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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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fragte Raigo lächelnd.
     
    Suchend sah Scharin sich um. „Der Adler!“ rief er. „Neskons Adler! Was für ein ries i ges Tier! Und wo ist das Schwert?“ fragte er dann aufgeregt. „Zeig es mir, bitte! Es muß eine wunde r bare Waffe sein.“
     
    „Langsam, langsam, mein Sohn!“ Tamantes ergriff ihn beim Ärmel. „Das Schwert läuft dir nicht weg, aber wir haben jetzt Wichtigeres zu tun. Wir müssen beraten, was wir tun kö n nen, um Lardar so schnell wie möglich los zu werden.“
     
    „Heißt das, ich brauche ihn nun nicht mehr zu heiraten?“ fragte Coriane hoffnung s voll.
     
    „Ja, genau das heißt es!“ antwortete Tamantes. „Wir werden aber eine gute Ausrede finden müssen, damit wir keinen Krieg zwischen Imaran und Ruwarad heraufbeschwören. Und deshalb werden wir uns nach dem Essen zusammensetzen und ü berlegen. Aber es muß uns schnell etwas einfallen, denn ich möchte Lardar inne r halb kürzester Zeit aus dem Haus h a ben. Nochmals - denkt daran, wenn wir beim Mahl sitzen: Dies ist Neskon, der Held der Vangoran Moradin! Macht keine Fehler! Raigos Leben kann davon abhängen. Und nun kommt! Wir wollen in die Halle gehen, denn das Mahl wird bald aufgetr a gen.“
     
    Raigo rief Argin zu sich, von dem er sich nie trennte, und dann gingen sie zu viert in die gr o ße Halle. Auf dem Weg dorthin mußte Raigo Scharin sein Schwert zeigen, denn der junge Mann gab keine Ruhe. Coriane hing mit glücklichem Lächeln an Tamantes’ Arm. Wohl ein Dutzend Mal fragte sie, ob er auch keinen Scherz gemacht habe und sie Lardar wirklich nicht heiraten müsse. Mit geduldiger Langmut bestätigte ihr Tamantes dies.
     
    „Aber sag es ihm bloß nicht gleich!“ mahnte er. „Auch wenn du es noch so gern tätest. B e nimm dich so, als seiest du noch immer seine Braut, bis wir wissen, wie wir ihn ohne Gefahr loswerden.“
     
    Die Hofleute waren bereits in der Halle versammelt, und auch Lardar war anwesend. Gro ß spurig und mit weit ausholenden Gesten redete er auf eine Gruppe junger Leute ein. Diese waren von seinem Vortrag sichtlich gelangweilt, waren aber b e müht, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Als der Majordomus nun das Eintreten des Königs ankündigte, wandten sich alle zur Tür.
    Als Raigo hinter dem König die Halle betrat, fiel Lardars Blick auf ihn. Mit einem Ruck klap p te Lardars Kinnlade herunter. Entgeistert starrte er Raigo an. Dann fing er vor Wut an zu zittern und flatterte wie ein aufgeregter Kakadu auf Tamantes zu.
     
    „König Tamantes!“ ereiferte er sich. „Wie kommt es, daß ein hergelaufener Strolch, der E u re Gäste beleidigt, diese Hallen betreten darf? Ich dachte, an Eurem Hof sei das Gastrecht he i lig!“
     
    Tamantes’ Brauen zogen sich bei diesem Auftritt verärgert zusammen.
     
    „Das ist es auch, Prinz Lardar!“ grollte er. „Darum solltet Ihr Eure Zunge hüten und nicht e i nen Ehrengast meines Hauses beleidigen. Der „hergelaufene Strolch“, wie Ihr ihn zu b e zeichnen wagtet, ist Neskon aus Ubiranien, der Edelste der Vangoran M o radin. Ich glaube, auch Euch dürfte dieser Name nicht unbekannt sein. Darum nehmt Euch in Acht! Ich glaube nicht, daß ein Mann wie er eine weitere Kränkung erträgt, ohne den Schmäher vor seine Klinge zu fordern.“
     
    Lardar war bei diesen Worten bleich geworden. Unwillkürlich hatte er bei der E r wähnung des Namens Neskon einen Schritt rückwärts gemacht. Nun zeigte seine Miene eine M i schung von Wut und Furcht. Lardar war jähzornig, aber nicht mutig. Sein übersteigertes Selbstwer t gefühl war durch Tamantes’ öffentliche Zurechtwe i sung zutiefst verletzt. Doch noch mehr kränkte ihn das spöttisch-belustigte L ä cheln Raigos, den die so offen sichtbaren Reaktionen seines Vetters erheiterten.
    Der innere Kampf war Lardar deutlich am Gesicht abzulesen, und alle Umstehenden wart e ten gespannt auf seine Antwort. Kaum merklich zogen sich die Leute zurück, so daß auf einmal um die beiden Kontrahenten ein freier Raum entstand. Instinktiv bemerkte Lardar, daß die Zuschauer ein Scha u spiel erwarteten, und sofort schoß ihm die Angst in der Kehle hoch.
    Doch Lardar war nicht dumm. Schnell hatte er sich wieder in der Gewalt, und er verbeugte sich mit gezwungen Lächeln vor Tamantes.
     
    „Verzeiht, Herr!“ sagte er mit betont gleichmütiger Stimme. „Ich wußte nicht, daß ihr diesen Mann Euren Gast nennt. Wäre es mir bekannt gewesen, würde ich nicht durch meine vo r schnellen Worte den Frieden Eures Hauses in

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