Der goldene Thron
Matilda neugierig machte, auch wenn sie sich das noch nicht recht eingestehen wollte.
Erstaunlich war, dass er tatsächlich zu genießen schien, wie viel Aufmerksamkeit er mit seiner künftigen Gemahlin erregte. Er lachte, wenn jemand sie als Riesin bezeichnete, und sah nicht ohne Stolz zu ihr auf.
Matilda sank ergeben auf die Knie, um sich das Myrtenkränzchen aufsetzen zu lassen, das ihre Mutter für sie hatte binden lassen. »Es pikst!«, beschwerte sie sich, schob den Kranz ein wenig zurecht und erhob sich dann. »Also gut, gehen wir«, brummte sie, ohne dem Kopfschütteln ihrer Mutter Beachtung zu schenken. Ihr war Lady de St. Valérys Urteil vollkommen gleich. Überhaupt scherte es sie wenig, was die Leute über sie dachten oder sagten. Sie hatte Pläne und würde sich nicht durch dummes Geschwätz davon abhalten lassen, sie umzusetzen.
Als Matilda nach der Trauung vor dem Eingang der Burgkirche, der Messe und dem anschließenden Festgelage von ihrem Gatten an der Hand genommen und in die Brautkammer geführt wurde,wusste sie, dass nun all ihre Fähigkeiten als Lügnerin gefragt waren, um ihm die verängstigte Jungfer vorzuspielen.
Sie zierte sich, als sie die Kammer betraten, tat verschämt und drehte sich scheinbar errötend um, als ihr Gatte sich seiner Kleider entledigte. Sie zog sich in die dunkelste Ecke der Kammer zurück. Er sollte denken, sie schäme sich, weil auch sie sich nun entkleiden musste. Doch in Wahrheit brauchte sie die Dunkelheit, um ihre Scham weit unten an der Öffnung mit Schweineblut zu benetzen, das sie in einem kleinen Gefäß mitgebracht hatte. Wenn er den Akt mit ihr vollzog, würde es nun mal ein wenig bluten müssen. In vielen Gegenden wurden nach der Hochzeitsnacht die Leintücher aus dem Fenster gehängt, um durch das Blut den Beweis anzutreten, dass die Braut jungfräulich in die Ehe gegangen war. Was wusste sie, ob das hier, in Wales, ebenfalls üblich war? Zwar war ihr Gatte keiner von diesen Wilden, wie Matilda die Waliser im Stillen nannte, doch lebte seine Familie schon seit der Eroberung Englands in dieser Gegend. Man konnte also nicht wissen, welche Traditionen sie erhalten und welche aufgegeben hatten.
Matilda drehte sich um, nachdem sie das Töpfchen wieder verschlossen und es gut versteckt hatte. Sie trug noch immer ihr dünnes Leinenhemd. Ihr Gatte sollte sie schließlich nicht für schamlos halten. Außerdem sollte er sie erst nach dem Akt nackt sehen, falls ihr schon jetzt ein wenig Blut die Schenkel herablief.
Er selbst stand inzwischen vollkommen unbekleidet neben der Bettstatt, von Vorfreude erregt, selbstsicher und ohne jegliche Scham.
Matilda schlüpfte unter die Bettdecke, die aus herrlich weichen Fellen genäht und mit Seide abgefüttert war. Ein schönes Stück, dachte sie zufrieden, denn die Decke gehörte nun ihr. Das Bett war breit und mit schweren, reich mit Stickereien verzierten Behängen ausgestattet und ebenfalls nicht zu verachten. Matilda sah, dass das erste weiche Licht der Morgensonne bereits durch die Holzläden drang. Es war besser, sie beeilten sich, sonst bemerkte er doch noch etwas von dem Betrug.
»Lösch das Licht und zieh die Vorhänge zu!«, bat sie und bemühte sich, verängstigt zu klingen, obwohl sie sich kein bisschen fürchtete. Sie wusste ja, was geschehen würde. Matilda seufzte vernehmlich. Bringen wir es hinter uns!, dachte sie genau wie damals, vor einem Jahr, als der Oheim über sie hergefallen war, und drehte das Gesicht zur Seite, damit ihr Gatte sie nicht auf den Mund küsste.
Nachdem William de Braose die Kerze gelöscht und die Vorhänge zugezogen hatte, kroch er zu ihr unter die edle Decke und legte sich auf sie.
»Mach es schnell!«, bat sie ihn mit zitternder Stimme, damit ihm nicht etwa einfiel, sie mit den Fingern zu erkunden, und er später Blut an seinen Händen entdeckte.
Und so vollzogen sie den Akt, der ihre Ehe besiegelte, in aller Schnelle und Heftigkeit.
»Du warst beileibe keine Jungfrau mehr, als du in mein Bett gestiegen bist!«, sagte William de Braose ihr auf den Kopf zu, sobald er von ihr abgelassen hatte. Ein kleiner Lichtstrahl erhellte ihre Bettstatt, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. Hohn stand darin!
Matilda sah ihn mit ehrlichem Entsetzen an. »Und was ist dann das?«, fragte sie vorwurfsvoll, riss den Vorhang beiseite und zeigte selbstsicher auf die Flecken auf dem Leintuch, die das Gegenteil zu beweisen schienen.
»Im Hurenhaus verkaufen sie auf diese Weise so
Weitere Kostenlose Bücher