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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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stinkende Rauch …
    Der Pfeil verschwand in dem Flammenwirbel.
    Dann war der Wallone plötzlich still. Sein Kopf sank nach vorne, auf die Brust.
    Sein Haar brannte und das Fleisch der Wangen …
    Dann umhüllte der Rauch den Rest des Körpers. Nichts von seiner Gestalt war mehr zu sehen. Längst stand der ganze Baum in Flammen, und es knisterte und sprühte, als Funken und glimmende Asche auf den Boden ringsum herabfielen.
    Agistonides hatte einen Moment auf die Stelle zwischen den Bäumen geblickt, wo Gwyn verborgen stand und seinen Bogen langsam absetzte.
    Aber er sagte kein Wort. Stumm sahen er und die wartenden Männer auf den noch immer brennenden Baum, von dem sich glimmende Zweige lösten und rasch herunterwirbelten, um dann auf dem Boden davor endgültig zu verglühen.
    Gwyn wandte sich um und schritt den schmalen Pfad aus der Schlucht wieder hinauf. Am Ende wandte er sich noch einmal um. Der mächtige Baumstamm brannte nun wie eine einzige große Fackel.
    Für einen Moment schätzte Gwyn die Entfernung. Die Entfernung betrug wenigstens 60 Schritte, und selbst hier spürte er noch leicht die sengende Hitze.
    »Barmherzigkeit macht den Menschen edel, dies allein ist der Mensch, Söhnchen …«
    »Kein Wind, der stört, kein falsches Wort, kein Tand. Der Baum war Ziel«, murmelte Gwyn. »Ein leichtes Ziel. So nahm ich dies.«
    Er wandte sich um und ging den Pfad weiter, der durch den Wald zurück zu dem Haus des Agistonides führte. In der Ferne schimmerte ein Streifen am Himmel.
    Es wurde hell.
    ***
    Zwei Tage später sollte die »Schöne von Aquitanien« in See stechen. Es war eine Galeasse, eines jener langen, schlanken Kauffahrerschiffe, welche die Genueser wie auch die Venezianer für ihre Kriegs- wie Handelsfahrten gleichermaßen benutzten. Das Schiff hatte zehn Tonnen gehauene Basaltsteine als Kielballast geladen. Baumaterial für die Straßen von Salerno, das in diesem Hafen gegen einfache Holzkohle getauscht wurde. Als weitere Ladung kamen ein großer Posten ligurischer Wein, Stoffe aus der Lombardei und vier kostbare Reitpferde aus französischer Zucht dazu. Die Tiere waren ein besonderer Schatz. Sie sollten Gastgeschenk von Rom an den Sultan sein. Um die besondere Wichtigkeit dieses Geschenkes zu unterstreichen, hatte der Magistrat sogar zwei Rossknechte bestimmt, welche die Tiere auf der Reise pflegen und füttern sollten. Die Hälfte ihres Lohnes war ihnen im Voraus bezahlt worden.
    Mit diesem Schiff sollte Gwyn nach Alexandria reisen. Dort sollte ein enger Vertrauter des Sultans auf ihn warten, und ihm würde Gwyn die Geschenke Venedigs überreichen. Eine Karawane würde all die Schätze in den Palast des mächtigen Sultans von Ägypten bringen. Gwyn hoffte heimlich, sich der Karawane anschließen zu können, obwohl ihn der Doge bereits in Venedig wissen ließ, dass man warten müsse, ob die Geschenke dem Sultan gefielen. Erst dann würden Boten eine Erklärung in Form eines Pergamentes überbringen, welche Venedig erlaubten, was sich die Stadt bereits so lange erhoffte: die begehrte Handelsniederlassung am Rande der Wüste.
    Ein reger Handel konnte so in den nächsten Jahren entstehen. Prächtige Städte gab es genug dafür am Rande der großen Wüste: Muktar, Leptis, Tarabulus, das auch Tripolis genannt wurde, Sabrata, Gables, die Küste von Dscherba, el Mehdia und zuletzt Tunis, die »Wunderbare«, jene Stadt, die wie ein grüner Edelstein am Rande der Wüste lag. Händler aus dem ganzen Abendland verkauften dort ihre Schätze: Schwerter aus Kastilien, Pferde aus der Provence, Getreide aus dem Königreich Frankreich und den begehrten Wein aus Aragon und Sizilien.
    Aber auch die Briten, angeführt durch die normannischen Herren, bauten mehr und mehr auf den friedlichen Handel. Malta war ihr großes Pfand, und Segler von der kleinen, aber stark befestigten Insel erreichten Tunis und Bizerte in weniger als zwei Wochen, wenn der Wind es zuließ.
    Gwyn hatte nicht mehr eigenes Gepäck bei sich als bei seinem Fortgang aus Bath vor langer Zeit. Sein Langbogen, ein Bündel Pfeile, in einem Packen umgehängt, sein Werkzeug und etwas Brot. Messere Farnese hatte ihm einen Schlauch mit feinem Wein geschenkt, rot, aus der Gegend um die Stadt Lucca, woher der Mann stammte. Agistonides schenkte ihm einen Mantel. Ein weiter Umhang aus einem feinen Stoff, dunkel, fast schwarz, aber leicht genug zum Tragen, sollten Wind und Wetter dies verlangen.
    »In der Wüstenei werdet Ihr ihn nur des Nachts brauchen,

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