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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Boden. Als der Rotz dicht neben Guillaumes Kopf landete, lachte er schallend.
    »Muss einiges wert sein, bei dem Pferd und den Waffen, die er mit sich geführt hat …«, überlegte Geoffrey de Lusignan laut.
    »Richtig«, stimmte ihm sein Bruder zu. »Er ist der Neffe des Earls, darum sorgen wir dafür, dass er überlebt. Er wird uns ein anständiges Lösegeld einbringen. Muss ja nicht fett werden bei uns, der Junge, aber er soll auch nicht krepieren. Also gebt ihm was zu essen!«
     
    Die Männer der Lusignans gehorchten aufs Wort und gaben Guillaume gerade so viel zu beißen, dass er nicht völlig abmagerte. Kräfte aber konnte er so nicht sammeln. Seine Wunde brannte wie Feuer und hätte genäht werden müssen. Guillaume kannte sich aus, hatte er doch auf den Turnieren so manche Blessur davongetragen. Hier im Wald aber gab es keinen Baderchirurg, der sich seiner Verletzung hätte annehmen können. Den schmutzigen, stinkenden Säufer, den Geoffrey de Lusignan mit ein paar Leinenstreifen zu ihm geschickt hatte, hatte er lieber nicht an die Wunde gelassen. Wenn sie brandig wurde, das wusste er genauso gut wie die Lusignans, dann war es um ihn geschehen. Also kümmerte er sich lieber selbst darum.
     
    Wochen, vielleicht auch Monate zogen sie so umher. Guillaume verlor jegliches Gefühl für Zeit, und an manchen Abenden war er so erschöpft und verzweifelt vor Schmerz, Hunger und Anstrengung, dass er darüber nachsann, ob es nicht leichter wäre, einfach einzuschlafen und nicht mehr zu erwachen, statt am nächsten Morgen weiterziehen zu müssen.
    Ob sein Bruder in der Lage und gewillt sein würde, ein Lösegeld für ihn zu zahlen? Oder die Familie seines Onkels vielleicht? Warum aber sollten ausgerechnet sie ihn befreien, da er doch den Earl nicht hatte schützen können?
    Guillaume schwankte zwischen abgrundtiefer Verzweiflung und wahnwitziger Hoffnung auf eine Gelegenheit zur Flucht. Doch die Poiteviner ließen ihn nicht aus den Augen. Ständig überprüften sie seine Fesseln, die seine Haut zunächst nur wund gescheuert hatten, mittlerweile aber tief in sein Fleisch einschnitten. Sie traten ihn und lachten, wenn er der Länge nach hinfiel. Manchmal verschütteten sie das Wasser für ihn auf seiner Kleidung, sodass er auch noch Durst leiden musste. Je aussichtsloser ihre Situation in der Auseinandersetzung mit dem König zu werden schien, desto grausamer wurden sie. Offenbar glaubten sie, nicht mehr viel zu verlieren zu haben.
    Die Zeit verging, und mit ihr verrann Guillaumes Hoffnung, mit dem Leben davonzukommen. Trotzdem versuchte er eines Tages zu fliehen. Die Männer der Lusignans aber holten ihn schnell ein. Und als einer der Soldaten mit dem Stiefel nach ihm trat, um ihn in die Knie zu zwingen, brach die wulstige Wunde an seinem Bein wieder auf. Sie begann zu schwären, und schon bald breitete sich Fieber in Guillaumes ausgezehrtem Körper aus, ließ ihn von seinem Onkel fantasieren und von Alan träumen.
     
    Dunkelheit und Übelkeit waren alles, was er spürte, als er langsam zu sich kam. Er versuchte, seine Finger und Zehen zu bewegen, und erstaunlicherweise gehorchten sie ihm. Gut so. Nur seine Augenlider waren bleischwer, sodass er fürchtete, sie nie wieder öffnen zu können, und vorläufig aufgab, es zu versuchen. Ob er tot war? Guillaume horchte.
    »Setz das Messer an, wie ich es dir gezeigt habe!«, hörte er plötzlich eine Stimme, dann spürte er die Klinge an seinem Hals. Offenbar war er also nicht tot, doch wie es schien, würde es nicht mehr allzu lange dauern. Es sei denn, er wehrte sich. Aber vielleicht lohnte es sich ja auch nicht, für dieses elende Dasein zu kämpfen …
    Sicher lohnt es sich! Guillaume räusperte sich und spürte, wie sein Adamsapfel nur knapp an der Klinge vorbeihüpfte.
    »Er wird wach!«, sagte jemand.
    »Dann beeil dich und rasier ihn endlich, ehe du noch ein Blutbad anrichtest«, riet die erste der beiden Stimmen.
    Rasier ihn? Guillaume fühlte ein Kichern in sich aufsteigen. War er doch schon tot und sollte nun rasiert werden, um vor seinen Schöpfer zu treten? Dann durfte er keinesfalls loslachen! Er bemühte sich um Beherrschung. Wahrscheinlich war er verhungert, oder die Lusignans hatten ihn im Wald zurückgelassen, weil er zu schwach gewesen war. Die Lusignans, dachte er herablassend. Der Teufel soll sie holen! Hoffentlich wusch man ihn auch und kämmte sein Haar, bevor er ins Himmelreich einging! Nach den Wochen im Wald musste er grauenhaft aussehen und stinken

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