Der goldene Thron
Nichts«, fuhr König John fort und sah Elmswick mit einem verächtlichen Blick an. »Kein Baron wird dir Arbeit geben, wenn ihm sein Titel lieb ist, und doch wirst du dich durch deiner Hände Arbeit ernähren müssen. Als Tagelöhner oder als Bettler wirst du von nun an dein Leben fristen. Und an dem Tag, an dem mich die Nachricht von deinem Tod erreicht, werde ich ein großes Freudenfest veranstalten, um dem Herrn zu danken.« John beugte sich ein wenig zu ihm vor. »Und nun geh mir aus den Augen!«, befahl er so laut, dass alle zusammenzuckten.
William räusperte sich, und auch Guillaume vertrieb die Enge in seiner Kehle mit einem Räuspern. »Sie sind wahrlich Vater und Sohn!«, rief Geoffrey FitzPeter fröhlich und befahl seinem Pagen, den beiden etwas zu trinken zu bringen, damit sie ihre Kehlen befeuchten konnten.
»Mylord, Sirs, verzeiht, wenn ich mich mit meinem Sohn zurückziehe!«, bat Marguerite entschuldigend und wies dezent auf ihren Zustand und das müde Kind auf ihrem Arm hin. Sie knickste vor John und nickte den Lords freundlich lächelnd zu, dann schickte sie sich an zu gehen.
»Ihr erlaubt, dass ich mich ebenfalls empfehle«, beeilte sich William zu sagen und verbeugte sich tief.
»Wenn Ihr gestattet, so würden wir uns nach diesem aufregenden Tag ebenfalls gerne zur Ruhe begeben«, erklärte Guillaume und hoffte, dass der König ihn bereitwillig entlassen würde.
John warf einen Blick auf Isabelle. Ein Lächeln spielte um seinen Mundwinkel. Offenbar hatte er erkannt, dass zwischen den Eheleuten einiges zu klären war. »Gewiss doch, mein lieber Earl!«, antwortete er schmunzelnd und nickte Isabelle zu. »Gute Nacht!«
* * *
Als sie endlich allein waren, konnte Isabelle nicht mehr an sich halten. Das Blut rauschte so heftig in ihrem Kopf, dass ihr übel davon wurde.
»Wie oft habe ich dich nach ihr gefragt, und was hast du mir beteuert? Dass du mich liebst!«, schrie sie Guillaume außer sich vor Wut an.
»Aber das tue ich doch, mein Liebling!« Er ging auf sie zu und fasste nach ihren Händen. »Isabelle …«
Unwirsch machte sie sich los. »Wie, Guillaume? Wie kannst du mich lieben und mir zugleich verschweigen, dass du einen Sohn mit ihr hast?« Die Enttäuschung hatte ein riesiges Loch in ihr Herz gerissen. Wie hatte er sie nur so belügen können? Sie ist alt und das alles lange her, hatte er gesagt. Doch die Liebe zu dieser Ellen hatte ihn bis in die Halle des Königs verfolgt. Sie hatte Früchte getragen, lange vor dem Sohn, den sie selbst Guillaume geschenkt hatte. Diese Liebe hatte ihn sogar schon zum Großvater gemacht! Isabelle spürte, wie ihr Tränen der Enttäuschung in die Augen schossen.
Guillaume seufzte. »Ich wollte dir keinen Kummer bereiten.«
Isabelle rang verletzt nach Atem. »Keinen Kummer bereiten?«, wiederholte sie ungläubig und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich habe keinen Kummer!«, schrie sie. »Nein, ich bin wütend! Enttäuscht! Und rasend eifersüchtig!« Plötzlich verstummte sie.
Guillaume nickte schuldbewusst. »Aber wärst du das nicht auch gewesen, wenn ich dir früher von William erzählt hätte?«, hob er an. »Hättest du mich nicht ständig beobachtet und geglaubt, ich würde ihn mehr lieben als unsere Kinder, nur weil ich hin und wieder mit ihm spreche? Hättest du nicht gedacht, dassich bereue, dich geheiratet zu haben, und mich verdächtigt, dich nur wegen deiner Ländereien zu lieben?«
Isabelle wusste, dass Guillaume recht hatte, doch das wollte sie sich nicht eingestehen. »Ist das so, ja? Bereust du, mich geheiratet zu haben?« Der Schmerz in ihrer Brust war so reißend und schrecklich beängstigend. »Oder lindert mein Reichtum deine Qual?«
»Du tust mir unrecht, Isabelle! Niemals habe ich auch nur einen Tag meiner Ehe mit dir bereut!« Guillaume ging auf sie zu.
Sein flehender Blick traf sie bis ins Mark. Mehr als ein Stöhnen brachte Isabelle nicht mehr zustande.
»Bitte, verzeih mir!«, flüsterte er.
Er kann mir schwören, was immer er will, ich werde niemals glauben, dass sie ihm nichts mehr bedeutet. Dass er mich liebt und nicht sie. Er hat im Schlaf ihren Namen gemurmelt. Isabelle hörte nicht auf die sanfte Stimme, die sie daran erinnerte, dass dies viele Jahre her war und dass er seitdem nie wieder ihren Namen ausgesprochen hatte. Dass er ihn nicht erwähnte, hieß ja nicht, dass er nicht mehr an sie dachte! Dass er nicht davon träumte, sie wieder in seinen Armen zu halten. Dass er Isabelle vielleicht mit ihr
Weitere Kostenlose Bücher