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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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ersetzen schien ihm ein Frevel und darum unmöglich.
    Auf dem Weg zum Zelt seines Herrn musterte er die Ritter, die an ihm vorbeizogen. Ob einer von ihnen sein Schwert gekauft hatte? Er hätte darauf bestehen müssen, den Namen des Käufers genannt zu bekommen …
    »Da seid Ihr ja endlich, Maréchal!«, rief der junge König und winkte ihn ungeduldig herbei. »Kommt her!«
    Guillaume nickte ergeben und gehorchte. Sein Blick flog durch das Innere des Zeltes. Von den reich verzierten Eichentruhen, den Seidenkissen und Felldecken, die Henrys Unterkunft einst geschmückt hatten, war nicht mehr viel vorhanden. Nicht mehr lang und er würde keine silbernen Pokale und Teller, ja nicht einmal mehr Juwelen besitzen.
    »Ich hörte vom Verlust Eures Schwertes und von seinem viel zu hohen Preis«, unterbrach der junge König seine Gedanken. »Ihr habt mir so oft ausgeholfen, Maréchal, darum bin ich Euch etwas schuldig, auch wenn ich selbst nicht mehr viel besitze.«
    »Nein, Mylord, Ihr schuldet mir nichts«, sagte Guillaume sanft.
    »Ich habe einen meiner Ringe versetzt«, erwiderte der junge Henry eifrig und lächelte.
    »Das ist überaus großherzig von Euch, Sire, doch es wäre nicht nötig gewesen. Athanor ist weg, verkauft.« Guillaume wollte sich abwenden, damit ihm sein Herr nicht ansah, wie verzweifelt er deshalb war.
    »Wartet, mein Freund!«, rief Henry und holte ein längliches Bündel hervor.
    Guillaumes Brust war wie zusammengeschnürt. Niemals würde ihm eine andere Waffe Athanor ersetzen können, nicht einmal eine, die er von seinem Herrn geschenkt bekam. Doch das würde der junge König nicht verstehen. Verzweiflung packte Guillaume mit eiserner Hand an der Gurgel.
    Der junge Henry wickelte die Waffe aus und streckte sie ihm strahlend entgegen.
    »Sire!«, stieß Guillaume hervor und rang nach Atem. »Ich dachte, ich hätte es für immer verloren!« Er nahm Athanor an sich und fiel auf die Knie. »Mylord, Ihr habt meinen aufrichtigen, zutiefst empfundenen Dank!« Er küsste die Hand seines Herrn und bemerkte eine weiße Stelle an seinem Zeigefinger. »Wie kann ich Euch das je vergelten?«
    »Der Ring hat einst meiner Mutter gehört. Sie hat ihn mir kurz vor meiner Krönung geschenkt. Lasst uns heute endlich siegen, Maréchal, und reiche Beute machen! Auf dass ich ihn schon bald wieder auslösen kann!«
    »Das werden wir, Sire!«, beteuerte Guillaume. Baudouins Worte über ihren mangelnden Zusammenhalt wollten ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Der Grünschnabel hatte recht. Sie waren kein Verband mehr und würden erst wieder siegreich sein, wenn sie erneut als Gemeinschaft kämpften. So wie vor dem Aufstand, als sie die Franzosen mehr als einmal besiegt hatten. Und Guillaumes Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass dies geschah. »Wir werden kämpfen wie nie zuvor. Ihr habt mein Wort!«, versprach er und begleitete den jungen König hinaus. Sein Herz war leicht wie lange nicht mehr.
    Mit lauter Stimme wandte er sich den Männern seines Herrn zu, die vor dem Zelt versammelt waren und voller Selbstzweifel auf den Beginn des Wettstreits und eine erneute Niederlage warteten: »Heute ist der Tag, an dem wir siegen werden!«, rief er ihnen entschlossen zu und beachtete ihr mürrisches Gemurmel nicht. »Es ist an der Zeit, dass wir den Ruf unseres Herrn wiederherstellen.« Er hob die Stimme noch ein wenig an. »Die Franzosen haben sich lange genug über uns lustig gemacht!«
    »Sie sind uns überlegen!«, wandte einer der Männer unwillig ein.
    »Weil sie vergessen haben, wie stark wir sein können. Heute werden wir sie daran erinnern!«, erklärte Guillaume entschlossen.
    »Aber wir haben kaum noch Pferde und Waffen …«
    »Darum müssen wir heute siegen und uns zurückholen, was uns genommen wurde! Unsere Waffen, unsere Pferde, vor allem aber unsere Ehre!«
    »Ja, zeigen wir ihnen, wer der Stärkere ist!«, stimmte ihm jemand zu. Guillaume erkannte, dass es Pierre de Préaux, Enguerrands älterer Bruder, war, der seit der Rebellion zu den treuesten Rittern des jungen Königs gehörte.
    »Ich will ihr Blut fließen sehen!«, rief ein anderer. »Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!«
    Guillaume nickte zufrieden. »Wir sind Henrys Männer!«, brüllte er und wanderte vor den anderen auf und ab. »Wir sind ein Fleisch, ein Herz, ein Leib, und Henry ist unser Kopf. Wir sind ein Verband!« Guillaume war voller Zuversicht, dass ihnen an diesem Tag nichts Schlechtes widerfahren konnte. Er erhob mahnend die Stimme:

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