Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
Guillaume sich noch immer verbunden fühlte, hatte sich schließlich gegen den alten König erhoben. Wenn jemand dieses schwer zu beherrschende Reich regieren konnte, dann Richard. Er hatte die Königin auf seiner Seite, und den eisernen Willen, den ein König von England brauchte.
    Richard nickte, als hätte er keine andere Antwort erwartet. »Morgen, wenn wir meinen Vater in allen Ehren bestattet haben, werdet Ihr nach England aufbrechen, um meine liebe Mutter aus ihrem Gefängnis zu befreien und ihr diverse Nachrichten zu überbringen, damit sie mich bis zu meiner Ankunft auf der Insel vertritt. Ich verlasse mich auf Euch, Maréchal!«
    »Verzeiht, Mylord.« Guillaume räusperte sich. »Der König, Euer verstorbener Vater, gab mir die Hand von Isabelle de Clare …«, wagte er anzumerken.
    »Er versprach sie Euch, wenn ich nicht irre, mein lieber Maréchal«, berichtigte ihn Richard und sah ihn streng an, dann fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: »Ich aber gebe sie Euch zum Weib und mit ihr all ihre Ländereien!«

London, Ende Juli 1189
    G uillaume streckte seine Füße unter dem mächtigen Eichentisch aus und lächelte FitzReiner an. In kaum mehr als vier Wochen war er durch die halbe Normandie gereist, hatte den Ärmelkanal überquert und war nach Winchester geeilt, um die Königin zu befreien. Doch man hatte sie bereits vor seiner Ankunft aus der Gefangenschaft entlassen. Die vielen Jahre, die sie der Welt hatte entsagen müssen, waren praktisch spurlos an ihr vorübergegangen. Strahlend und zuversichtlich wie immer hatte sie Guillaume empfangen und die Nachrichten ihres Sohnes angehört.
    Lange noch hatten sie über die vergangenen Jahre, den Krieg, Henry II. und Richard gesprochen, bevor Guillaume endlich nach London aufgebrochen war, um zu heiraten.
    »Ich kann Euch gar nicht genug für Eure großmütige Gastfreundschaft und die Hilfe bei der Ausrichtung meiner Hochzeit danken, mein lieber FitzReiner. Ohne Euch müsste ich meiner Braut staubig und abgerissen wie ein Bettler entgegentreten!«
    FitzReiner grinste verschmitzt. »Nun, Maréchal, mir scheint dies wahrlich ein profitables Geschäft zu sein. Denn wer, sagt mir, könnte zurzeit ein würdigerer Schuldner sein als Ihr? Euer Gläubiger zu sein, wird mir durchaus zum Vorteil gereichen, denkt Ihr nicht?« Der Kaufmann warf den gewitzten Kopf in den Nacken und lachte. Dann erhob er seinen silbernen Becher und trank seinem Gast zu. »Darüber hinaus ist es mir eine Ehre und eine Freude, Euch zu beherbergen und Euch bei den Vorbereitungen zu helfen!«
    Auch Guillaume nahm seinen gut gefüllten Becher, setzte ihnan die Lippen, nippte kurz und tat dann einen tiefen Zug. »Großartiger Wein!«, lobte er den Hausherrn.
    FitzReiner grinste. »Ich lasse ihn vom Festland kommen. Die wohlhabenden Londoner reißen sich um ihn!«
    Seit mehr als zwei Jahrzehnten schon war der Kaufmann überaus erfolgreich. Er hatte stets viel gewagt, doch war er nie übermütig geworden, hatte die Gefahren und den Gewinn, den er zu erzielen gedachte, allzeit gut abgewägt und war so nicht nur reich geworden, sondern auch ein angesehener Mann, dessen Meinung zählte und dessen Rat und Freundschaft überaus gefragt waren. Sein herrliches Haus gehörte zu den größten und feinsten in ganz London. Er hatte es im äußersten Westen von Cheapside gebaut und Kontor, Lager- und Verkaufsräume zur Straßenseite eingerichtet, während die Wohnräume der Familie im rückwärtigen Teil des Gebäudes mit Blick auf den Garten lagen, von dem aus man St. Paul’s erspähen, das Gewimmel der Straße jedoch nicht hören konnte. Nicht einmal das Geschrei der Fuhrleute, die Waren anlieferten, oder das Rumpeln ihrer Karren war zu vernehmen, nur das Gezwitscher eines Vogels aus einem der vielen Apfel- und Birnbäume, die im Garten standen, drang durch den geöffneten Laden. Guillaume schloss für einen kurzen Moment die Augen und genoss die friedliche Stille. Was für ein herrliches Gefühl es sein musste, dieses wunderbare Haus sein Eigen zu nennen! Bisher war er niemals sesshaft gewesen. Vor Kurzem aber hatte er zum ersten Mal erleben dürfen, wie großartig es sich anfühlte, ein eigenes Zuhause zu besitzen.
    Auf seinem Weg nach England hatte er in Longueville auf dem Giffard-Gut St.-Vaast-d’Equiqueville haltgemacht. Es gehörte zum Erbe seiner Braut und damit zu seinen künftigen Besitztümern. Der Steward hatte ihn zunächst mit Zurückhaltung empfangen. Mit gerunzelter Stirn hatte

Weitere Kostenlose Bücher