Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
er die gemeinsame Kammer schon in aller Frühe verlassen, lange bevor Isabelle erwacht war. Für gewöhnlich kreuzten sich ihre Wege kaum. Bei Tisch sprachen sie nur das Nötigste miteinander, und bisher hatte sie ihn noch nie um etwas gebeten. Guillaume räusperte sich. »Nichts Ernstes, hoffe ich«, sagte er ein wenig spöttisch, denn er hatte den jungen Mann an diesem Morgen bereits munter und wohlauf im Stall gesehen.
    »Oh, nein, ich denke, nicht.«
    Guillaume war weder verborgen geblieben, wie vertraut sie mit dem irischen Burschen war, noch dass aus jedem Blick und jeder Geste des jungen Mannes tiefe Liebe zu ihr sprach. Ob sie genauso für ihn empfand? Guillaume spürte einen winzigen Stich in der Brust. Wie fremd wir uns sind!, dachte er mit einem Hauch von Bedauern. Ein gemeinsamer Ausritt wäre eine gute Gelegenheit, ein wenig zu plaudern, überlegte er und wandte sich an Jean. »Lass mein Pferd und das der Lady satteln!«
    »Wenn Ihr gestattet, treffe ich Euch gleich im Hof.« Isabelle knickste und rauschte davon.
    Guillaume sah ihr nach und schüttelte den Kopf. Irgendetwas hatte sie vor. Ob sie einen neuerlichen Versuch unternehmen wollte, ihn zu verführen, so wie am Abend ihrer Hochzeit? Bei dem Gedanken, dass sie über dieses Vorhaben eingeschlafen war, konnte er sich eines Schmunzelns nicht erwehren. Vermutlich glaubte sie, unwiderstehlich zu sein, nur weil sie jung und schön war, doch Charakter und Leidenschaft zogen ihn mehr an als ein liebreizendes Gesicht und ein verführerischer Augenaufschlag.
     
    Als Isabelle schließlich auf dem Pferd saß, strahlte sie bis über beide Ohren.
    Mit einem kleinen Stirnrunzeln nahm Guillaume wahr, dass sie nicht auf dem Zelter saß, den er ihr geschenkt hatte, sondern auf einem nervösen Hengst.
    »Die milchfarbene Stute, Euer Hochzeitsgeschenk an mich, ist ein großartiges Tier, Mylord«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken erraten. »Ich habe mich noch gar nicht dafür bedankt.« Sie senkte den Blick. »Trotzdem habe ich heute Apollo zum Ausreiten gewählt, er ist ein wenig temperamentvoller!« Sie sah wieder auf, lächelte ihn an und tätschelte den Hals ihres Hengstes.
    »Baudouin hat den Zelter ausgewählt, es war sein Einfall, ich …« Guillaume brach ab, als er die plötzliche Enttäuschung in Isabelles Augen entdeckte. »Ich meine, ich hätte nicht gedacht …«
    »Sir Baudouin«, wiederholte sie tonlos und nickte verstehend.
    Ein miserabler Anfang für einen ersten Ausritt!, dachte Guillaume und nahm sich vor, künftig ein wenig vorsichtiger mit seinen Äußerungen zu sein. Eine ganze Weile ritten sie schweigend nebeneinander her. Bei Hof Konversation zu treiben, fiel ihm nicht schwer, aber seiner jungen Frau hatte er nichts zu sagen. Er kannte sie zu wenig, um zu wissen, was sie berührte.
    »Ihr mögt Pferde?«, fragte er schließlich, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    »Ich liebe Pferde«, antwortete Isabelle, offenbar erleichtert, weil er das Schweigen gebrochen hatte. »Und ich bin eine gute Reiterin. Versucht doch, mich einzuholen!«, rief sie übermütig, drückte ihrem Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte davon.
    Guillaume sah ihr erstaunt nach und seufzte erleichtert. So musste er wenigstens nicht mehr darüber nachdenken, was er sagen sollte.
    Isabelle sah sich um, und als sie gewahr wurde, dass er ihr nicht folgte, winkte sie. »Kommt!«, rief sie. »Fangt mich, wenn Ihr könnt!« Sie lachte herausfordernd.
    Warte nur!, dachte Guillaume und gab seinem Pferd die Sporen. Er liebte jede Art Wettbewerb, und auch wenn er Isabelle nicht für einen würdigen Gegner hielt, jagte er ihr doch nach. Er konnte nicht umhin zu bemerken, dass seine junge Braut so sicher im Sattel saß, als hätte sie nie etwas anderes getan, trotzdem war er überzeugt, sie rasch einholen zu können.
    Sie war ihm bereits ein gutes Stück voraus und ritt nun wie der Teufel. Gekonnt setzte sie über einen Graben und duckte sich, um unbeschadet unter den tief hängenden Zweigen des immer dichter werdenden Waldes hindurchzukommen.
    Guillaume setzte ihr nach. Die Hufe seines Pferdes schienen geradezu über den weichen Waldboden zu fliegen. Er holte auf, kam näher und näher, wollte schon nach den Zügeln ihres Hengstes greifen, als der stieg, Isabelle ihn herumriss und in die andere Richtung davonsprengte.
    »Fangt mich doch endlich!«, rief sie, warf den Kopf in den Nacken und setzte über einen kleinen Bach.
    Sie ritt, als wäre sie auf dem Rücken eines

Weitere Kostenlose Bücher