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Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Titel: Der Goldschatz der vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hatten keinen ungebetenen Besuch. Jetzt nicht
mehr. Der war bereits weg. Doch seine Mitteilung lag auf dem Tisch.
    Ein weißer Bogen Papier. Das
obere Drittel war abgerissen. Damit hatte man die aufgedruckte Club-Adresse
abgetrennt. Ein schwacher Versuch, um die Herkunft des Blattes zu verschleiern.
Das verriet sich selbst, denn das Papier hatte seine eigene Qualität. In jedem
Zimmer lagen diese Briefbögen aus. Das checkten die Jungs sofort.
    „Dieses Schweinepack
unterschätzt uns total“, knurrte Tim. „Sie haben nicht mal eine Schreibmaschine
bemüht.“ Die Mitteilung war handschriftlich. Fetter Bleistift. Eine steile nach
rechts kippende Schrift. Einwandfreies Deutsch.
    „Wenn ihr Gaby unversehrt
wiedersehen wollt“, las Tim vor, „werdet ihr drei Tage lang die Club-Anlage
nicht verlassen. Nicht einen Schritt! Kein Wort über den Vorfall! Ruhe
bewahren! Verhaltet euch unauffällig! Sonst landet eure Freundin bei
Mädchenhändlern im tiefsten Innern dieses schwarzen Kontinents. — Keine
Unterschrift.“
    „Bei Mädchenhändlern“,
wiederholte Klößchen. „Das ist doch ‘ne leere Drohung.“
    „Wer weiß. Die Entführung lief
perfekt. Aber jetzt sind wir am Zuge!“
     
    *
     
    Lars Loddersteg befand sich in
seinem Zimmer, hatte sich umgezogen fürs Abendessen und öffnete, als Tim klopfte.
    „Hallo!“ Der TKKG-Häuptling
grinste wie der Wolf beim Anblick der Schafherde. „Störe ich?“ Und wenn, dachte
er, wär’s mir auch egal.
    „Keineswegs. Komm rein.“
    Tim schloss die Tür hinter
sich. Karl und Klößchen warteten auf dem Flur. Die Jungs hatten sich überlegt,
dass es taktisch klüger sei, hier nicht in voller Stärke anzurücken.
    Tim zog Papier und Bleistift
aus der Brusttasche.
    „Ich möchte Sie bitten, Herr
Loddersteg, bei unserem Spiel mitzumachen. Es geht um Graphologie — also um die
Lehre von der Deutung der Handschrift hinsichtlich des Charakters. Uns —
nämlich Gaby, Karl, Klößchen und mich — interessiert das wahnsinnig. Wir
beschäftigen uns damit. Wir studieren sozusagen Graphologie und benötigen
Fallbeispiele. Unser Spiel geht so: Wir nehmen eine — uns freundlichst
überlassene — Schriftprobe von einer Person, die wir nur flüchtig kennen. Wie
zum Beispiel Sie, Herr Loddersteg. Jeder von uns analysiert und verfasst dann
seine Deutung. Die vier Auslegungen zeigen wir Ihnen. Und Sie entscheiden, wer
von uns Ihr Wesen getroffen, Ihren Charakter entschlüsselt hat. Okay? Machen
Sie mit?“
    Der Mann zögerte, grinste dann,
nickte. „Warum nicht?“
    Tim reichte ihm Papier und
Bleistift. „Die Textstelle, die ich Ihnen diktiere, stammt aus einem
Kriminalroman. Aus Der Henker, der nicht töten konnte von William W.
Wilson. Kennen Sie, ja?“
    „Tut mir Leid, nein. Ich lese
zwar häufig Krimis. Aber den kenne ich nicht.“
    Er setzte sich an den Tisch und
hielt den Bleistift bereit. Tim diktierte auswendig: „Wenn ihr Gundula
unversehrt... haben Sie, ja? ...wiedersehen wollt, werdet ihr drei Tage lang
die City nicht verlassen. Nicht einen... Schritt! Kein Wort über den Vorfall...
Warum schreiben Sie nicht? Ich bin gleich fertig.“

    Loddersteg sah ihn an. „Ich
glaube, du willst mich veralbern.“
    „Was? Wieso! Mann!“ Tim trat
näher. „Sie haben ja kein Wort geschrieben.“
    „Worum geht’s, Tim?“
    „Das habe ich Ihnen doch
gesagt.“
    „Wo ist deine Freundin? Wo ist
Gaby?“
    Tim starrte ihm in die Augen.
Aber Loddersteg hielt das aus.
    „Wissen Sie’s, Herr
Loddersteg?“
    „Nein. Aber ich bin nicht von
gestern. Statt Gundula muss es Gaby heißen, nicht wahr? Und statt City — Club.
Es geht auch nicht um ein Spiel, sondern du willst feststellen, ob meine
Handschrift die Handschrift jener Person ist, von der ihr eine handschriftliche
Nachricht habt. Richtig?“
    Tim trat noch einen Schritt
näher. „Ich werde Sie zwingen, den Text zu schreiben. Dann haben wir den Beweis
für Ihre Mittäterschaft.“
    „Zwingen?“ Lodderstegs Blick
glitt zum Bett.
    Dort war am Kopfkissen eine
Ausbuchtung zu erkennen. Tim bleckte die Zähne. „Sie haben in Ihrer Lagerstatt
eine Waffe versteckt. Vergessen Sie’s! Sie müssten an mir vorbei.“
    „Und du meinst, das schaffe ich
nicht?“
    „Wissen Sie, wie hier die
Krankenhäuser sind? Kein Vergleich mit denen in Holland. Also? Schreiben Sie
endlich! Sonst reißt mein Geduldsfaden.“
    Sie starrten sich an. Aber in
Lodderstegs Blick lagen weder Ärger noch Wut.
    Der ist belustigt, dachte

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