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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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er die Papiere, die Guillaume zur Legitimierung seiner Ansprüche vorweisen konnte, genauestens studiert. Dann hatte er aufgeblickt und ihn als seinen neuen Herrn willkommen geheißen. Die bequemste Kammer hatteer herrichten und ein gutes Mahl bereiten lassen. Der Priester, der Koch und alle Knechte waren Guillaume vorgestellt worden. »Mylord« hatten sie ihn genannt, sich tief verbeugt und ihn aus neugierigen Augen angesehen. Während Jean d’Erlée in das nicht weit entfernte Dieppe geritten war, um nach einem Schiff Ausschau zu halten, das sie nach England bringen würde, hatte der Steward Guillaume die Bücher vorgelegt, ihn zu den Vorratskammern geführt und ihm erklärt, welche Ländereien und wie viel Stück Vieh zu dem Gut gehörten.
    »Ihr habt die Königin gesehen?«, unterbrach FitzReiner Guillaumes Gedanken.
    »Oh, ja!« Ein bewunderndes Lächeln erhellte Guillaumes Gesicht. »Es ist unglaublich, wie schön sie nach wie vor ist! Ruhiger ist sie wohl geworden, das kann man nicht leugnen, aber durch die Gefangenschaft, die der König – der Herr sei seiner Seele gnädig – ihr aufgebürdet hat, ist sie weder gramgebeugt noch trübsinnig geworden. Sie sprüht noch immer vor Leben und ist voller Pläne. Eine großartige Frau mit einem unglaublichen Leuchten in den Augen!«
    FitzReiner nickte. »Ich habe sie nur einmal aus der Ferne gesehen, hier in London. Ich war noch ein junger Bursche damals und umgehend verliebt!«
    »Oh, ich verstehe Euch nur allzu gut!«, bestätigte Guillaume. »Obwohl sie um einiges älter ist als ich, war es auch mir nicht möglich, mich ihrer Ausstrahlung zu entziehen. Ich bin ihr nach meiner Schwertleite zum ersten Mal begegnet und war zutiefst beeindruckt, obwohl sie damals wohl beinahe so alt gewesen sein muss wie ich heute!« Er seufzte nachdenklich.
    »Ich hörte, Ranulf de Glanville habe sich zwei Tage Bedenkzeit ausgebeten, bevor er Euch Eure Braut aushändigt!« FitzReiner zischte empört.
    »Bitte?« Guillaumes Gedanken waren zu Ellen abgeschweift. Auch sie war nicht mehr jung, aber noch immer kraftvoll und entschlossen.
    »Eure Braut.« FitzReiner lachte. »Glanville wird sie freigeben,glaubt mir«, versicherte er gelassen. »Er kann nicht anders; er tut sich nur wichtig, das ist alles. Wer weiß, was er sich erhofft hat!«
    Guillaume zog die Augenbrauen hoch. »Ich hoffe, sie ist es wert, dass er so viel Aufhebens um sie macht. Am Ende ist sie gar einäugig oder hat einen Buckel!« Er lachte mit leiser Verzweiflung und winkte ab. »Wobei es mir gleich wäre, bei dem, was sie mit in die Ehe bringt!«
    Eine Vermählung sollte reich und nicht unbedingt glücklich machen, waren das nicht seine eigenen Worte gewesen? Guillaume starrte ins Leere.
    »Darauf trinken wir!« FitzReiner erhob lachend seinen Becher und klopfte ihm auf die Schulter »Auf die Mitgift und eine großartige Verbindung!«
    * * *
    »Von mir aus kann er ein berühmter Ritter sein!«, empörte sich Isabelle. »Ich will ihn trotzdem nicht!« Sie stampfte mit dem Fuß auf wie früher, als sie noch ein Kind gewesen war, weil sie sich genauso hilflos fühlte wie damals. Keiner hatte sie gefragt, ob sie mit dieser Ehe einverstanden war. Niemand war gekommen, um ihr den künftigen Gatten vorzustellen. Der Mann, mit dem sie schon bald das Bett teilen sollte, war ein Fremder für sie! Isabelles Kehle wurde eng.
    »Oh, ich würde ihn Euch nur allzu gern abnehmen, denn wie ich hörte, soll er überaus ansehnlich sein!« Suzanne seufzte schwärmerisch »Ich fürchte allerdings, er wird keine mittellose alte Jungfer wie mich nehmen wollen, wenn er doch eine wohlhabende Schönheit bekommen kann!« Sie zuckte ergeben mit den Schultern, schickte einen theatralischen Augenaufschlag gen Himmel und grinste vielsagend.
    »Pah!« Isabelle wandte den Kopf ab. Tränen waren ihr in die Augen geschossen. »Und was ist mit mir? Ich will keinen Mann, der nichts anderes kann als Krieg führen. Außerdem ist er mehr als zweimal so alt wie ich!« Sie schluchzte auf.
    Suzanne nahm Isabelles Gesicht in beide Hände und sah ihr festin die Augen. »Ach, Herzchen! Man hört viel Gutes über ihn. Er ist gewiss kein schlechter Kerl! Sicher lernt Ihr, ihn zu lieben!«
    »Niemals!«, entfuhr es Isabelle. Dass sie ihn schon deshalb nicht wollte, weil er Normanne war, verschwieg sie, um Suzanne nicht zu verletzen, denn auch sie war Normannin. Voller Empörung hatte Isabelle sie als ihre Zofe abgelehnt, als man sie in den Tower gebracht hatte.

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