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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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nicht. Die Formel, mit der er ihn den Eid sprechen ließ, war genau durchdacht.
    »Ich schwöre, Euch für meine Ländereien in der Normandieauf dieser Seite des Meeres die Treue zu halten«, wiederholte Guillaume, sehr wohl ahnend, in welch schwierige Lage ihn dieser Schwur schon bald bringen würde. Wenn es Krieg auf dem Festland gab, ganz gleich, wo, würde er nicht teilnehmen dürfen, oder er verlor seine Ländereien in der Normandie. Eine Regelung, wie sie die Meulans einst für sich hatten erwirken können, war ihm also nicht vergönnt. Nun blieb ihm nur noch die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang der Verhandlungen. Sie hatten vielversprechend begonnen, und er würde sich mit aller Macht für einen Frieden einsetzen.
    Als sie jedoch eine Woche später in Anet eintrafen, wollte Philippe sie kaum empfangen.
    »Ich weiß nicht, was Ihr Euch von den Gesprächen in Compiègne versprochen habt, Maréchal«, fauchte er Guillaume an. »Reine Zeitverschwendung war das, wie ich hörte! Ein Bote aus England berichtete mir, dass weder Ihr noch der Erzbischof Befugnisse irgendwelcher Art habt, um einen solchen Friedensvertrag zu verhandeln. Darum sind die Gespräche hiermit beendet!«
    Guillaume sah den Erzbischof von Wells fragend an. Er bewahrte das Siegel des Königs, gewiss, aber er war nur Vizekanzler. Außerdem hatte John sie nicht offiziell mit diesen Verhandlungen beauftragt, sondern heimlich fortgeschickt. Der Erzbischof von Canterbury musste von ihrer Mission erfahren, sich darüber geärgert und darum eingegriffen haben. Ohne Dokumente, die ihren Auftrag bestätigten, waren sie in der Tat machtlos.
    »Hubert Walter hat stets einen Frieden mit Frankreich angestrebt, warum tut er das nun?«, schimpfte Guillaume wutentbrannt, nachdem sie den französischen Hof verlassen hatten. »Ist ihm sein Stolz wichtiger als das Schicksal Englands?«
    Wells zuckte nur hilflos mit den Schultern. »Lasst uns heimkehren, Maréchal. Der König wird uns nun noch dringender brauchen.«
    Guillaume wusste, dass der Erzbischof recht hatte. John hatte Frieden gewollt, und den hatten sie ihm um ein Haar verschafft. Was aber würde nun geschehen? Würde der König seine Flottezum Festland schicken? Und wenn ja, wohin? In die Normandie? Oder ins Poitou? Wo auch immer er zu kämpfen gedenken würde, Guillaume würde ihn nicht begleiten können.
     
    »Ihr wagt es, mir mit einer solchen Unschuldsmiene unter die Augen zu treten!«, fuhr John ihn an, als Guillaume zurückkehrte. Kalte Wut stand in seinem Blick. »Wie ich hörte, habt Ihr dem Franzosen zu meinem Schaden die Lehnstreue geschworen!« Die Ader an Johns Hals war angeschwollen.
    »Sire, ich verstehe Euren Zorn nicht«, erwiderte Guillaume ruhig. »Ihr selbst gabt mir die Erlaubnis, Philippe den Treueeid zu leisten, damit ich meiner Ländereien nicht verlustig gehe.«
    »Oh, nein, so war das nicht gedacht!«, ereiferte sich John, kam auf ihn zu und starrte Guillaume in die Augen. »Wenn Ihr mir so ergeben seid, wie Ihr stets behauptet, dann beweist es mir, indem Ihr mich aufs Festland begleitet und gegen Philippe kämpft«, forderte er bockig.
    »Ihr wisst nur allzu gut, Sire, dass mir das nach geltendem Lehnsrecht nicht möglich ist! Gegen einen Herrn zu kämpfen, dem man die Treue geschworen hat, wäre Verrat«, erwiderte Guillaume ruhig.
    »Hört, hört!«, rief John triumphierend und sah sich Zustimmung heischend unter den Baronen um ihn herum um. »Sagt selbst, Mylords, ist nicht diese Weigerung Verrat, den der Maréchal an mir begeht?«
    Bevor aber noch einer der Lords etwas sagen konnte, ergriff Guillaume beherzt das Wort.
    »Seid gewarnt, meine Freunde, denn was der König heute mir antun will, das wird er auch Euch antun, so er eines Tages die Möglichkeit dazu bekommt!«
    Die Barone begannen, untereinander zu tuscheln und sich zu beratschlagen. Einer nach dem anderen murmelte eine Entschuldigung, gab vor, wichtige Dinge zu erledigen zu haben, und machte sich aus dem Staub, bis John nur noch mit Guillaume und den Rittern seines Haushaltes zurückblieb. Diese aber warenallesamt junge, unerfahrene Männer, abhängig von seiner Gunst und erpicht auf sein Wohlwollen, deshalb hoffte der König, sie würden ihm recht geben in seinem Zorn, und wandte sich darum nun an sie. Nicht einer zögerte, den Maréchal des Verrats zu beschuldigen, denn keiner von ihnen wollte die Gelegenheit verpassen, sich bei John hervorzutun. Als der König aber forderte, einer von ihnen möge als sein

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