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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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sehr außer aller Fassung war ich über alles Ansehen, Winken und Fingerzeigen!
    Als ich endlich in der Geschwindigkeit Milos armseliges Mahl eingenommen, schützte ich Kopfweh vor, welches das beständige starke Weinen mir verursacht, und erhielt gar bald Erlaubnis, schlafen zu gehen.
    Ich warf mich auf mein Bett hin und dachte traurig allem nach, was sich zugetragen hatte, bis endlich meine Fotis ihre Frau zu Bett gebracht hatte und zu mir kam.
    Sie war sich selbst ganz unähnlich. Freude lachte nicht auf ihrem Gesicht. Von ihren Lippen floß kein Scherz. Finster, die Stirn gerunzelt, stumm trat sie herein.
    Nach einer Weile fing sie endlich schüchtern und stockend an:
    »Ich,« sprach sie, »von freien Stücken bekenn ich's selber, ich allein bin an allem schuld, was Dir begegnet ist.«
    Hiermit holte sie aus ihrem Busen einen Riemen und reichte ihn mir dar.
    »Da!« sprach sie, »ich bitte Dich, räche Dich damit am treulosen Mädchen! Oder weißt Du noch eine andere, härtere Strafe? Ich erlaube es Dir, wähle sie! Doch beteure ich Dir, glaube nicht, daß ich Dir mit Willen diesen Kummer gemacht habe! Eher sollten mich die Götter verderben, ehe ich Dir das geringste Leid zufügen möchte! Ja, könnte ich mit meinem Blute ein Unglück abkaufen, welches Dein Haupt treffen soll, ich tät's! Allein ich mußte etwas zu ganz anderer Absicht tun, das durch mein böses Geschick zu Deinem Unheil ausgeschlagen ist.«
    Meine alte Neugier erwachte sogleich wieder. Ich fühlte ein unwiderstehliches Verlangen, der Sache geheime Bewandtnis zu wissen.
    »Eher,« hub ich an, »eher soll dieser schändliche, verwegene Riemen, welchen Du Dir zur Geißel ausersehen hast, in tausend Millionen Stücke von mir zerschnitten und zerhackt werden, ehe er deine sammetne Lilienhaut nur berühren soll! Ich bitte Dich aber, erzähle mir aufrichtig, was das für eine Tat gewesen, die unglücklicherweise so zu meinem Nachteil ausgefallen ist! Denn bei Deinem mir unaussprechlich teuren Haupte kann ich's Dir zuschwören, daß weder die ganze Welt noch Du selbst mich zu überreden vermagst, daß Du die Absicht gehabt haben könntest, mir wehe zu tun! Der unglückliche Ausgang aber einer auf Gutes abzweckenden Handlung macht niemanden einiger Schuld teilhaftig.«
    Mit Entzücken heftete ich nach diesen Worten die zärtlichsten Küsse auf Fotis feuchte, zitternde, wollusttrunkene und bereits halbgeschlossene Augen. Hierdurch zur Freude wieder aufgerichtet, sprach sie:
    »Ich bitte Dich, laß mich die Stubentür nur erst zumachen, damit ich mir durch mein Geklatsche kein Unglück zuziehe.«
    Indem sie das sagte, verriegelte und verkettelte sie dicht und fest die Tür. Dann fiel sie mir mit beiden Armen um den Hals und fuhr ganz leise und heimlich also fort:
    »In der Tat trag' ich Bedenken und fürchte ich mich herzlich, dieses Hauses Heimlichkeiten aufzudecken und die Geheimnisse meiner Frau zu verraten. Doch kann ich mich unmöglich Böses zu Dir und Deiner Klugheit versehen; Du bist ja auch so edler Abkunft, hast einen so hohen Geist und bist überdies in so mancherlei heilige Geheimnisse eingeweiht, daß Dir die heilige Unverbrüchlichkeit des Stillschweigens notwendig auf alle Weise bekannt sein muß. Was ich also nur dem Schreine Deines Herzens anzuvertrauen habe, das wirst Du alles mit Vorsicht darin verwahren und wirst mir gewiß mein ungemessenes Zutrauen zu Dir mit ewiger Verschwiegenheit vergelten, wenn ich Dich auch nicht ausdrücklich und feierlich darum beschwöre und bitte. Nur die Gewalt der Liebe, womit ich an Dir hänge, treibt mich an, Dir dasjenige zu entdecken, worum ich unter allen Sterblichen allein weiß. Vernimm denn die ganze Beschaffenheit unseres Hauses. Höre die erstaunlichen Geheimnisse meiner Frau, durch welche sie über die Verstorbenen Gewalt hat: Sterne verdunkelt, Geister bannt, und ihr alle Elemente dienstbar sind. Dieser Macht aber bedient sie sich niemals so ganz, als wann ihr die Reize eines jungen Menschen das Herz gefangen haben, welches gar oft ihr Fall ist.
    Alleweile ist sie sterblich in einen schönen Böotier verliebt. Seinetwegen zieht sie alle Saiten ihrer Kunst auf und setzt mit dem heißesten Eifer alle ihre Triebräder in Bewegung.
    Meine Ohren haben es gestern abend noch gehört, daß sie die Sonne mit Verdunkelung und ewiger Finsternis bedrohte, wo sie nicht sofort vom Himmel wich und der Nacht Platz machte, damit sie desto früher ihre Bezauberungen vollführen könnte.
    Gestern, als sie aus

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