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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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vergehen möchte, wenn Ihr herzlieber Mann nur ein wenig das Gesicht verzieht, und so kraftlos ist, daß er schon nicht weiter kann, wenn Ihr Verlangen erst recht belebt zu werden anfängt, so mögen Sie auch sehen, wie Sie mit ihm auskommen! Dafür lobe ich mir den Philesietärus! Das ist ein anderer Kerl! Jung, schön, freigebig, brav, schiert der sich viel um die Wachsamkeit der eifersüchtigen Männer! So wahr ich bin! Der Junge wäre wert, daß ihm alle Weiber ihre beste Gunst schenkten! Er wäre wert, eine goldne Krone zu tragen; wäre es auch nur um des meisterhaften Streiches willen, den er neulich einem solchen abgünstigen Ehekrüppel gespielt hat. Hören Sie denn einmal an, Madamchen, und urteilen Sie selbst, was zwischen Liebhaber und Liebhaber für ein Unterschied ist! Sie kennen doch hier in der Stadt den Ratsherrn Barbarus? Weil er eine so giftige Zunge hat, nennen die Leute ihn immer den Skorpion, und er hat ein so überaus feines, allerliebstes Weibchen, das er wie Argus bewacht und stets unter Schloß und Riegel hält.«
    »Wie sollt' ich ihn nicht kennen?« versetzte die galante Bäckerin, »seine Frau Arete ist mit mir in die Schule gegangen.«
    »Oh, so werden Sie auch schon,« sprach jene wieder, »die ganze Geschichte mit dem Philesietärus wissen!«
    »Nein! nicht ein Wort davon,« war die Antwort; »aber ich möchte sie wohl wissen. Erzählt sie doch von Anfang an, Mütterchen, ich bitte Euch!«
    Darauf hub das alte Plappermaul folgendermaßen zu erzählen an:
    »Dieser hochgelahrte Herr Barbarus hatte vor kurzem eine notwendige Reise zu tun. Er wußte sein geliebtes Weib unterdessen nicht besser aufzuheben, als daß er ihr einen von seinen Leuten, mit Namen Mirmex, den er immer vorzüglich treu befunden, zum Keuschheitswächter bestellte. Ewiges Gefängnis in Ketten und Banden und bei Wasser und Brot war das Geringste, was er demselben androhte, wo er seine Frau von einer Mannsperson auch nur mit einem Finger im Vorbeigehen würde berühren lassen. Er schwur bei allen Göttern, das Leben würde er ihm nehmen, und das auf die jämmerlichste, schmählichste Art! Nach solcher nachdrücklichen Installation trat er seine Reise ruhigen Herzens an; desto unruhiger aber hinterließ er den armen Mirmex. Dieser lebte in tausend Ängsten. Keinen Schritt durfte Arete ohne ihn tun, wie ihr Schatten verfolgte er sie; zu Hause beim Wollespinnen wich er ihr nicht von der Seite. Ging sie abends, was nicht zu ändern war, in das Bad, so saß er ihr immer auf den Hacken und haftete wie eine Klette an einem Zipfel ihres Kleides. So gewissenhaft versah er sein aufgetragenes Ehrenwächteramt.
    Inzwischen war die Schönheit der Frau Ratsherrin zu groß, als daß sie der wachsamen Aufmerksamkeit des Philesietärus lange hätte verborgen bleiben können, und alles, was er von ebendieser gepriesenen strengen Zucht und Hut hörte, das reizte und feuerte ihn nur um so mehr an, alles in der Welt zu wagen und zu dulden, um ein solches Kleinod zu erobern.
    Er kannte die Zerbrechlichkeit menschlicher Tugend und wußte, wie vor dem Golde alle Hindernisse weichen und selbst diamantene Tore aufspringen. Er trat also einmal den Mirmex an, als er ihn eben allein fand, entdeckte ihm seine Liebe zur Arete und flehte aufs rührendste, seiner Qual Linderung zu verschaffen. Er könnte sein Leben nicht länger ertragen, wo er nicht bald der Erfüllung seiner Wünsche teilhaftig würde; er müsse sterben. Was er fordere, sei auch nur eine Kleinigkeit; Mirmex habe nicht das Geringste dabei zu befahren; er wolle nur abends, unterm Schutze und Schleier der Finsternis, sich allein bei ihm in das Haus einschleichen, keine sterbliche Seele solle ihn sehen, und nicht länger als einen Augenblick wolle er sich aufhalten.
    Bei diesen und ähnlichen flehentlichen Bitten aber ließ es der feine Zeisig nicht bewenden; sondern er fügte noch ein Überredungsmittel hinzu, das da fähiger als alles war, die mauerfeste Treue des Kerls in ihrem tiefsten Grunde zu erschüttern. Er hielt ihm nämlich die Hand hin und ließ ihm daraus den Glanz schöner neugeprägter Goldstücke ins Gesicht blitzen, wovon zwanzig der Dame, ihm aber zehn mit tausend Freuden bestimmt wären.
    Entsetzen ergriff den Mirmex bei dieser Zumutung des Philesietärus, und er lief, als ob ihm der Kopf brennte, mit verschlossenen Ohren davon. Allein der Sonnenglanz des Goldes hatte ihn einmal verblendet und verfolgte ihn überall! So weit er auch auf seinen Beinen davor rannte, so

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