Der Goldvulkan
Goldgräberei sein Glück zu suchen.
Jenerzeit lenkte sich die größte Aufmerksamkeit den Minen der Dominion zu, schon bevor die Metallschätze durch die Entdeckungen in Klondike einen so erstaunlichen Zuwachs erfahren hatten. Doch auch in andern, weniger entlegnen und leichter zugänglichen Teilen Kanadas fanden sich goldführende Gebiete, deren Ausbeutung unter den günstigsten Umständen vor sich ging, ohne durch die schrecklichen Winter des Yukontales unterbrochen zu werden. Eine dieser Minen, vielleicht die bedeutendste von allen, der
Roi
genannt, hatte damals binnen zwei Jahren einen Reinertrag von vier Millionen fünfmalhunderttausend Francs geliefert.
In den Dienst dieser Gesellschaft trat Jacques Ledun zunächst ein.
Der freilich, der darauf beschränkt ist, die Arbeit seines Gehirns oder seiner Hände zu verkaufen, der wird dabei niemals reich. Was der mutige, nur etwas unkluge Franzose träumte, durch ein glückliches Geschick schnell ein gewisses Vermögen zu erwerben, erwies sich auf dem Festlande ebenso unerfüllbar wie auf dem Meere. Ob Arbeiter oder Angestellter… er blieb sein Leben lang doch nur verurteilt, sich recht und schlecht durchzuschlagen.
Da verbreiteten sich die ersten Gerüchte von neuen Entdeckungen in dem vom Yukon bewässerten Landstriche. Der Name Klondike verblendete viele ebenso, wie die Namen Kalifornien und Australien und Transvaal sie verblendet hatten.
In Massen strömten die Goldgräber hinauf nach Norden und Jacques Ledun schloß sich ihnen hoffnungsfreudig an.
Als er noch auf den Lagerstätten Ontarios arbeitete, hatte er unter andern einen gewissen Harry Brown, einen Kanadier von englischer Abkunft, kennen gelernt. Beide waren von dem nämlichen Ehrgeiz beseelt, von dem nämlichen Verlangen nach Erfolg erfüllt. Dieser Harry Brown war es, der Jacques Ledun veranlaßte, seine Stellung aufzugeben und ins Unbekannte hinauszuziehen. Mit den mäßigen Ersparnissen, über die sie verfügen konnten, brachen die beiden also nach Dawson City auf.
Da sie entschlossen waren, diesmal für eigne Rechnung zu arbeiten, sahen sie vernünftigerweise ein, daß sie sich dann nicht nach den schon allzubekannten Gebieten der Bonanza, des Eldorado oder des Sixty Miles oder Forty Miles Creek begeben dürften. Selbst wenn für die Claims daselbst noch keine unerschwinglichen Preise verlangt worden wären, hätten neue Ankömmlinge dort doch kaum noch eine freie Stelle gefunden. Man machte sich die Placers aber schon um Millionen von Dollars streitig. So hieß es also weitergehen, nach dem Norden Alaskas oder der Dominion, weit hinauf jenseits des Großen Flusses in fast noch unbekannte Gegenden, von wo einzelne wagemutige Prospektoren von dem Vorhandensein neuer Goldmengen berichteten. Sie mußten sich jedenfalls dahin wenden, wohin noch niemand gekommen war, mußten herrenlose Lagerstätten entdecken, die dem ersten gehörten, der sie für sich in Beschlag nahm.
Das hatten sich Jacques Ledun und Harry Brown reiflich überlegt.
Ohne Werkzeuge, ohne Hilfskräfte verließen sie Dawson City noch mit so vielen Geldmitteln, daß sie ihren Unterhalt damit auf etwa achtzehn Monate bestreiten konnten. Unterwegs lebten sie vom Ertrage der Jagd und zogen so aufs Geratewohl nordwärts über den Yukon durch ein fast ganz unbekanntes Land, das bis über den Polarkreis hinausreicht.
Es war zu Sommersanfang, als Jacques Ledun aufbrach, fast genau sechs Monate vor dem Tage, wo er, dem Tode nahe, dicht bei Dawson City gefunden wurde. Wie weit die beiden Abenteurer bei ihrer Wanderung gekommen, ob sie bis zur Grenze des Festlands an der Eismeerküste vorgedrungen wären, das wußte niemand. Ob sie eine Entdeckung gemacht hätten, die ihrer Mühe lohnte, das schien nicht so, wenn man nach der Mittellosigkeit des einen von ihnen urteilte. Von den beiden Genossen, die auf dem Rückwege von den Eingebornen überfallen worden waren, hatte nur Jacques Ledun das Leben retten können, indem er alles, was er besaß, den Angreifern überließ. Harry Brown war unter ihren Streichen gefallen und seine Gebeine bleichten jetzt schon am Rande des Weges in jener verlassenen Gegend.
Das waren die Mitteilungen, die man bisher hatte erhalten können, die traurige Geschichte, die man auch nur brockenweise zu hören bekam, wenn der Kranke einige lichte Augenblicke hatte, denn wie Doktor Pilcox vorausgesehen hatte, nahm dessen Schwäche Tag für Tag weiter zu.
Was das Ergebnis seines Zuges in die Wildnis gewesen wäre,
Weitere Kostenlose Bücher