameras und Abhörgeräte.
Diese waren in allen wichtigen Regierungsstellen angebracht, in allen Militärstationen und Stadtwachtabteilungen, Krankenhäusern und Schulen und sogar in einer schockierend hohen Zahl von Privatwohnungen. Nicht jeder Baum im Dschungel war mit Wanzen ausgestattet, aber jedes Haus eines Bürgermeisters und die Ausrüstung, die von örtlichen Guerilla-Trupps und von bewaffneten Aufständischen benutzt wurde. An jedem Fleck, wo Entscheidungen gefällt wurden, wo Moderichtungen zum erstenmal deutlich wurden und wo Schlüsselunternehmen stattfanden – all dies wurde genau überwacht.
Allein die Anzahl der benötigten Geräte, erst recht aber die technologische Perfektion, die in den nadelkopfgroßen Überwachungsgeräten steckte, und die ungeheure Menge der Informationen, die von den Trenkoranern sofort übersetzt und gespeichert wurden, all das schien unfaßbar. Die Malcolms ähnelten weniger unwissenden Eingeborenen, die zum erstenmal ein Fernsehgerät sehen, als den Herren Bell und Marconi, die mit demselben Gerät konfrontiert wurden und erkannten, daß hier wirklich gezaubert wurde.
„Das klinische Bild des Patienten“, sagte Malcolm und versuchte, den Griff Anns etwas zu lockern, „ist in jeder Beziehung vollständig. Wird die Behandlung durch Medikamente oder operativ durchgeführt werden, was meinst du?“
„Die scheinen zu denken, daß die Erde reif für eine größere Operation ist, würde ich sagen“, antwortete Ann. Dann brach ihre Stimme, und sie rief weinend: „Wie können wir diese… diese superintelligenten und ultramoralischen verdammten Mörder aufhalten? Und schau mich nicht so an, ich weiß, daß sie diesen Platz hier wahrscheinlich auch überwachen, genauso wie alles andere. Aber sie wären doch dumm, wenn sie auch nur für eine Sekunde glauben würden, daß Menschen in einem Beruf, wie wir ihn haben, auch nur so tun könnten, als fänden sie das gut, was die da machen.“
Malcolm nickte. Dann wies er auf die Projektion, die sie umgab, und sagte: „Ich glaube nicht, daß wir irgend etwas machen können. Mit der Operation wird soeben begonnen…“
Das Bild zeigte das Kontrollzentrum einer Stadtwacht. Weder die Stadt noch das Land waren identifiziert, und die gesprochene Sprache, die darüber hätte Aufschluß geben können, wurde so schnell übersetzt – wenn sie überhaupt übersetzt wurde –, daß der Vorgang unerkennbar war.
Ein Beamter, mit grauen Haaren und einem Gesicht, das vor Müdigkeit ebenfalls grau war, sagte: „Achtzehn Wohnblocks sind letzte Nacht ausgelöscht worden, vorletzte Nacht waren es fünf! In jedem Block waren durchschnittlich achttausend Menschen. Alle sind entweder an Erstickungen gestorben oder in der anschließenden Panik niedergetrampelt worden. Überall dieselbe Arbeitsweise: ein paar hochtrainierte Saboteure, die genau wußten, was sie zu tun hatten, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Wer sind diese Saboteure? Was stellen sie für Forderungen?“
„Das wissen wir nicht“, sagte der anwesende Vorgesetzte. Er war viel jünger als der erste Sprecher, aber die Falten um seinen Mund und die tiefliegenden Augen ließen ihn älter aussehen, als er in Wirklichkeit war.
„Ich weiß, daß man heutzutage nicht soviel über seine Probleme reden soll“, fuhr der grauhaarige Mann fort, „aber es gehen Gerüchte um, daß unsere Kollegen auf der ganzen Welt ganz ähnliche Schwierigkeiten haben. Stimmt das?“
Der Vorgesetzte nickte.
„Als Psychologe würde ich dazu sagen“, meinte ein junger Offizier in einer schmuddeligen Uniform, „daß diese Stadt zum Beispiel bald zusammenbrechen wird. Die Nahrungsversorgung ist zum schlechten Scherz geworden, weil mehr als die Hälfte der Vorräte verschwindet, bevor sie in die Versorgungszentren kommt. Das bedeutet, daß die gesetzestreue Bürgerschar von Stunde zu Stunde wütender und hungriger wird. Diese Massaker können wir nicht länger vor ihnen verborgen halten, also fühlen sie sich außerdem noch verängstigt und hilflos. Bald schon werden sie etwas unternehmen, und da die Diebe und die Mörder nicht bestraft werden, werden sie hauptsächlich etwas
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