Der goldene Thron
ohrenbetäubenden Lärm an.
Wie jedes Mal stürzte sich Guillaume voller Tatendrang neben seinem Herrn in das Kampfgeschehen. Doch immer, wenn er ein Pferd mit oder ohne Reiter in Sicherheit brachte, hatte auch Rogier de Gaugi, ein junger Flame, der schon seit einer Weile zu den Rittern des jungen Henry gehörte, ein Tier gefangen.
»Drei!«, rief Guillaume ihm grinsend zu.
»Ich auch!«, antwortete Rogier und lachte breit.
»Aber ich werde gewinnen«, behauptete Guillaume. An denMann, den er als Nächstes zu bezwingen gedachte, erinnerte er sich nur allzu gut. Mathieu de Walincourt hatte ihn einst mit solchem Hochmut behandelt, dass es Guillaume nun umso mehr reizte, ihn gefangen zu nehmen und sein Pferd einzubehalten.
Er senkte seine Lanze, ritt wie vom Teufel besessen auf Walincourt zu und hob den Franzosen so geschickt aus dem Sattel, dass der auf seinem Hinterteil landete, bevor er noch wusste, wie ihm geschah. Als er sich fluchend erhob und schimpfend abzog, sah Guillaume ihm erheitert nach. Geschieht ihm recht, dem eingebildeten Kerl!, dachte er zufrieden und führte seine Beute, Walincourts Pferd, zu seinem Knappen, damit er darauf achtgab. Doch als er kurz darauf seine nächste Geisel sowie ihr Pferd in Sicherheit brachte, trat einer von Henrys Knappen an ihn heran.
»Verzeiht, Sir Guillaume, der König lässt Euch ausrichten, Ihr möchtet Walincourt sein Pferd zurückgeben!« Der Knappe zog den Kopf ein, als erwartete er Schelte von Guillaume, doch der runzelte nur die Stirn.
Was dachte sich der junge König dabei? Für einen Augenblick war Guillaume gewillt, den Gehorsam zu verweigern, doch dann besann er sich. »Wenn es der König verlangt. Bitte! Bring den Klepper zu Walincourt zurück«, erwiderte er verächtlich und kehrte zum Kampfgeschehen zurück. Mathieu de Walincourt war offenbar nicht nur arrogant, sondern auch ein schlechter Verlierer!
»Und? Wie viele?«, rief Rogier lachend, als Guillaume sich wieder ins Getümmel stürzte.
»Vier!«
»Fünf!«, antwortete Rogier mit einem zufriedenen Grinsen.
Hätte ich auch gehabt, wenn der König mir Walincourts Pferd nicht genommen hätte, dachte Guillaume bitter, und als Mathieu Walincourt kurz darauf erneut in seiner Nähe auftauchte, jubelte er innerlich. Warte nur, dir werde ich zeigen, welchen Sinn es macht, mich zu narren!, dachte er grimmig, griff Walincourt an und hieb mit aller Kraft auf seinen Helm und seinen Schwertarmein. Es war ein köstlicher Triumph, ihn ein zweites Mal zu besiegen und ihm erneut das Pferd zu nehmen.
»Das werdet Ihr noch bereuen!«, drohte Walincourt, der ohne sein Pferd erstaunlich klein und nichtssagend wirkte, und verließ wutschnaubend den Platz.
Guillaume schüttelte nur den Kopf. Wer nicht mit Anstand verlieren konnte, war eines Sieges schon gar nicht würdig!
Erst als der Tag zur Neige ging und sich alle Ritter zerstreuten, ließ auch Guillaume Athanor sinken. Er hieß einen der Knappen die Beute zu seinem Herrn bringen und eilte zu ihm.
Wie üblich waren bereits zahlreiche Barone um den jungen König versammelt, um mit ihm über die Lösegelder für ihre Ritter, Waffen und Pferde zu verhandeln. Schon von Weitem sah Guillaume, dass Mathieu de Walincourt ebenfalls bei Henry stand und wild gestikulierend auf ihn einredete.
»Guillaume!«, rief Henry gebieterisch, als er ihn erblickte, und winkte ihn ungeduldig herbei.
Der Ton seines jungen Herrn missfiel Guillaume, trotzdem gehorchte er umgehend. »Sire!« Er verbeugte sich knapp.
»Warum habt Ihr Walincourts Pferd nicht zurückgegeben, wie ich es befahl?« Henry zog die Augenbrauen zusammen.
»Das habe ich, Sire, noch vor dem Mittag ließ ich es ihm zurückbringen.« Guillaume deutete eine Verbeugung an.
»Ihr habt es mir aber erneut genommen, darum ist es noch immer in Eurem Besitz«, antwortete Walincourt hochnäsig.
»Wie könnt Ihr wissen, ob ich es noch besitze oder es fortgab?« Guillaume sah Mathieu de Walincourt kalt an. »Es muss wohl an die zehn Jahre her sein, da sind wir uns schon einmal begegnet. Vermutlich erinnert Ihr Euch nicht. Ich war noch jung und unerfahren, kaum älter als zwanzig und gerade erst zum Ritter geschlagen. Ihr nahmt mir mein Pferd und gabt es mir nicht zurück, obwohl ich ehrenwerte Fürsprecher hatte. Diesmal verweigere ich Euch darum die Herausgabe.«
»Aber Ihr hattet nicht denselben Ruf wie heute. Ihr wart ein Niemand!«, wandte Walincourt aufgebracht ein.
»Nun, wenn das der Grund ist, dann muss ich Euch
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