Der goldene Thron
sich Isabelle auf.
Guillaume sah sie herausfordernd an. »Weil Ihr mir so zornig viel besser gefallt als verführerisch mit den Wimpern klimpernd!«
Isabelle schnappte nach Luft, holte aus und schlug ihm mit der geballten Faust vor die Brust. »Ihr macht Euch über mich lustig!«, rief sie entrüstet.
Guillaume hielt ihr zartes Handgelenk fest und presste ihre Faust an sein Herz, sodass sie es schlagen fühlen musste. Sie hatte ja doch Charakter! Und ein gewisser Schneid war ihr auch nicht abzusprechen! Auf jeden Fall hatte sie seine Neugier geweckt. Wer war sie? Was war sie? Wolf oder Lamm? Wovon träumte sie? Er sah ihr forschend in die Augen. Sie sind von einem unbestimmbaren Grün, dachte er. Nein, eher braun. Grünbraun mit einem Stich ins Bernsteinfarbene.
»Nein, Mylady, ich mache mich nicht über Euch lustig«, sagte er weich, »ich finde Euch wirklich reizend, so voller Leidenschaft, selbst wenn sie sich gegen mich richtet.« Dann küsste er sie auf die erstaunten, leicht geöffneten Lippen.
Zunächst ließ Isabelle ihn gewähren, dann jedoch keuchte sie, stieß ihn von sich und funkelte ihn an. »Ich hasse Euch!«, schrie sie mit bebender Stimme, wandte sich ab, lief zu ihrem Pferd und schwang sich auf seinen Rücken. Ohne sich noch einmal umzusehen, sprengte sie davon.
Guillaume sah ihr verdutzt nach. So heißes Blut hatte er ihr gar nicht zugetraut! Er schmunzelte beeindruckt. Vielleicht war sie ja doch nicht so langweilig, wie er geglaubt hatte …
* * *
»Ich … er …« Isabelle wanderte unruhig auf und ab, blieb stehen und sah Suzanne an. »Ich weiß nicht, er ist …« Sie brach erneut ab, löste ihr Tuch und begann, ihr Haar auszukämmen.
»Kommt, Herz, lasst mich das machen!« Suzanne nahm ihr die Bürste aus der Hand und fuhr mit gleichmäßigen Strichen über das lange, glänzende Haar.
Isabelle beruhigte sich langsam. Sie mochte es, wenn Suzanne sie kämmte oder ihr Zöpfe flocht. Kein Wunder, dass Pferde es liebten, wenn man sie striegelte, Hunde und Katzen, wenn man sie kraulte! Isabelle schloss die Augen und genoss die sanften Berührungen.
»Was hat Euch nur so aufgebracht?«
Isabelle dachte an den Kuss und lächelte, ohne die Augen zu öffnen.
»Nun sagt mir nicht, dass es Euch geglückt ist, Eurem Gatten den Kopf zu verdrehen!«
»Suzanne!«, rief Isabelle aus und drehte sich mit aufgerissenen Augen um.
»Nun tut doch nicht so!« Suzanne lächelte wissend und bleckte ihren vorwitzigen Zahn. »Ich sehe es Euch an der Nasenspitze an«, sagte sie und tippte mit dem Zeigefinger darauf. »Ihr seid verliebt!«
Isabelle schnappte entrüstet nach Luft. »Das ist nicht wahr, ich hasse ihn!«
»Na, na, na, ist das nicht etwas viel Gefühl für einen Mann, der Euch gleichgültig sein könnte, weil Ihr ihm doch offenbar ebenfalls gleichgültig seid? Das ist es doch, was Euch ärgert, oder nicht?«
»Ich bin ihm nicht gleichgültig. Er findet mich reizend!« Isabelle sah sie triumphierend an. »Wenn ich wütend bin«, fügte sie murmelnd hinzu.
»Soso.« Suzanne nickte verstehend.
»Und er hat mich geküsst!«
»Aha.«
»Jetzt sieh mich nicht so an, Suzanne! Ich bin nicht verliebt! Ich habe ihn fortgestoßen und ihm gesagt, dass ich ihn hasse.« Isabelle warf sich aufs Bett und vergrub ihr Gesicht im Kissen. »Und jetzt verabscheut er mich sicher.«
»Liebchen, warum macht Ihr es Euch nur so schwer?« Suzanne setzte sich zu ihr aufs Bett und streichelte ihr über den Kopf. »Er hat schöne blaue Augen, nicht wahr?«
Isabelle nickte, das Gesicht noch immer in das Kissen gedrückt.
»Und seine Männer lieben ihn.«
Isabelle schniefte und nickte erneut. Dann wandte sie sich um, stürzte sich in Suzannes Arme und weinte. »Ich werde ihm nie wieder unter die Augen treten können!«, schluchzte sie.
»Sicher könnt Ihr das, Liebchen. Heute Nacht schmiegt Euch ein wenig an ihn, Ihr werdet sehen, es wird Wunder wirken. Und wenn das Licht aus ist, sieht er auch nicht, wie sehr Ihr Euch schämt.«
* * *
Als Guillaume am Abend die Schlafkammer betrat, war das Licht bereits gelöscht. Vermutlich schlief seine Gemahlin, ermattet von dem Ausritt und ihrer Wut auf ihn. Ein kleiner Seufzer entfuhr ihm. Gewiss, er hatte immer gesagt, dass eine Ehe reich, aber nicht glücklich zu machen hatte, trotzdem hätte er sich ein wenig mehr Wohlwollen von seinem Weib gewünscht, denn im Grunde war sie reizend! Wenigstens Freunde hätten sie doch sein können, auch wenn sie keine Liebe füreinander
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