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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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hängen. Da war Klagen und Leidwesen! Man knüpfte endlich die Schleife auf, nahm den Toten ab; wusch ihn noch zu guter Letzt, und als alle gehörigen Leichenanstalten gemacht, trug man ihn unter zahlreicher Begleitung zu Grabe.
    Andern Tags kam seine Tochter aus dem nächsten Städtchen, wo sie vorlängst verheiratet war, in großer Betrübnis gerannt, zerraufte sich das fliegende Haar und zerschlug sich die Brust mit vollen Fäusten. Zwar hatte ihr niemand das Unglück ihrer Familie hinterbracht; sie wußte aber alles. Nachts im Traume war ihr das traurige Bild ihres Vaters, einen Strick um den Hals, erschienen und hatte ihr ihrer Stiefmutter schändliches Betragen, von dem Ehebruch und den versuchten Beschwörungen an, bis auf die Art, wie sie ihn durch ein Gespenst hatte erwürgen lassen, entdeckt. Als sie es schluchzend in der Bäckerei erzählte, hörte ich's mit an. – Sind Sie nun zufrieden, Herr Splitterrichter?
    Das arme Weib wollte im Leide vergehen, so sehr schmerzte sie das Unglück ihres Vaters! Doch durch das Zureden ihrer Freunde tröstete sie sich endlich, verrichtete am neunten Tage, nach Sitte und Brauch, das gewöhnliche Opfer am Grabe des Verstorbenen, und dann stellte sie von den ererbten Sklaven, Möbeln, Pferden und Eseln eine Auktion an. Alles, was bis dahin nur einem einzigen zugehört, ward von dem mutwilligen Glücke nun unter vielerlei Besitzer verteilt. Mich erstand ein Gärtner für fünfzig Nummen. Freilich sagte er, wäre das teuer; aber er rechne auch darauf, sich sein Brot mit mir zu erwerben.
    Ich muß hier schon beschreiben, wie es mir wieder in diesem neuen Dienst erging.
    Morgens früh pflegte mich mein Herr mit allerhand Gartengewächs zu beladen und nach der nächsten Stadt zu führen. Wenn er allda seine Ware verkauft hatte, so setzte er sich auf meinen Rücken und ritt mit baumelnden Füßen gemach wieder nach seinem Garten heim. Nun ging er an seine Arbeit; er grub, er pflanzte, er goß und was er all mehr mit gekrümmtem Rücken zu tun hatte! Ich aber blieb müßig und pflegte unterdessen der Ruhe. So ging es einen Tag wie den andern, bis endlich das kreisende Jahr nach der Ordnung alle Zeichen des Himmels bis zum Steinbock durchlaufen, und nun, nach den Freuden des mostreichen Herbstes, kalter Reif herabsank. Dann war schlechte Zeit für mich! ich hatte beständig von Nässe und von Frost zu leiden. Mein Stall war unbedeckt; ich stand unter freiem Himmel. Mein Herr war so arm, daß er nicht so viel Stroh hatte, sich selbst, geschweige mir, eine Streu oder ein schlechtes Obdach zu machen; er mußte sich mit einer elenden Laubhütte behelfen.
    Überdies hatte ich auch des Morgens nicht wenig auszustehen, wenn ich so mit nackten Füßen durch den gefrorenen Kot oder auf den spitzen Holpern marschieren mußte; und hätte ich dabei nur noch den Abgrund meines Bauches mit gewöhnlicher Kost ausfüllen können! Aber leider! so gut ward's mir nicht! Meinem armen Herrn und mir diente zwar dieselbe, aber doch die allerelendeste Speise zur Nahrung. Ach! nichts denn schlechter, kraftloser, in den Samen geschossener Lattich, halb verwest vor Alter, hart wie Besenreis und von faulem gallenbittern Geschmacke war unser einziges Gericht.
    Eine Nacht, da der Mond nicht schien und es pechfinster war und regnete, als ob es mit Mulden gösse, hatte sich ein Herr aus der Nachbarschaft von seinem Wege verirrt, und, weil er ganz durchnäßt und sein Pferd nicht weiter konnte, war er in unsern Garten eingekehrt. Aus Erkenntlichkeit für die gute Aufnahme, die er in unsrer freilich schlechten, bei solchen Umständen aber, zum Schutz und zur Ruhe herrlichen Wohnung, gefunden hatte, versprach er bei seiner Abreise seinem gütigen Wirte, ihm etwas Korn und Öl, auch zwei Faß Wein zu schenken; er solle nur nach seinem Gute kommen und es abholen. Mein Herr vergaß das nicht; sobald er abkommen konnte, nahm er einen Sack und ein paar leere Schläuche, schwang sich auf meinen bloßen Rücken, und damit den angewiesenen Gütern zu, die sechzig Stadien von uns lagen. Als wir hinkamen, empfing meinen Herrn sein vornehmer Gastfreund sehr höflich und bewirtete ihn aufs vortrefflichste; indem sie aber noch zusammen beim Weine guter Dinge waren, ereignete sich ein großes Wunder.
    Eines von den vielen Hühnern auf dem Hofe lief mit lautem Gackern umher, als ob es legen wollte. Der Herr sah es und rief: »Seh man nur einmal die treffliche Leghenne. Tag für Tag ein Ei! Alleweile wird sie wieder legen. He,

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