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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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als besonders schweres Vergehen. Einst hatten Ausrufer in Rom bei der Ankunft des van Straaten dies auf dem Marktplatz deutlich verkündet und dabei jedem Zuhörer die schlimmsten Strafen sowie ewige Verdammnis in der Hölle angedroht.
    »Wer sich dem Inquisitor ungeziemet nähert, soll mit dem Tode bestraft werden. Ewiger Bann und Verdammnis seien ihm gewiss.«
    »Wohin ziehen die Männer?«, fragte Gwyn.
    Der Messere Farnese seufzte tief. »Das Haus steht auf einem Hügel. Hinter der Mauer beginnt ein Weg durch den Wald. Geht man ihn zu Ende, kommt eine kleine, verwachsene Schlucht. Dorthin wollen sie ihn bringen.«
    »Die Männer haben den Wallonen?«, fragte Gwyn ungläubig.
    Der Messere nickte nur düster.
    »Sprachen schon die ganze Nacht von nichts anderem. Wollen ihn brennen sehen. Sagen, dass sie nichts befürchten müssten. Rom ist ohne Papst. Und ob hier oder in Avignon, die ehrenwerten Herren der heiligen Kirche haben noch keinen Nachfolger für den Papst ernannt«, erklärte der Mann.
    Gwyn wurde sich von einem Moment zum anderen der Ungeheuerlichkeit des Unterfangens bewusst. Er suchte nach seinem Bogen, denn er spürte, dass er ihn diese Nacht noch brauchen würde.
    »Wohin wollt Ihr?«, fragte Messere Farnese.
    »Will sehn, was sie tun mit dem Wallonen«, sagte Gwyn ruhig.
    Gwyn spannte die Sehne und überprüfte seinen Bestand an Pfeilen.
    »Fresenius ist Luzifer näher, als er es Gott ist … er ist Satan selbst«, sagte Farnese düster.
    »Sei’s drum«, entgegnete Gwyn, »will nicht schuld sein am Ungemach des Inquisitors. Müsst um mein Seelenheil fürchten.«
    Irgendetwas zwang Gwyn, dem beschriebenen Weg durch den Wald zu folgen.
    Er stolperte einen schmalen Pfad entlang durch die dunkle Nacht, hoffend, nicht über ein Hindernis zu stürzen, das er hier in der Dunkelheit nicht genau erkennen konnte. Die Knechte würde der Faber in der Dunkelheit so schnell nicht einholen können. Sie waren ihm schon weit voraus. Viel zu weit, denn er hörte keinen Laut. Als er am Ende des Weges jene von Farnese beschriebene Schlucht erreichte, zeigte ihm ein schwacher Lichtschein, dass sie dorthin gezogen waren. Jetzt hörte er deutlich Stimmen und das Rufen vieler Männer.
    Sie hatten den Wallonen an einen Baum gebunden.
    Von allen Seiten schleppten sie Reisig und Holz heran und schichteten es rings um den Mann auf. Gwyn entdeckte Agistonides, der trotz seines verkrüppelten Armes Holz herantrug und es zu Füßen des Gefesselten aufschichtete. Mit den Füßen stieß er das Holz näher an den Gebundenen und gab weitere Anweisungen, das Holz wie zu einer Mauer um den Inquisitor aufzuschichten.
    »Haltet ein«, schrie der Mönch, »was Ihr tut, ist ein schweres Vergehen!«
    Ungerührt brachten sie weiteres Holz aus dem lichten Wald ringsum und schichteten es um den Stamm.
    »Wenn Ihr mich brennen lasst, werdet Ihr alle brennen! Alle!
    Eure Familien werden keinen von Euch beweinen können. Denn sie selbst werden mitbrennen!«, schrie der Mönch wütend.
    Agistonides und seine Männer ließen sich nicht beirren. Waren die Männer noch laut gewesen, schwiegen sie nun alle. Stumm schichteten sie weiter Holz um den Mann.
    Mit einem Mal schien es genug.
    Gwyn hatte bisher nicht gewagt, aus seinem sicheren Versteck hervorzutreten. Die Szenerie wirkte auf ihn so unwirklich, als wäre alles nur ein schlimmer Traum, aus dem er jeden Moment erwachen würde.
    Die Männer hatten sich stumm vor dem Gebundenen aufgestellt. Sie warteten wohl, bis ihr Sprecher, Agistonides, weitere Anweisungen geben würde, was nun geschehen sollte.
    Der Grieche trat vor und sah dem Inquisitor ins Gesicht.
    »Ihr wolltet den englischen Faber brennen sehen. Jetzt sollt Ihr selbst brennen. Das Feuer wird Euch und Eure böse Seele verschlingen, so wie Ihr vom Feuer habt so viele Seelen verschlingen lassen.«
    Der Inquisitor zerrte an seinen Fesseln. Sie hatten ihn mehrfach mit Seilen an den Baum gebunden. Aber er hatte noch nicht aufgegeben. Eher im Gegenteil. Mit keinem Moment ließ er erkennen, welche Angst er doch haben sollte vor dem, was jetzt mit ihm geschehen würde. Noch immer schien er zu glauben, dass man sich nur einen bösen Scherz mit ihm erlauben wollte. Er glaubte dies, als die betrunkenen Männer in seine Unterkunft eindrangen, seine Knechte erschlugen, bevor diese zum Schwert greifen konnten. Er glaubte sich noch immer in keinerlei Gefahr, selbst als sie ihn aus seinem Gemach gezerrt und mit Fesseln verschnürt hatten wie einen

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