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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Blut war aus Lardars Gesicht gewichen, als er sich nun langsam e r hob.
     
    „Bevor Euch König Tamantes antwortet“, sagte er mit heiserer Stimme, „werde ich es tun. Denn Coriane ist meine Braut und mir vom König schon vor Tagen zugespr o chen worden. Alle hier wissen das - und ich denke nicht, daß Tamantes sein Wort zurücknehmen wird. Ihr habt den weiten Weg vergebens gemacht, Neskon!“
     
    Raigos Blicke bohrten sich in die Lardars. Rings herum herrschte atemlose Stille. Mit asc h fahlem G e sicht stand Lardar da, die Hände auf die Tischplatte gepreßt.
    Raigo staunte. Er hatte nicht erwartet, daß Lardar so reagieren würde. Er hatte g e dacht, daß Lardar nur lautstark protestieren würde, aber dann aus Angst vor Raigos Drohung mit dem Zweikampf einen diplomatischen Rückzieher machen würde. Doch diese Herabwürd i gung seiner Person konnte wohl auch ein Feigling wie Lardar nicht tatenlos dulden.
     
    „Das wird sich zeigen, Lardar!“ knurrte Raigo nun als Antwort. „Denn auch ich pfl e ge mein Wort zu halten. Darum fordere ich Euch nun auf: Wollt Ihr Coriane heiraten, so werdet Ihr mich erst töten müssen, denn ich gedenke nicht, dieses edle und schöne Mädchen einem Mann wie Euch willig zu überlassen. - König Tamantes!“ sagte er dann, ohne den Blick von Lardar zu lösen. „Ihr kennt den Brauch, und so muß ich Euch nicht erklären, daß ich meine Forderung zu Recht stelle - es sei denn, die edle Coriane entscheide sich hier auf der Stelle für meinen Rivalen. Nur ihre Wahl kann meinen Wunsch zunichtemachen .“
     
    Coriane hatte die ganze Zeit fieberhaft nachgedacht. Auch sie kannte natürlich den Brauch und wußte, daß Raigo diese Entscheidung von ihr fordern mußte. Doch wie konnte sie sich aus dieser unglückseligen Situation retten? Sie konnte sich nicht offen gegen Lardar en t sche i den, weil das böse Folgen für Imaran haben würde - aber sie wollte sich erst recht nicht für ihn entscheiden, da sie nur Tamantes zuliebe in eine Verbindung mit Lardar ei n gewilligt hatte und ihn im Grunde ihres Herzens verabsche u te. Was sollte sie nur tun?
    In dem Augenblick jedoch, als Raigo es aussprach, wußte sie, was zu tun war. Sie fuhr hoch, griff sich mit einem dramatischen Seufzer ans Herz und sank dann nach hinten in i h ren Sessel, als sei sie vor Aufregung oh n mächtig geworden.
    Sogleich sprangen Tamantes und Scharin zu und hoben das Mädchen aus ihrem Sessel. Ohne daß es jemand sah, blinzelte Coriane den beiden zu, die sich daraufhin trotz der hei k len Situation das Lachen kaum verbeißen konnten. Sie legten das Mädchen in die Arme e i niger herbeigeeilter Dienerinnen, die Coriane hinaustrugen.
    Lardar hatte den Vorfall genutzt, um Raigo seinen Blick zu entziehen, denn die harten, he l len Augen des Fremden brannten wie Feuer auf seiner Haut. Etwas in diesen Augen wec k te höchst unangenehme Erinnerungen in Lardar, die er nicht deuten konnte, die ihn jedoch se i ne Angst vor dem Zweikampf fast vergessen ließen.
    Tamantes und Scharin waren wieder an ihre Plätze zurückgekehrt. Als nun Tama n tes die Hand hob, verstummte das unterdessen angeschwollene Stimmengewirr sofort. Alle wart e ten gespannt auf den Spruch des Königs.
     
    „Hört mich an!“ sprach Tamantes. „Alle, die hier versammelt sind, kennen den Brauch, der nicht nur in unserem Land Gesetz ist: Solange eine Jungfrau von edlem Geblüt nicht vor den Göttern einem Manne zugeführt wurde, hat jeder Ebenbürtige das Recht, sie dem Bräutigam streitig zu machen, wenn nicht sie selbst diesen als den Gewählten bezeichnet. Somit hat Neskon nach dem Gesetz gehandelt, und sein Anspruch besteht zu Recht, denn Coriane hat sich nicht entschieden. Somit möge denn der Bessere im Kampf den Preis für sich erringen! Daß Neskon aus Ubiranien dem Prinzen von Ruwarad ebenbürtig ist, wird niemand bezwe i feln wollen, denn jeder weiß, daß die Vangoran Moradin aus fürstlichem Geblüt sein mü s sen, um in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Zwar trägt keiner von ihnen seinen wahren Namen, doch denke ich, daß mir Neskon in diesem Fall seine Herkunft en t decken wird. Und jeder weiß, daß ich den Zweikampf nicht gestatten werde, wenn er nicht wie Lardar von h o her Geburt sein sollte.
    Da ich nicht davon ausgehe, daß der edle Prinz Lardar seinem Rivalen freiwillig das Feld räumen will, setze ich den Zeitpunkt des Kampfes auf den heutigen Nachmi t tag fest, und zwar auf die vierte Stunde. Dann mag sich vor den Göttern

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