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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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schüttelte sie ab und trocknete sie dann mit dem Leinentuch, das der Junge über dem Arm trug. Dann nahm er den mit Wein gefüllten Pokal, der zwischen ihm und der Gastgeberin stand, und trank einen Schluck. »Ich muss zugeben, unser Galopp war halsbrecherisch, besonders für unsere Geisel!«, fuhr er lachend fort und warf Guillaume einen übermütigen Blick zu. »Der arme Simon de Neauphle blieb nämlich auf dem Weg durch die Stadt, durch die unser rasender Ritt ging, an einer Regenrinne hängen und wurde vom Pferd gerissen, ohne dass Sir Guillaume es bemerkte. In unserem Lager angekommen, sprang mein lieber Fechtmeister von seinem Schlachtross und warf einem der Knappen die Zügel des erbeuteten Pferdes zu. ›Nimm dich des Ritters an, den ich gefangen habe!‹, befahl er dem verdutzten Jungen. ›Welcher Ritter?‹, stotterte der und sah verwirrt zwischen dem Maréchal und dem leeren Sattel hin und her. Diesen Blick werde ich mein Lebtag nicht vergessen! Ich glaube, mein lieber Freund, wir haben nie herzlicher gelacht, was meint Ihr?«
    Guillaume nickte heftig, rang nach Luft und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ein großer Verlust, Sire, wahrlich! Ich bin sicher, er hätte ein ordentliches Lösegeld eingebracht!«
    »Nun ja, wenn ich mich recht entsinne, war sein Pferd nicht das schlechteste, und wenn man bedenkt, wie ausweglos die Situation zunächst geschienen hatte, so war es trotz allem ein hervorragender Fang.« Der junge König lachte. »Ich schätze allerdings, Sir Simon wäre lieber ein ehrenvoller Gefangener gewesen, der sich freikaufen muss, als ein freier Mann, der von einer schnöden Regenrinne aus dem Sattel gerissen wurde. Denkt Ihr nicht?«
    »Da mögt Ihr wohl recht haben, Sire!« Guillaume wischte sichgenüsslich über den Mund und ließ sich ein weiteres Stück von dem herrlichen Ochsenbraten schmecken.
    »Renaut de Nevers dagegen habt Ihr tatsächlich gefangen, und das mitsamt seinem Pferd. Wisst Ihr noch?«
    »Er hat Euch herausgefordert, Mylord, und die Antwort bekommen, die er verdient hatte«, sagte Guillaume bescheiden und hoffte, der junge König möge ihn nicht bitten, diese Geschichte zum Besten zu geben. Da sich alle Ritter des jungen Königs damals gebrüstet hatten, Renaut de Nevers für ihren Herrn gefangen zu nehmen, würde es ihm nur als Angeberei ausgelegt werden, wenn er sie erzählte.
    »Nun, wie mir scheint, seid Ihr um die rechte Antwort auf eine Herausforderung nie verlegen. Wie damals, als Euch Pierre de Lechans und sein Kamerad die Pferde abgenommen haben, die Ihr erbeutet hattet!«, sagte der junge König, und in seinen Augen glommen sowohl Bewunderung als auch ein Hauch Schalk auf.
    Guillaume lachte erleichtert, weil dies eine andere Geschichte war, und trank einen Schluck.
    »Erzählt uns davon, Sir Guillaume!«, rief nun die junge Königin, entwand ihrem Gemahl die Hand und applaudierte auffordernd.
    Begeistertes Gemurmel erfüllte den Raum, und mit einem Mal kam es Guillaume vor, als wäre es in der zugigen Halle ein wenig wärmer geworden. Das Feuer knisterte und knackte. Die Fackeln und Talglichter zuckten und erhöhten die Spannung im Saal.
    Guillaume, der diese Geschichte liebte, stand auf und verbeugte sich vor seiner Herrin. Weder die düsteren Blicke seiner Neider noch der besorgte Ausdruck auf Baudouins Gesicht waren ihm verborgen geblieben, doch wenn die Königin darauf bestand, dann musste er schließlich erzählen! »Euer Wunsch ist mir Befehl, Mylady!«
    Die blauen Augen der jungen Französin strahlten ihn aufreizend an. Sie war die Gemahlin seines Herrn, darum liebte und verehrte er sie, wie es sich für einen Ritter gehörte, sein Herz aber rührte die Königin trotz ihrer Schönheit nicht.»Wunderbar!«, rief sie und klatschte begeistert in die zarten, weißen Hände, als er mit seiner Geschichte zum Ende gekommen war. »Ich bin sicher, Euch war das Glück stets hold!« Sie lachte und warf den Kopf in den Nacken.
    »Nicht immer, Mylady, aber oft.«
    Wieder applaudierten die Damen, und die Königin nickte ihm verheißungsvoll lächelnd zu.
    Die Augen der jüngeren Ritter glänzten, denn so mancher von ihnen hatte sich Guillaume zum Vorbild erkoren. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er war gewiss der glücklichste Mann in dieser Halle, denn er hatte erreicht, was er sich immer erhofft hatte. Ihm gehörten die Liebe und die Anerkennung des jungen Königs ebenso wie Ruhm und Bewunderung.
    * * *
    »Hast du die begehrlichen Blicke der

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