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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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dem Bade kam, hatte sie diesen jungen Menschen von ungefähr in einer Barbierstube sitzen sehen. Gleich mußt ich hin, die ihm abgeschornen, auf der Erde liegenden Haare heimlich wegzuholen.
    So verstohlen als ich auch dabei zu Werke ging, so ertappte mich dennoch der Barbier darüber, und weil wir einmal allenthalben schädlicher verbotener Künste wegen verschrien sind, so fuhr er mich auch an wie die Sau den Bettelsack.
    »Du Spitzbübin,« schrie er, »wirst Du mir bald das Wegstibitzen der Haare unserer schönen Kerls lassen? Wo Du mir das noch lange so treibst, so werde ich Dich ohne Gnade und Barmherzigkeit bei den Gerichten angeben.«
    Bei der schönen Anrede ließ er es aber nicht bewenden, sondern faßte mich und visitierte mich vom Kopf bis auf die, Füße und riß mir in größter Bosheit alle aufgelesenen Haare wieder aus dem Busen, wohin ich sie gesteckt hatte.
    Höchst betrübt über den Vorfall, denk' ich nicht anders, als ich muß nun zum Tore hinauslaufen. Denn ich kenne meine Frau schon. So eine fehlgeschlagene Hoffnung kann sie wie rasend machen, und gewöhnlich muß ich es entgelten.
    Dennoch, aus Liebe zu Dir, konnte ich mich zur Flucht nicht entschließen. Ich mache mich also wieder nach Hause auf.
    Um gleichwohl nicht mit leeren Händen zu erscheinen, nehme ich ein paar Ziegenhaare mit, welche ich unterwegs von einigen fix und fertigen Schläuchen abscheren sah.
    Sie waren dem blonden Haar des Böotiers sehr ähnlich, und meine Frau ward richtig davon getäuscht.
    Wie wahnsinnig steigt meine Pamphile bei einbrechender Nacht, noch ehe Du vom Schmause zurück warst, auf ihren Erker. Mit Schindeln gedeckt, allenthalben frei, dem Winde offen und nach jeglicher Himmelsgegend aussehend, ist dieser zu den magischen Hantierungen höchst bequem und wird von ihr immer insgeheim besucht.
    Erst rüstet sie diese ihre Werkstatt mit all ihrem abscheulichen Geräte aus. Mit jeglicher Art von Spezereien, mit Platten, die mit unkennbaren Zeichen beschrieben, mit alten Steuern gescheiterter Schiffe. Auch tote, halbverweste Körper müssen mit ihren Gliedmaßen aufputzen helfen. Hier stellt sie Nasen und Finger auf, dort Galgennägel mit Stücken Armersünder-Fleisch, da aufbewahrtes Blut von Erschlagenen, dort verstümmelte Schädel, welche den Zähnen wilder Tiere entrissen worden.
    Sodann bespricht sie rauchende Eingeweide und gießt opfernd bald Quellwasser aus, bald Kuhmilch, bald Berghonig, bald auch Meth.
    Endlich, nachdem sie die vermeinten Haare ihres Liebhabers in mancherlei Knoten geknüpft und vielfach durcheinandergeschlungen, übergibt sie dieselben lebendigen Kohlen und läßt sie nebst vielem Rauchwerke verbrennen.
    Nicht sobald knistern und knastern diese Haare in der Glut, als vermöge der unwiderstehbaren Kraft der Magie und der Hilfe gebannter Geister jene Maschinen, denen sie zugehören, menschliches Leben annehmen. Sie fühlen, hören und gehen, und dem Geruche ihrer verbrannten Hülle folgend, kommen sie, anstatt des Böotiers, gegen unsere Tür anmarschiert und wollen herein.
    Da mußtest Du, mein Lucius, nun eben mit einem kleinen Räuschchen nach Hause kommen, von Wein und Finsternis getäuscht sie wer weiß wofür ansehn und mit gezücktem Schwerte, gleich dem rasenden Ajax, über sie herfallen, um nicht zwar wie er eine Herde lebendiger Schafe niederzumetzeln, sondern noch weit eine herrlichere Heldentat zu verrichten, um drei aufgeblasene Bockschläuche zu entseelen, damit ich Dich nach rühmlich vollbrachter Niederlage Deiner Feinde, unbesudelt von Blut, nicht als Menschen, sondern als Schlauchmörder in meine Arme schließen möchte.«
    Um Fotis an Witz nichts schuldig zu bleiben, versetzt' ich: »Ei, so kann ich ja diesen ersten meiner Siege schon neben die zwölf Arbeiten des Herkules stellen! Denn gleichwie er den dreifachen Geryon oder den dreiköpfigen Cerberus, so habe ich drei Schläuche mit einmal besiegt. Allein willst Du, daß alle Schuld, die mir so viel Herzeleid verursacht hat, Dir aufrichtig und ganz von Herzen vergeben sei, so mußt Du mir zugestehen, worum ich Dich jetzt auf das inständigste bitte: Zeige mir einmal Deine Frau, liebe Fotis, wann sie in einem magischen Prozeß begriffen ist und die Götter anruft, oder laß sie mich nur sehen, wann sie sich verwandelt hat! Denn von Magie kann niemand ein eifrigerer Liebhaber sein als ich. Auch bist Du gewiß selbst nichts weniger als neu und unerfahren darin, das merke ich am besten. Würdest Du sonst einen Menschen,

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