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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Doch Suzanne war geblieben, und Isabelle war es nicht lange gelungen, sie mit Nichtachtung zu strafen, denn niemand war so fröhlich, so einnehmend freundlich und von Grund auf gut wie sie. Ganze zwei Tage hatte Isabelle es geschafft zu schweigen, dann war es mit ihrer trotzigen Verbitterung vorüber gewesen, und sie hatte sich in Suzannes Arme geworfen, um sich auszuweinen, sich aufmuntern zu lassen und endlich wieder einmal zu lachen.
    »Und wenn er der schönste Mann der Welt wäre, ich will ihn nicht!«
    »Ach, Liebchen. Ihr mögt Euch aufregen und Euch schwören, ihn zu hassen, doch einfacher macht Ihr es Euch dadurch nicht.«
    »Ich will es mir auch gar nicht einfach machen!«, lehnte sich Isabelle auf. »Ich werde ihm niemals mein Herz schenken!« Ihr Gesicht nahm plötzlich einen harten, entschlossenen Zug an.
    »Du wirst die ehelichen Pflichten über dich ergehen lassen müssen, aber du kannst sie auch nutzen, denn Männer sind leicht zu dirigieren, wenn man sie nur zu nehmen weiß«, glaubte sie, ihre Mutter zu hören. Aoife hatte sie darauf vorbereitet, dass der Tag kommen würde, an dem sie jemandem versprochen würde, den sie vermutlich niemals würde lieben können. »Im Bett kann man ihnen die größten Versprechen abtrotzen. Sieh es als Spiel, bei dem du nur gewinnen kannst«, hatte sie gesagt. »Auch wenn es dich schaudern lässt, abstößt oder langweilt, das eheliche Lager ist dein Schlüssel zur Macht!«
    »Ich werde zu ihm ins Bett steigen, wie es von mir verlangt wird, ich werde ihn betören und ihm sein Herz rauben und nicht zögern, seine Macht für meine Zwecke zu nutzen!«, erklärte Isabelle trotzig und wandte sich ab.
    »Aber Herz!« Suzanne war ganz offensichtlich schockiert, und Isabelle kam sich plötzlich so schmutzig vor wie die Straßenmädchen, von denen Conall ihr erzählt hatte.
    Beschämt senkte sie den Kopf. Sie war um nichts besser als diese bemitleidenswerten Geschöpfe. Ein verzweifeltes Lachen packte sie. »Ich bin schlimmer als eine Straßenhure!«, rief sie aus. »Ich bekomme keinen Penny, nein, ich muss sogar noch Geld in die Ehe mitbringen, damit man mich nimmt! Ich bin ein Preis! Eine Entlohnung für treue Dienste. Gut genug, um dem Herrn Kinder zu gebären, aber nicht wert, gefragt zu werden, ob ich ihn überhaupt will! Ich hasse die normannischen Gesetze, die mich zu dieser Hochzeit zwingen. Sie sind beschämend und erniedrigend!« Isabelle kämpfte erneut mit den Tränen. »Ich bin eine irische Prinzessin!«, sagte sie erstickt. »Niemals werde ich meinen Stolz aufgeben!«
    »Das sollt Ihr doch auch gar nicht, Kleines!« Suzanne wischte ihr eine Träne von der Wange.
    Wie aber sollte Isabelle ihren Stolz nicht aufgeben müssen, wenn sie doch ihrem neuen Gatten zu Willen sein musste?
    Nicht Aoife, sondern Conall war es gewesen, der ihr vor wenigen Monaten genauer erklärt hatte, was es denn bedeutete, eheliche Pflichten erfüllen zu müssen, und was genau auf dem Lager von ihr erwartet wurde. Angst und Albträume hatten Isabelle danach gequält.
    »Aber es kann auch Freude machen!«, hatte Conall mit leuchtenden Augen behauptet und sie mit zu einer der Scheunen genommen, um es ihr zu beweisen. Im Stroh versteckt, hatten sie beobachtet, wie sich eine Magd mit einem der Knechte darin gewälzt hatte. Isabelle schloss die Augen und kämpfte gegen die Übelkeit an, die sie ergriff, als sie an das Schnaufen und Stöhnen dachte. Animalisch war ihr vorgekommen, was sie dort gesehen hatte, wild und beängstigend. »Wie kann man nur freiwillig so etwas Widerwärtiges tun?«, hatte sie Conall hinterher angeschrien und mit Entsetzen festgestellt, dass er von dem, was er gesehen hatte, keineswegs abgestoßen war.
    »Ich fürchte mich!«, gestand Isabelle bei dem Gedanken an das, was sie in der ehelichen Kammer erwartete, und warf sich in Suzannes Arme.
    »Schscht!« Liebevoll strich ihr die Zofe über die Haare und wiegte sie wie ein kleines Kind. »Alles wird gut«, flüsterte sie ihrem Schützling ins Ohr.
    Isabelle schloss die Augen und dachte an den Tag, als sie Suzanne zum ersten Mal begegnet war. Gebannt hatte sie ständig nur auf den Vorderzahn geschaut, der in der Mitte von Suzannes Mund so weit nach vorn stand, dass sie die Lippen darüber kaum schließen konnte. Viele Menschen hatten krumme Zähne, einigen faulten sie nacheinander aus dem Mund, und manch einer besaß schon in jungen Jahren kaum noch welche, weil sie ihm bei einer Prügelei ausgeschlagen worden waren. Nie

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