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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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und süßte. »Vielleicht könnten wir wenigstens ein Jahr Aufschub für uns verhandeln?«, überlegte er laut. »Bis dahin dürfte sich entscheiden, ob es uns gelingt, die verlorenen Gebiete zurückzuerobern.«
    »Und wenn wir es nicht schaffen?«
    »Dann müssen wir weitersehen.« Guillaume zuckte mit den Schultern und seufzte. Sein Leben war niemals lange unkompliziert geblieben. Ständig hatte es Verwicklungen und Schwierigkeiten gegeben, auf die er gut hätte verzichten können. Vielleicht bin ich langsam zu alt, sinnierte er. Doch der Gedanke an ein ruhiges, zurückgezogenes Leben behagte ihm nicht wirklich. Es würde ihn auf Dauer nicht zufriedenstellen; ihm würde die Aufregung fehlen. Schließlich fühlte man sich lebendig und unbezwingbar,wenn das Herz hämmerte und das Blut in Wallung geriet, und das nicht nur im Ehebett!
    »Aber was können wir ihm anbieten?« Robert of Leicester zog die Augenbrauen hoch.
    »Jeder Krieg verschlingt große Mengen an Geld. Bei einer stattlichen Summe wird auch der französische König überlegen müssen, ob er es sich leisten kann, uns eine Stundung des Eides zu versagen.« Guillaume trank einen Schluck. Der Wein brannte noch immer in der Kehle. Er unterdrückte ein Husten, als er sah, dass sich Leicesters Miene aufhellte, und grinste. »Nicht dass ich es gerne gäbe, aber … Wie viel sollen wir ihm anbieten?«
    »Eintausend Mark in Silber«, antwortete Guillaume, ohne zu zögern. »Fünfhundert von jedem.«
    »Eine wahrlich stattliche Summe, will ich meinen.« Leicester nickte. »Gut, meinetwegen!«
    Wie sich zeigte, hatte Guillaume den Bedarf an Geldmitteln des Franzosen richtig eingeschätzt, denn der französische König nahm ihr Angebot schon wenige Tage später an und gewährte ihnen sowie dem Earl of Chester, der sich dem Handel mit weiteren fünfhundert Mark angeschlossen hatte, einen Aufschub von einem Jahr und einem Tag. Dann jedoch, so betonte er, erwartete er unwiderruflich ihren Lehnseid.
     
    Während die Burg auf Les Andelys bereits im März erobert worden war, hielt Rouen noch bis Juni aus. Die Bürger der Stadt, die ihren Wohlstand König John verdankten, hatten den Belagerungstruppen lange Widerstand geleistet. Als jedoch nach und nach immer mehr Städte und Burgen in die Hände des französischen Königs fielen und Rouen drohte, völlig allein dazustehen, verhandelte Préaux mit dem Franzosen und bat John dringend um Hilfe aus England. Solange Hoffnung bestanden hatte, Teil einer angevinischen Normandie zu sein, waren die Bürger von Rouen zuversichtlich gewesen. Als aber auch nach mehrfachem Ersuchen um Hilfe keine Truppen aus England kamen, wurde deutlich, wie sehr die Stadt in Bedrängnis war. Allein mitten ineinem kapetingischen Reich, konnte Rouen nicht lange bestehen. Als John keine Unterstützung schickte, übergab Pierre de Préaux dem französischen König die Schlüssel der Stadt, um Rouen und seinen Bürgern Plünderung und Elend zu ersparen. Mit dem Fall von Rouen aber war der Sieg über die Normandie so gut wie besiegelt, denn keine Stadt und keine Burg leisteten nun noch ernsthaften Widerstand mehr.
    John hatte seinen Gegner zu lange unterschätzt und mannigfaltig geerntet, was er in rauen Mengen gesät hatte: Argwohn und Verrat.
    Nicht annähernd mit den gleichen militärischen Fähigkeiten gesegnet wie Richard Löwenherz und Henry II., hatte er zu viele Fehlentscheidungen getroffen. Das Volk hatte ihn von Anfang an gefürchtet, statt ihn zu verehren, und begonnen, ihn zu hassen, als seine Söldner unter ihrem Führer Lupescar brandschatzend, mordend und vergewaltigend durch die Lande gezogen waren. Königliche Söldner, die mehr Angst und Schrecken verbreiteten als der Feind, waren unverzeihlich! Zu viele von Johns Männern hatten nur Vorteile für sich selbst gesucht, und zu wenige waren ihm wirklich ergeben gewesen. Da John aber vor allem denjenigen vertraute, die ihm nach dem Mund redeten, während er an allen anderen zweifelte, hatte er mehr Verräter als Getreue um sich. Wer so wie er Versprechen nicht einhielt, vollkommen willkürlich seine Gunst erteilte und wieder entzog, wer betrog und sich als unberechenbarer Verbündeter erwies, wer Warnungen für Vorschriften hielt und Treue nicht von Eigennutz zu unterscheiden wusste, der musste zusehen, wie seine Bündnisse daran zugrunde gingen. König John aber erkannte keinen seiner Fehler und suchte die Schuld darum einzig bei anderen.
    Viele normannische Barone waren in den vergangenen

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