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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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Neues, das sie erproben wollen. Seine große Begabung für das Handwerk war noch längst nicht ausgereizt. Er lernte noch immer. Doch nur der alte Meister selbst wusste genau, welch großes Talent in dem Jungen schlummerte.
    Als Lehrherr hatte Peter Fallen seinem Schützling inzwischen auch das Bogenschießen beigebracht. Seit jener Begegnung dort in Fallens heimlicher Übungsstätte war das Bogenschießen ihre Art, als Gefährten zu üben, ohne dass viele Worte dabei fielen. Stundenlang sah man beide unweit der Stadtmauern üben. Gwyn wurde rasch zu einem sicheren Schützen am Langbogen.
    Abends trafen sie beide dann auf Eldrige, den Schankwirt, ein ehemaliger Kriegsknecht, ein Veteran, einst bei der Erstürmung von Jerusalem dabei gewesen. Mit dem Heer der Kreuzritter war er vor mehr als 18 Jahren bis nach Palästina gezogen. Als Mitstreiter dieses ersten Kreuzzuges war ihm vergönnt gewesen, was nur wenigen Streitern in diesen Jahren vergönnt war: die Rückkehr in sein Heimatland. Geplünderte Beute und ein kleines Handgeld seines Fürsten erlaubten ihm, eine kleine Schenke zu eröffnen. Unweit der nördlichsten Themsebrücke gelegen, nährte dies Geschäft ihn und sein stummes Weib leidlich.
    Er hatte dafür jedoch nicht nur die Pachtgroschen bezahlen müssen. Nur noch auf einem Auge sehend und mit dem linken Bein humpelnd, war er einer der versehrten Veteranen, wie sie in diesen Tagen manchmal in Britannien zu sehen waren. Ein türkischer Bogenschütze hatte ihm sein Auge bei Byzanz herausgeschossen. Nur weil der Pfeil vorher seinen Helmrand streifte, verlor er so viel von seiner Kraft, dass der Schuss nicht mehr tödlich war. Als er ein Jahr später bei der Erstürmung Jerusalems die Nordmauer erkletterte, trafen ihn herabgeworfene Gesteinsbrocken und brachen ihm sein Bein. Wohl wuchs es wieder zusammen, wenn auch schlecht.
    Eldrige war ein rauher, ungehobelter Kriegsknecht, laut und von polternder Art. Ein hässlicher Mann, auffallend groß und stark wie ein Ochse. Er bewunderte und verehrte den Meister Peter Fallen sehr. In seiner Gegenwart wurde aus dem groben Kriegsknecht ein aufmerksamer Zuhörer. Den jungen Gwyn hatte er immer gerne verspottet, wohl aus einer geheimen Eifersucht heraus. Bis er einmal beobachtete, mit welchem Mut der junge Lehrling seinen Meister vor ein paar Raufbolden zu beschützen versuchte. Dies hatte den Mann sehr beeindruckt. Von diesem Tag an behandelte Eldrige Gwyn fast wie seinen eigenen Sohn. Er lehrte ihn manchen Hieb und Angriff, den nur jahrelanges Söldnerhandwerk lehrt. Dies konnte ein Mann in dieser rauhen Zeit immer gut gebrauchen.
    ***
    Es waren die letzten Herbsttage. Im südlichen Teil Britanniens kündigte sich mit nasskalten Tagen und neblig kalten Nächten bereits der nahe Winter an.
    Gwyn saß in der kleinen Werkstatt an jenem großen Tisch unter dem Fenster. Er schmolz Gold in einem Tontiegel und goss das flüssigheiße Metall zu kleinen Kugeln. Die Flussschiffer brachten dem Meister Fallen von Zeit zu Zeit etwas Waschgold, das sie im seichten Wasser der Themse fanden. Oft waren es nur winzige Goldfäden, die sich wie kleine Adern durch das dunkle Gestein zogen. Die größeren Gesteinsbrocken zerschlug der Faberlehrling mit einem mächtigen Hammer in einem Ledersack. Dies tat er so lange, bis die Brocken ungefähr die Größe einer Haselnuss hatten. In einer Steinmühle ließen sich diese weiter mahlen. Erst wenn sie kaum noch Erbsengröße hatten, machte Gwyn sich daran, das Gold herauszuschmelzen. Auf einer schiefernen Platte breitete er das Gestein aus. Dann bestrich er alles mit einer Paste aus Quecksilber, fein zerriebener Steinkohle und Alkohol. Dies Gemisch entzündete er schnell. Mit dichtem Qualm und einem strengem Geruch verbrannte die Paste. Das Quecksilber verdampfte mit grünlich gelbem Rauch, und das zerschmolzene Gold rann rotgelb von der Platte herab, sobald der Lehrling sie nur ein wenig schief hielt. Bald erstarrte das Gold sogleich zu winzigen Kugeln. Obwohl diese Arbeit recht mühselig war, widmete sich ihr Gwyn mit großer Konzentration. Da trat der Meister in Begleitung eines Mönches in die Werkstatt.
    »Gwyn, wir haben einen Gast.«
    Der Lehrling stand auf und verbeugte sich respektvoll, wie es die Sitte verlangte. Der Mönch trug keinerlei Schmuck, nicht einmal das übliche Kreuz an einer Schnur um die Hüfte. Gekleidet war er in eine einfache, nicht mehr ganz saubere Kutte. Die Höflichkeit gebot es Gwyn, dem Mann einen Platz zum Sitzen

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