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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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geflochtenen weidenen Korb, mit Tuch behangen, unter welchem Schwefeldampf angemacht war, um ihm die gehörige Weiße zu geben, und wie sie denselben also ihrer Meinung nach sehr sicher untergebracht hatte, ging sie ruhig mit uns zu Tische. Allein, gar übel war mein Herr Urian da in dem Schwefelgewölke aufgehoben. Er erstickte schier und fiel in Ohnmacht. Der scharfe Schwefel versetzte ihm den Atem und kribbelte ihn so heftig im Gehirn, daß er einmal über das andere zu niesen anfing. Mein Freund, der sich einbildete, es sei seine Frau, denn der Korb stand gerade hinter ihr, rief erst immer: »Prost!« Aber, wie das Ding zu oft kam und gar nicht aufhören wollte, so ging ihm ein Licht auf. Zurück stieß er den Tisch, sprang auf, nahm den Korb weg. Da fand er den Galan, keuchend, in den letzten Zügen!
    In der äußersten Wut, worin er über den ihm angetanen Schimpf geriet, wollte er ein Messer nehmen und die halbe Leiche noch ermorden. Allein, das hätte uns böse Händel übern Hals ziehen können; ich gab es nicht zu. Ich versicherte ihm, der Kuckuck würde solange nicht mehr rufen, wir brauchten uns gar seines Todes nicht schuldig zu machen; er würde sogleich von selbst am Schwefel krepieren. Doch all mein Zureden hätte nichts geholfen, wäre die Sache selbst nicht sprechend gewesen. Kaum, daß sich der Kerl noch regte! Dadurch ließ sich der Walkmüller besänftigen, und bevor der Sterbende gänzlich verschied, lud er ihn auf und trug ihn in das Gäßchen daneben.
    Unterdessen riet ich seinem Weibe wohlmeinend, sich aus dem Staube zu machen und so lange irgendwo bei einem Freunde zu bleiben, bis sich erst der Zorn ihres Mannes ein wenig gelegt hätte. Wo sie wartete, bis er zurückkäme, so stände ich nicht dafür, daß er nicht in der Hitze sowohl ihr als auch sich selbst ein Leid zufügte.
    Sie folgte dem Rat. Und weil ich voraussah, daß nun weiter an kein Essen würde gedacht werden, so ging ich auch fort.«
    Wie der Bäcker auserzählt hatte, da hätte man Madame hören sollen, wie sie mit namenloser Gleisnerei auf das Unbarmherzigste und in den niederträchtigsten Ausdrücken auf ihr Ebenbild, auf die Frau Walkmüllerin, loszogen! Wie sie sie heruntermachten!
    »Oh, das ehrlose, das unzüchtige Mensch!« hieß es, »die ist ja die Schande unsres ganzen Geschlechts! So mit Hintansetzung aller Tugend, aller Scham, aller ehlichen Treue aus dem Hause ihres Mannes einen Hurenwinkel zu machen! Nein, die verdient nicht mehr den ehrenvollen Namen einer Frau, einer Gattin; eine Dirne ist sie! ein Nickel!«
    »Ja,« fügte sie gar hinzu, »dergleichen Weiber sollten lebendig verbrannt werden!«
    Indessen, aus Besorgnis, nicht auch noch entdeckt zu werden, wenn sie ihren Herzgeliebten noch länger in der unbequemen Lage unter der Wanne ließe, legte sie es sehr darauf an, daß ihr Mann recht früh zu Bett gehen möchte. Nur glückte es ihr nicht. Da er von seinem Gastmahle hungrig nach Hause gekommen war, so bat er sich von ihr erst noch was zu essen aus; und zu ihrem größten Leidwesen mußte sie ihm das auftischen, was für einen ganz andern bestimmt war. Hurtig war sie dennoch damit da.
    Das Herz tat mir im Leibe weh, als ich des garstigen Weibes vorhergehende Aufführung mit ihrer gegenwärtigen Gleisnerei verglich. Ich sann unaufhörlich hin und her, ob es denn nicht möglich wäre, die Betrügerin zu entlarven und meinem Herrn behilflich zu sein, das saubere Bürschchen, das wie eine Schildkröte unter seiner Wanne lag, zu entdecken. Endlich, mitten in meinem Leide über die meinem Herrn angetane Schmach, ward es von der göttlichen Vorsehung verhängt, daß uns unser alter lahmer Wärter hinaus an den See zur Tränke treiben mußte. Dadurch gewann ich die erwünschteste Gelegenheit zur Rache. Ich merkte, als ich mich der Wanne näherte, daß sie zu schmal war und die Finger des Galans darunter hervorragten. Unvermerkt tat ich einen Seitentritt und stellte und : stemmte einen meiner Hufe mit solcher Gewalt auf die hervorstehenden Spitzen, daß ich sie völlig zermalmte, und daß der liebe Buhle gleich vor unerträglichem Schmerz jämmerlich zu krähen anfing, die Wanne von sich abwarf und aufsprang. Somit war die ganze unzüchtige Szene aufgezogen!
    Der Bäcker ließ sich seine Hahnreischaft eben nicht zu Herzen gehen; sondern mit heiterm, freundlichem Gesicht redete er das zärtliche Herzblatt seiner Frau; das wie eine Milchsuppe blaß und zitternd und bebend vor ihm stand, also an:
    »Fürchte nichts

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