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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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wenn er dir wehtut, heute Nacht oder morgen, ich schwöre dir, ich töte ihn auf der Stelle!«
    Kein Mann würde Nacht für Nacht neben Isabelle schlafen können, ohne sie zu begehren. Früher oder später würde ihr Gatte sich nehmen, was ihm zustand.
    »Hör auf!«, fuhr Isabelle ihn an. »Oder glaubst du etwa, du machst es mir damit leichter? Glaubst du vielleicht, ich wüsste nicht genauso gut wie du, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er doch noch sein Recht fordert? Aber so sehr ich diesen Normannen auch verabscheue, ich werde den Teufel tun und dir auf die Nase binden, wenn er mich meiner Jungfräulichkeit beraubt! Du wirst ihm nichts antun, weil es dich nichts angeht und dich dein Leben kosten würde, hörst du?« Sie schnaufte. »Ich brauche dich, Conall! Wie sollte ich das alles ohne dich durchstehen?«
    »Ich liebe dich, Isabelle!«, gestand Conall ihr. Seine Stimme war rauer als sonst und kratzte im Hals.
    »Gewiss doch, Conall, ich weiß!« Sie fuhr ihm mit der Hand über die Wange. »Du bist doch mein Milchbruder, und ich liebe dich ebenfalls!«
    Nicht wie ein Bruder liebe ich dich, sondern wie ein Mann, wollte Conall widersprechen, doch er brachte keinen Ton mehr heraus.
    Isabelle blickte sich kurz um und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Darum darfst du auch keine Dummheiten machen, hörst du?«
    Ich will nicht, dass er dich anrührt, dachte Conall. Ich könnte es nicht ertragen. Trotzdem nickte er. Ein Versprechen ohne Schwur, ohne Worte war gewiss nicht bindend. Und selbst wenn, dann würde er eben in der Hölle schmoren. Das konnte kaum schlimmer sein als die Qualen, die er Isabelles wegen litt. Der Gedanke, dass ihr Gatte sie doch eines Tages berühren würde, ihre Wangen streicheln, sie küssen, nackt sehen und mit den Händen ihren Körper erforschen, um sich dann mit ihr zu vereinigen, nahm Conall den Atem. Manchmal, wenn er abends aufseinem Lager auf den Schlaf wartete, malte er sich aus, wie es wäre, mit ihr verheiratet zu sein. Wollust packte ihn dann, unbändige Begierde und große Trauer. Mit wundem Herzen sah er ihr nach, als Isabelle sich abwandte und ging.
    * * *
    Beinahe einen Monat waren sie nun schon in Stoke d’Aubernon und genossen die Gastfreundschaft von Sir Enguerrand, einem Freund des Maréchal. Tagsüber mied ihr Gatte sie, und am Abend ging er auch weiterhin erst lange nach ihr zu Bett. Seit der Hochzeitsnacht hatte er noch immer keinerlei Versuch unternommen, sein Recht einzufordern, und mit jeder weiteren Nacht, in der er ihr die kalte Schulter zeigte, wurde Isabelle unsicherer.
    »Sag mir, Conall, wenn du nicht mein Milchbruder wärst, würdest du mich dann begehren?«, fragte sie eines Tages.
    »Was?« Conall starrte sie entsetzt an.
    Isabelle legte die Hände auf die Hüften und drehte sich. »Ich meine, findest du, dass ich hässlich bin?«
    »N-n-nein.«
    »Das klingt aber nicht sehr überzeugend!«
    »Ich wüsste gern, was das soll!«, brummte Conall, wischte sich die Finger an einem Tuch ab und verschloss den Topf mit dem Fett, das er benutzt hatte, um das lederne Zaumzeug einzureiben.
    »Ich meine, wenn du mein Gatte wärst, würdest du mich dann begehren?«, beharrte Isabelle.
    Conall sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich glaube das einfach nicht!« Er schnappte nach Luft. »Ich hasse die Normannen!«, äffte er sie nach. »Waren das nicht deine Worte?«
    »Das tue ich ja auch!«, rief Isabelle aus. »Aber wie bitte soll ich ihn zurückweisen, wenn er mich gar nicht will?«, schimpfte sie beleidigt, drehte sich auf dem Absatz um und rannte davon. Conall verstand sie doch sonst immer, wieso begriff er nicht, dass sie verletzt war? Dass es einfacher gewesen wäre, den Maréchal dafür zu hassen, dass er ihr Gewalt antat, als sich zu fragen,warum er sie nicht einmal ansah? Sie hatte ihn beobachtet, und so sehr sie auch gesucht hatte, es war nichts Hassenswertes an ihm zu finden gewesen. Obwohl seine Haare an den Schläfen bereits grau wurden – was ihm, wie sie zugeben musste, durchaus gut stand –, war er voller Lebensdurst und Tatkraft. Die jungen Ritter, die ihn umgaben, kämpften um seine Aufmerksamkeit und taten alles, nur um von ihm gelobt zu werden.
    Jede Nacht seit der Trauung lag Isabelle wach und wartete, was geschehen würde. Zunächst hatte sie noch gezittert vor Furcht. Nachdem ihr Gemahl ihr jedoch Abend für Abend gleichgültig den Rücken zugewandt hatte und eingeschlafen war, ohne sie berührt zu haben, hatte sie begonnen, an

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