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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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auf der Schwelle stand, unwillig an. »Was ist denn schon wieder?«
    »Darf ich den Pferden Wasser geben?« Er hinkte näher.
    Beim Anblick des Knaben überkam Guillaume ein lange vergessenes Gefühl von Sehnsucht. Bilder seiner Amme, ein zarter Duft von Milch und Schweiß, der melodische Klang englischer Worte schienen ihn wie im Traum in eine lange vergessene Zeitzurückzuversetzen. »William?«, wiederholte er und sah Ellen fragend an.
    Jeder hätte in ihren Augen lesen können, dass der Junge sein Sohn war! Er hätte blind sein müssen, um es nicht zu begreifen. Das Haar des Kindes war braun mit einem Rotstich – von Ellen, dachte Guillaume gerührt. Sein Gesicht aber ähnelte seinem eigenen. Warum hat sie nur nichts gesagt? Hatte sie es nicht gewusst, oder hatte sie es ihm verschwiegen, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen? Guillaume kämpfte um Fassung. Er hatte einen Sohn! Sein Blick tastete das Kind ab und blieb an dem einarmigen Mann hängen, der nicht weit von ihm entfernt stand. Es war der Schmied, dem sie vor der Werkstatt begegnet waren. Der waidwunde Blick, mit dem er zwischen Ellen und dem Jungen hin- und hersah, versetzte Guillaume einen eifersüchtigen Stich.
    »Es wäre in der Tat gut, wenn du dich ein wenig um unsere Pferde kümmern würdest. Wir sind schnell geritten, sicher sind sie durstig«, wandte Baudouin sich an William und durchbrach damit die Stille.
    Der Junge strahlte ihn an. »Sind wundervolle Tiere, so stark und edel!«, befand er und hinkte davon.
    »Was ist mit seinem Bein?«, fragte Guillaume und verspürte den heftigen Drang, sich zu räuspern. Er hoffte noch, es möge nichts Ernsthaftes sein. Eine Verletzung nur, die bald verheilte, doch er ahnte bereits, dass dem nicht so war.
    »Sein Fuß ist verdreht, von Geburt an«, erklärte Ellen kühl.
    »Ein Krüppel«, murmelte Guillaume betroffen über diese Ungerechtigkeit des Himmels. Warum, Herr? Warum strafst du ihn für meine Sünden und nicht mich?, zürnte er dem Allmächtigen lautlos.
    Plötzlich trat der Schmied näher und funkelte ihn aus wütenden Augen an. »Für einen Schmied sind die Füße nicht wichtig. Einer wie ich ist da schon schlechter dran!« Er hielt Guillaume seinen Armstumpf hin. »Wie es scheint, kann ich nicht einmal meine Frau halten!«
    »Isaac!« Ellen sah ihn vorwurfsvoll an.
    Das also war der Mann, der mit Ellen das Bett teilte. Ein Glückspilz, der vor Selbstmitleid zu zerfließen schien, statt zu schätzen, welch hohes Gut er besaß.
    Guillaume betrachtete ihn geringschätzig. »Wenn das so ist, liegt es wohl kaum an Eurem Arm«, erwiderte er barsch und wandte sich an Ellen. »Es hat mich gefreut, dich wiederzusehen.« Er nahm ihre Hand fest in die seine, und für einen Augenblick gab es nur sie und ihn.
     
    »Er sieht dir ähnlich«, sagte Baudouin, nachdem sie die Schmiede verlassen hatten. William hatte die Pferde mit Wasser versorgt und streichelte ihnen nun sanft die Nüstern. »Und er kann mit Pferden umgehen, wie sein Vater.«
    »Er ist ein Krüppel!«, knurrte Guillaume. Und ich bin schuld daran, fügte er im Stillen hinzu.
    »Danke, William.« Baudouin drückte dem Jungen eine Silbermünze in die Hand. »Du siehst deinem Vater ähnlich!«, sagte er und blickte ihm fest in die Augen.
    »Isaac ist nicht mein Vater!« William klang ein wenig patzig.
    »Ich weiß das, denn ich kenne deinen Vater. Er ist ein mutiger Krieger, ein großartiger Mann und der beste Freund, den man sich nur wünschen kann. Du musst sehr stolz auf ihn sein.« Baudouin lächelte den Jungen voller Zuneigung an.
    Guillaume wusste nicht, ob er seinen jungen Freund für diese lobenden Worte lieben oder ihm zürnen sollte, und wandte den Blick ab.
    »Ist das wahr? Ihr kennt ihn?«
    »So wahr ich Baudouin de Béthune heiße!«
    Guillaume blieb stumm. Er brachte es nicht fertig, den Jungen noch einmal anzusehen. Zu schmerzlich war der Gedanke, die Frau, die er noch immer mehr als alles auf der Welt liebte, und den Sohn, von dem er stets geträumt hatte, zurücklassen zu müssen. »Hör auf zu schwafeln und komm!«, knurrte er Baudouin an und saß auf.
    »Ich mochte sie schon immer«, sagte Baudouin nach einer Weile zu Guillaume. »Sie hat in Béthune bei der Gehängemacherin gearbeitet, als ich ungefähr fünf war. Ich bin in den Fluss gefallen und wäre ertrunken, wenn Ellen mich nicht unter Einsatz ihres eigenen Lebens aus dem Wasser gefischt hätte.«, erklärte er. In seiner Stimme schwang Bewunderung mit.
    Guillaume war

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