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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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war Isabelle zu neugierig, um länger zu widerstehen. Es war, als wäre sie wieder ein Kind. Frei und ungeduldig.
    »Was? Nun zeig schon, was hast du für mich?«, drängte sie, als sie den Waldrand erreichte, und trat ungeduldig von einem Bein auf das andere.
    »Nicht hier, komm mit.«
    Isabelle sah sich um. Einen Augenblick lang hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden, doch vermutlich war das nur Einbildung. »Mein Bad ist gleich bereit«, wandte sie ein.
    »Es dauert nicht lange. Komm mit zu Darraghs Hütte.«
    Isabelle zuckte zusammen. Sie hatte nicht geglaubt, dass die Kate noch existierte. »Aber …«
    »Nun komm schon, du bist gleich wieder zurück!«, drängte Conall, packte sie am Arm und zog sie mit sich.
    Der Weg war kürzer, als sie ihn in Erinnerung hatte, vielleicht weil sie kein Kind mehr war. Trotzdem erschauderte sie, als sie vor der Hütte standen. Die Tür war geschlossen; beinahe hätte man denken können, dass Darragh zu Hause war. Nur ein zerbrochener Fensterladen, der nicht weit entfernt lag, deutete darauf hin, dass die Hütte verlassen war.
    Während Isabelle wie angewurzelt stehen blieb, öffnete Conall die Tür und ging hinein. Der Tag, an dem Mim ihre Jungen bekommen hatte, lag so viele Jahre zurück, und doch schien es Isabelle, als wäre es erst gestern gewesen. Ihr Herz klopfte wie toll vor Angst vor den Soldaten. Sogar das Maunzen des Kätzchens glaubte sie zu hören.
    »Hier, sieh mal!«, holte Conall sie wieder in die Wirklichkeit des Waldes zurück und streckte ihr ein jämmerlich maunzendes Katzenkind entgegen.
    »Conall!« Isabelle sah ihn mit leuchtenden Augen an und nahm ihm das Junge ab. »Wie weich und warm es ist!« Sie nahm das winzige Tier an ihr Gesicht und versenkte die Nase in seinem Fell.
    »Eine Katze hat kürzlich in der Hütte geworfen. Sie sieht fast so aus wie die dicke Mim, darum hab ich gleich an dich denken müssen. Hab geglaubt, du hast vielleicht Freude an dem Jungen. Schließlich bist du jetzt die Burgherrin, und niemand kann dir mehr verbieten, eine Katze in deinem Gemach zu haben, auch wenn es kaum einer verstehen wird.« Conall sah sich um und flüsterte: »Die alten Weiber sagen, Katzen hätten was Dämonisches, aber das ist Unsinn. Schwarze Katzen sind ein wenig unheimlich, das ist wohl wahr, doch wer Katzen auf dem Hof hat, wird weniger von Ratten und Mäusen geplagt und hat darum mehr zu essen. Wenn du mich fragst, sind sie ein wahrer Segen für jedes Haus.« Conall war ihr unbemerkt so nah gekommen,dass seine Lippen ihr Haar berührten, während er sprach. Isabelles Magen flatterte.
    »Ist es nicht zu klein, um ohne seine Mutter zurechtzukommen?«, fragte sie und betrachtete das Kätzchen.
    Conall nickte. »Du könntest es hin und wieder besuchen und es mitnehmen, wenn es groß genug ist.« Er lächelte und streichelte Isabelle zärtlich über die Wange. »Du hast mir so gefehlt«, sagte er mit rauer Stimme, und ehe sie es sich versah, hatte er sie geküsst. Nicht aufdringlich, wie bei ihrem letzten Besuch in Kilkenny, sondern zart, beinahe ängstlich.
    Isabelle spürte, dass sie errötete. Ihr Herz hämmerte wie toll. »Nicht, Conall«, hauchte sie und hielt das Kätzchen schützend vor ihre Brust. »Ich bringe es wieder zurück«, sagte sie mit krächzender Stimme.
    »Gib nur, ich mach das schon!« Conall nahm ihr das Junge ab und trug es fort.
    Isabelle wartete nicht, bis er zurück war. Sein Kuss hatte nichts Brüderliches gehabt und sie zu sehr aus der Fassung gebracht. Sie rannte zurück, bestürzt über ihr pochendes Herz und die verwirrenden Gefühle, die sich ihrer bemächtigt hatten. Sie liebte Guillaume, nicht Conall. Es war unrecht, sich von ihm küssen zu lassen, und sie schämte sich dafür. Sie war kein Jüngferlein mehr, das sich heimlich zum Stelldichein verabredete. Sie war Mutter von neun Kindern und seit vielen Jahren glücklich verheiratet. Sie war Conalls Herrin, nicht nur seine Milchschwester. Und sie war ganz sicher nicht die Sorte Frau, die sich auf eine Liebelei einließ. Warum nur glaubte Conall, sie ungestraft küssen zu dürfen, und das schon zum zweiten Mal?
    Isabelle lief keuchend zurück zur Burg, stürzte die Treppe hinauf und stolperte in die Kammer.
    * * *
    Guillaume wusste nicht, ob sein Herz vor Wut raste oder vor Enttäuschung. Seine Isabelle hatte sich mit dem Stallmeister getroffen und war mit ihm in den Wald gegangen, ja sie hattegar zugelassen, dass Conall sie küsste! Weder empört noch angewidert oder

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