Der goldene Esel
der grobe, übermütige Soldat sich so beleidigt, daß er gleich zu schimpfen anfing und meinen Herrn mit seinem Stocke von mir herunterprügelte. Demütiglich antwortete ihm mein Herr da:
Er verstehe ja seine Sprache nicht; unmöglich könne er also wissen, was er von ihm haben wolle!
Nun wiederholte der Soldat seine vorige Frage in gebrochenem Griechisch: »Ik sak, wo Du hinwollen mit Dein leere Esel?«
»Nach der nächsten Stadt,« antwortete der Gärtner.
»Nu, glüklik Reis'!« versetzte der Soldat, »aber Deine Esel ik hierbehalten, sie solle helf aus der nächsten Schloß des Hauptmanns Bakasch hole!«
Somit fiel er mir in den Zügel und zog mich zu sich.
Der Gärtner wischte sich das Blut ab, das ihm von den empfangenen Schlägen übers Gesicht lief, und bat flehentlich, ihm doch aus Erbarmen seinen Esel zu lassen.
»Kamerad!« sprach er, »bei allem, was Euch je lieb und wert gewesen ist und noch sein wird, verfahrt glimpflich mit mir armem Manne, raubt mir meinen Esel nicht! Es ist so nur ein faules, hartschlächtiges Tier, das wahrlich Euch zu nichts dienen kann! Kaum, daß er mir eine Handvoll Gemüse aus meinem Gärtchen nach der Stadt hineinträgt, so liegt er schon keuchend darnieder, geschweige, daß er irgendeine schwere Last fortbringen könnte!«
Aber das half alles nichts! der Grobian ward nur noch wilder und kehrte gar seinen Stock um, meinem Herrn mit dem Kolben eins auf den Kopf zu versetzen. Wie dieser das merkt, tut er, als wolle er ihm zu Füßen fallen und, um sein Mitleid zu erregen, die Knie ihm umfassen; allein im Bücken zieht er ihm behend beide Füße unterm Leibe weg, daß jener die Längelang, plump, auf die Erde schlägt, und nun über ihn her und ihm Gesicht, Hände, Rippen wacker mit Zähnen, Nägeln, Fäusten, Ellbogen, ja mit einem Steine, den er von der Straße aufnahm, zerbissen, zerkratzt, zerfäustelt, zerbleut!
Der Soldat, der ausgestreckt, so lang er war, am Boden dalag und sich weder zu helfen noch zu wehren vermochte, schrie nur immer: Wenn er wieder aufkäme, solle es dem Hunde von Gärtner dafür übel ergehen! Mit seinem Seitengewehr wolle er ihn in tausend Kochstückchen zerhacken!
Mein Gärtner ließ sich das fein gesagt sein, nahm die Blutpritsche, schleuderte sie weit weg, und hast du nicht gesehen? wieder von neuem auf den Kriegsknecht losgepaukt!
Dieser, über und über zerschlagen, braun und blau und blutrünstig, wußte sein Leben nicht mehr anders zu retten, als daß er sich tot stellte. Darauf sprang der Gärtner auf, holte sich das Seitengewehr, schwang sich auf mich und jagte spornstreichs in die Stadt. Seinen Garten ließ er Garten sein! und begab sich lieber zu einem seiner Freunde, erzählte demselben sein Abenteuer und bat, ihm in der Gefahr beizustehen und ihn samt seinem Esel auf ein paar Tage zu verbergen, damit er der Todesstrafe entginge. Aus alter Freundschaft schlug dieser ihm seine Bitte nicht ab, sondern nahm uns willfährig auf. Mir banden sie die Füße und schleppten mich die Treppe hinauf in ein oberes Kämmerchen; der Gärtner aber kroch unten in einen Kasten, der einen Deckel hatte, welcher zugemacht wurde. Und so hielten wir uns verborgen.
Mittlerweile war, wie ich nachher erfahren, der Soldat wieder aufgestanden und hatte sich, von allen empfangenen Schlägen taumelnd, als ob er betrunken wäre, und morsch und lendenlahm, an seinem Stocke mit Mühe und Not nach der Stadt geschleppt. Allein, da er sich schämte, von seiner Impertinenz und Bärenhäuterei irgend jemand von den Stadtleuten etwas merken zu lassen, so verbiß er so lange stillschweigend die erlittene Schmach und Beleidigung, bis er sich einigen von seinen Kameraden anvertrauen konnte. Diese rieten ihm, weil er außer der Schande über den ihm angetanen Schimpf auch noch die Regimentsstrafe wegen des eingebüßten Seitengewehres zu scheuen hätte, so solle er sich nur im Quartier verstecken; sie wollten sich derweile alle ersinnliche Mühe geben, uns nach den angegebenen Abzeichen ausfindig zu machen, um ihn zu rächen.
Leider! hielten sie Wort. Ein hundsföttischer Nachbar verriet unsere Herberge. Gleich gingen die Schurken zum Magistrat und gaben vor: »Auf dem Marsche sei ein silbernes Gefäß von großem Werte ihrem Hauptmann verloren gegangen, ein gewisser Gärtner habe es gefunden, wolle es aber nicht wieder herausgeben, sondern verberge es bei einem seiner Freunde.«
Der Magistrat hatte nicht sobald den Verlust und den Namen des Hauptmanns vernommen,
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