Der goldene Thron
Königs nun schon von einem Wettkampf zum nächsten, und Guillaume hatte Wort gehalten. Nicht einen Augenblick war er seinem Herrn mehr von der Seite gewichen. Doch weder sein Ehrgeiz noch der Eifer seiner Kameraden hatten sie zum erhofften Sieg geführt, und Niederlage war auf Niederlage gefolgt.
»Bitte, ich besitze nur noch dieses eine Schwert«, hob er an. Wie wichtig ihm die Waffe war, die ihm der Franzose abgenommen hatte, gestand er ihm jedoch nicht. Zweimal schon hatte er Athanor in den vergangenen Wochen im Kampf verloren und es zurückgekauft. Diesmal aber besaß er keinen Penny mehr.
»So, tut Ihr das?« Der Franzose schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. »Und ich dachte doch tatsächlich, ich besäße es nun!«
»Gewiss, verzeiht.« Guillaume zwang sich, seine Wut hinunterzuschlucken, und verbesserte sich. »Ich besitze kein Schwert mehr, um zu kämpfen, darum bitte ich Euch, Sir, um der Ehre willen, gebt mir die Waffe zurück, auch wenn ich zurzeit nicht in der glücklichen Lage bin, Euch die geforderte Summe zahlen zu können.« Guillaume musste sich bemühen, ruhig zu bleiben. Besaß man Geld, so war es leicht, Schulden zu machen, besaß man jedoch keines, so wollte einem auch niemand etwas stunden.
»Nun, Ihr kennt den Preis, den ich verlange. Sobald Ihr die geforderte Summe habt, bekommt Ihr das Schwert zurück.«Der Franzose zuckte grinsend mit den Schultern und wandte sich ab.
Wütend und zugleich verzweifelt ging Guillaume zurück zu seinem Zelt. Wie in aller Welt sollte er Zuversicht ausstrahlen, wenn er vor seinen Herrn trat? Wie ihm versichern, dass sie schon bald siegen würden, wenn er doch selbst schon lange nicht mehr daran glaubte? Nicht einmal um Hilfe konnte er seinen Herrn bitten, denn die Börse des jungen Königs war ebenso leer wie Guillaumes eigene.
Kaum ein Auge tat er in dieser Nacht zu. Er wälzte sich von einer Seite zur anderen, dachte an Ellen und Athanor und quälte sich mit Vorwürfen, bis der Morgen graute.
»Gut geschlafen, Maréchal?« Baudouin de Béthune, ein ungefähr fünfzehn- oder sechzehnjähriger flämischer Adeliger, steckte den Kopf in Guillaumes Zelt. »Meine Güte, Ihr seht grässlich aus! Seid Ihr krank, oder habt Ihr gestern zu viel getrunken?« Er grinste verlegen, als Guillaume beides verneinte. »Darf ich?«
»Sicher, Baudouin!« Guillaume mochte den jungen Mann, obwohl er gerade einmal halb so alt war wie er. Er winkte ihn herein und rang sich ein Lächeln ab.
Baudouin war ebenfalls Page in Tancarville gewesen und hatte ähnlich hochgesteckte Ziele wie er selbst. Außerdem war auch er ein Nachgeborener, ein Sohn also, der seinen Weg allein finden musste. Das verband.
Sein Vater, ein Lehnsmann und Freund Philippes von Flandern, hatte ihn im Haushalt des nur wenige Jahre älteren jungen Königs unterbringen können, der ihn umgehend ins Herz geschlossen hatte. Im Gegensatz zu Henry aber, war Baudouin außerordentlich reif für sein Alter. Er hatte ein fröhliches Wesen, war bemüht, eifrig und zuverlässig. Auch schien er stets zu wissen, wann ein Scherz oder ein freundliches Wort angebracht waren und wann es gescheiter war, zu schweigen. Und das gefiel Guillaume.
»In Tancarville erzählt man sich, dass Ihr bis zum Abendrotauf dem Holzstumpf geblieben seid«, begann Baudouin und zauberte damit ein wehmütiges Lächeln auf Guillaumes sorgenvolles Gesicht. »Wie habt Ihr das nur durchhalten können?« Bewunderung lag in seiner Stimme. »Viele Pagen haben es seitdem versucht und sind gescheitert. Auch ich.« Er senkte den Kopf kurz beschämt, sah wieder auf und lächelte verschmitzt.
Tancarville, dachte Guillaume voller Wehmut, wie lange ist das her!
»Ours hat ständig nur von Euch geredet: ›Guillaume war stets als Erster im Ziel. Guillaume war ein hervorragender Schwertkämpfer und der Beste im Umgang mit der Lanze!‹ Immer wieder Guillaume.« Baudouin de Béthune lachte. »Ihr ahnt ja nicht, wie stolz ich war, als ich hörte, dass Ihr der Fechtmeister des jungen Königs seid!«
»Konntest ja nicht wissen, dass es so demütigend sein würde, mit uns herumzuziehen.« Guillaume lachte verzweifelt auf.
»Oh nein, Sir Guillaume! Das ist es nicht. Ihr seid mein großes Vorbild und werdet es immer sein. Es liegt nicht an Euren Kampfkünsten, dass der junge König nicht mehr Erfolg hat. Ihr seid der Beste, ganz sicher! Und auch die anderen Ritter des jungen Königs sind mutig und schlagen sich wacker. Ich habe alle Kämpfe
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