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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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beständig hier herab in mein geliebteres Nest steigen sollte! Ich schwöre Dir bei diesen Deinen verschlungenen Locken, die mir das Herz gefangen haben, daß unter der Sonne mir kein Mädchen lieber ist denn Du, meine Fotis! Bedenkst Du denn auch nicht, daß, wenn ich einmal durch diese Salbe zu solchem Vogel geworden bin, ich vorsichtiglich alle Häuser zu meiden habe? Denn geschweige, daß ein Uhu eben kein so reizender Liebhaber für die Schönen ist, so darf sich der arme Kauz auch nur in einem Hause blicken lassen, gleich hat man ihn beim Schlafittchen und nagelt ihn an die Tür, wo er unter jämmerlichen Qualen für alle bösen Vorbedeutungen, die je sein unseliger Flug den Leuten gegeben hat, büßen muß. Aber hätt' ich doch bald mich zu erkundigen vergessen, was ich denn nachher zu sagen oder zu tun habe, um die Federn abzulegen und wiederum Lucius zu werden?«
    »Was dies betrifft, sei ganz unbesorgt,« versetzte Fotis, »meine Frau hat mir schon alles gezeigt, was wiederum zum Menschen umwandelt, und nicht etwa aus Wohlgewogenheit hat sie's getan, sondern lediglich, damit ich ihr, wenn sie nach Hause kommt, zu ihrer Wiedermenschwerdung hilfreiche Hand leiste. Übrigens solltest Du nicht glauben, mit wie wenigen unbedeutenden Kräutern solch ein Wunderwerk öfters zu bewerkstelligen ist! Heute zum Beispiel bereite ich ihr nur ein Bad und einen Trunk Brunnenwasser mit etwas Dille und ein paar Lorbeerblättern vermischt.«
    Unter hohen Beteuerungen, daß dies die genaue Wahrheit sei, schleicht sie zitternd und zagend in den Erker, nimmt in der Geschwindigkeit eine Büchse aus der Lade und bringt sie mir.
    Ich empfange diese mit Entzücken, küsse sie inbrünstig und bete, sie wolle mir eine glückliche Reise durch die Lüfte verleihen.
    Und so mit allen Kleidern herunter, gierig die Hände in die Salbe, eine ganze Menge genommen, und über und über alle Glieder meines Leibes gerieben.
    Schon schwinge ich zu wiederholten Malen die Arme und versuche zu fliegen. Hoch klopft mir vor Verlangen das Herz, mich nun als Vogel zu sehen.
    Umsonst!
    Nicht Busen, nicht Federn wachsen hervor.
    Zu kurzen Borsten erstarren alle Haare an meinem Leibe, statt der zarten Haut umhüllt mich ein dickes derbes Fell.
    Die Zahl der Finger und Zehen verliert sich an jeder Hand und jedem Fuße in einem Huf, und am Ende des Rückgrats hinten streckt sich ein langer Zagel hinunter.
    Unförmlich wird das Gesicht und dehnt sich je mehr und mehr. Mit großem Maule, weit offenen Naslöchern und schlotternden Lippen schließt es unten. Oben recken sich ein paar lange, rauhe, spielende Ohren empor.
    Das einzige, was in dieser unglücklichen Verwandlung noch meinen Trost hätte abgeben können, wenn für mich Armen nun noch eine Fotis gewesen, war der Zuwachs des Werkzeugs des sechsten Sinnes.
    Wie ich mich nun betrachte, seh ich mit Entsetzen, daß ich statt des Vogels zu einem Esel geworden bin.
    Ich wollte mich bei Fotis beklagen, allein mit menschlicher Stellung und Gebärde hatte ich zugleich auch die Sprache verloren. Alles, was ich tun konnte, war, daß ich mit bebender Unterlippe und nassem Blick sie von der Seite ansah und also stillschweigend ihr Vorwürfe machte.
    Sobald sie mich aber als Esel sah, fuhr sie sich mit beiden Händen ins Gesicht und schrie:
    »Ich bin des Todes! In Eile und Angst habe ich mich vergriffen und eine unrechte Büchse genommen. Zum Glück ist ein höchst leichtes Mittel zur Wiederverwandlung vorhanden. Denn sobald Du Rosen ißt, legst Du den Esel wieder ab und bist wiederum mein Lucius. Und wenn ich nur wie gewöhnlich diesen Abend Kränze für uns in Bereitschaft hätte, so dürfte es nicht die Nacht damit Anstand haben; so aber mußt Du bis morgen früh warten, eher kann ich Dir Dein Rettungsmittel nicht verschaffen.«
    Also Fotis mit großem Herzeleid.
    Indessen, so vollkommen ich auch dem Äußern nach von Lucius zu Meister Langohr geworden, so war ich doch innerlich Mensch und ganz ich selbst geblieben.
    Lange ging ich darüber zu Rate, ob ich nicht an der boshaften Hexe mein Mütchen kühlen und sie für den schnöden Schabernack zu Tode beißen und schlagen sollte?
    Den raschen Gedanken ließ ich aber bald wieder fahren, als ich überlegte, daß ich leicht durch diesen Mord mich um alle Mittel, mich zu enteseln, bringen könnte.
    Lieber fraß ich die mir angetane Schmach in mich, faßte auf die kurze Zeit Geduld und trollte ganz tiefsinnig mit gesenktem Haupte und hängenden Ohren in den Stall

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