Der Goldschmied
denn da ist es kalt. Aber auf der Fahrt zur See kann es Wind geben. Dann ist Euch ein wenig Wärme wohl«, sagte der Grieche.
Mit keinem Wort erwähnte er das unselige Ende des Inquisitors. Niemand fragte nach ihm. Es war gerade so, als hätte er nie gelebt.
Und jetzt, da der Faber am Ufer stand, das prächtige Schiff bestaunend, musste er für einen Moment lang an Agnes denken. An sie und das Kind, das seinen Namen trug. Und an Glenda. Einerseits hatte er Sehnsucht nach seiner Familie. Er spürte, dass etwas nagte in seinem Innersten und ihn zögern ließ angesichts der bevorstehenden Seereise. Aber er wusste auch, er konnte, ja, er wollte nicht so einfach zurück. Die Stadt Venedig hatte ihm einen ehrenvollen und zugleich wichtigen Auftrag übertragen. Und dass ein Goldschmied das Anliegen der Stadt überbrachte, sollte Ausdruck der Wünsche an den Sultan sein: kein Krieg mit dem Türken, sondern Handwerker, die auch Handel treiben wollten.
So bestieg er das Schiff.
Auf dem Deck wandte er sich noch einmal um und blickte über das Gewimmel hier am Hafen. Die vielen Knechte, die sich für ein paar Münzen als Träger verdingten, die Kaufleute, die nach Griechenland und Malta wollten, die Kreuzfahrer, viele von ihnen längst Versprengte, nicht mehr ihrem Heimatland zugehörig, darauf wartend, ob sie ein großzügiger Kapitän zurück in das Heilige Land bringen würde. Pilger auf dem Weg nach Jerusalem, in die befreite Heilige Stadt.
Gwyn wandte sich an den Kapitän. »Sagt, Messere, ist das Wasser vor der Küste Alexandrias wirklich von grüner Farb?«
Der Kapitän lachte. »Grün? Signore, es ist blau, so blau wie die Augen meines Jüngsten. Er ist erst fünf Jahre alt, aber nächstes Jahr nehm ich ihn mit auf Reisen.« Der Mann lachte Gwyn freundlich an, und als dieser nichts erwiderte, fügte er noch hinzu: »Ja, Herr, blau!«
Der Kapitän wandte sich um und gab die letzten Kommandos vor dem Ablegen des Schiffes.
»Blau!«, murmelte Gwyn leise und nickte mit dem Kopf. »Einerlei, ich will es sehen. Dies und … die Fische und die Wesen der See und darüber alle Tiere in der Luft und in der Erde.«
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Glossar
Antiochia: Die syrische Stadt (gegründet etwa 300 v. Chr.) galt als Hochburg der damaligen Wissenschaften. Um das Jahr 1098 wurde die Stadt nach langer Belagerung erobert und war bis 1268 christliches Fürstentum.
Arelater Land: Das Königreich Arelat umfasste bis um das Jahr 1250 Teile des östlichen Frankreichs, die gesamte Schweiz und erstreckte sich bis in die Lombardei.
Aufbereiter: Handwerker, die alle Arten von Edelmetallen polierten und diesen ihr endgültiges Aussehen gaben. Aufbereiter wurden auch diejenigen Gehilfen eines Plattners genannt, welche besonders prächtigen Rüstungen oder Waffen einen letzten, optisch außergewöhnlichen Schliff gaben.
Bacinet: Französischer Topfhelm, meist ohne Visier, wurde bereits im frühen Mittelalter vom Fußvolk fast aller abendländischen Truppen benutzt.
Banner: Fahne und gleichzeitig Erkennungszeichen eines Adeligen, aber auch das Zeichen für ein ganzes Heer.
Bechereisen: Kegelförmiger Zylinder aus Stahl oder Eichenholz, der sich nach einer Seite hin verjüngt. Damit lässt sich die Wölbung von Metall treiben, bis hin zu einer Halbkugel. Wird im Goldschmiedehandwerk noch heute benutzt.
Bidhänder: Schweres, zweischneidig geschliffenes Kampfschwert, das mit beiden Händen geführt (Bidhänder) wurde. Als Richtschwert noch bis in das frühe 17. Jahrhundert im Gebrauch.
Bimsstein: Ein leichter, poröser Stein aus erkalteter vulkanischer Asche. In seiner Körnung kam dieser Stein einem Schleifpapier gleich. Allerdings nutzte er sich rasch ab.
Blutstein: Lange Zeit die Bezeichnung für alle roten Edelsteine, aber auch ein alter Ausdruck für den roten Granat.
Brünne: Brust- oder auch Ringpanzer (seltener die Bezeichnung eines Brustschildes) eines Ritters. Wurde noch in der Zeit der spanischen Conquistadores benutzt und war ganz aus Eisen getrieben.
Cotte: Langes Unterkleid der Frauen im Mittelalter, je nach Stand aus einfachem Leinen oder aus fein gewebter Seide.
Der Rat der Zehn: Vorsitzender Rat einer Zunftgemeinschaft. Nur aus Meistern bestehend, hatten sie neben der Prüffunktion auch richterliche Befugnisse bei Innungsstreitigkeiten.
Erster Kreuzzug: 1096‒1099. Der Kreuzzug endete erst mit der Eroberung Jerusalems.
Frettchenjagd: Kaninchen oder Hasen wurden gerne mit Frettchen, einer Wieselart, gejagt. Das Tier
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