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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seinem Bette zurückhalten. Eine Beute der schlimmsten Delirien, stieß er einzelne, doch immer dieselben Worte aus, jedenfalls ohne selbst zu wissen, was er sagte.
    »Dort!… Der Vulkan!… Der Ausbruch… Gold… eine goldne Lava!«
    Dann schrie er fast wie in höchster Verzweiflung:
    »Mutter… Mutter… für dich!«
    Nach und nach beruhigte sich seine Aufregung und der Unglückliche verfiel vor Ermattung in einen tiefen Schlaf. Das Leben in ihm verrieten nur noch seine kurzen, oberflächlichen Atemzüge. Der Arzt hielt es für ausgeschlossen, daß der Kranke noch einen zweiten derartigen Anfall aushalten könnte.
    Am Nachmittag fand ihn Jane Edgerton, die neben seinem Bette Platz genommen hatte, bedeutend ruhiger. Er schien sogar das volle Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Ohne Zweifel war eine wesentliche Besserung des Zustandes eingetreten, wie man sie ja nicht selten vor der endlichen Auflösung beobachtet.
    Jacques Ledun lag wieder mit geöffneten Augen da. Sein eigentümlich starrer Blick schien die Augen des jungen Mädchens zu suchen. Offenbar hatte er etwas auf dem Herzen, was er aussprechen wollte. Jane beugte sich nieder, um die kaum hörbaren Worte zu verstehen, die die Lippen des Sterbenden murmelten.
    »Die Karte… sagte Jacques Ledun.
    – Hier ist sie,« antwortete Jane lebhaft, während sie das Blatt seinem rechtmäßigen Eigentümer einhändigte.
    Wie er es früher getan hatte, schob er auch jetzt das Dokument wieder zurück.
    »Ich schenke es, murmelte er. Da… da… Das rote Kreuz… ein Goldvulkan…
    – Wem schenken Sie diese Karte?
    – Ihnen.
    – Mir?
    – Ja… unter der Bedingung, daß Sie… meiner Mutter gedenken.
    – Ihrer Mutter? Sie wollen Ihre Mutter meiner Vorsorge empfehlen?
    – Ja.
    – Zählen Sie auf mich. Was soll ich aber mit Ihrer Karte beginnen?… Ich verstehe nicht, was sie bedeuten soll.«
    Der Sterbende schien sich noch einmal aufzuraffen und nach kurzem Schweigen sagte er:
    »Ben Raddle…
    – Sie wollen Herrn Raddle sehen?
    – Ja.«
    Schon nach wenigen Augenblicken stand der Ingenieur am Lager des Kranken, der Jane Edgerton durch ein Zeichen zu verstehen gab, daß er mit diesem allein zu sein wünschte.
    Nachdem er dann unsicher tastend die Hand Ben Raddles ergriffen hatte, sagte Jacques Ledun:
    »Ich werde sterben… mein Leben entflieht… ich fühle es deutlich…
    – Nein nein, lieber Freund, widersprach ihm Ben Raddle. Wir werden Sie retten!
    – Ich werde sterben, wiederholte Jacques Ledun. Kommen Sie nach näher… Sie haben mir versprochen, meine Mutter nicht zu verlassen… Ich vertraue Ihnen. So hören Sie und merken Sie wohl, was ich Ihnen noch sagen werde.«
    Mit immer schwächer werdender, doch klarer Stimme, der Stimme eines Mannes, der noch völlig zurechnungsfähig ist und seine Intelligenz ungestört beherrscht, vertraute er Ben Raddle folgendes an:
    »Als Sie mich auffanden… kam ich sehr weit… weit von Norden her. Dort sind die reichsten Lagerstätten der Welt… unnötig, die Erde aufzuwühlen. Diese selbst wirst das Gold aus ihren Eingeweiden heraus!… Ja… da… da hab’ ich einen Berg entdeckt, einen Vulkan, der unermeßliche Mengen Gold enthält… einen Goldvulkan, den Golden Mount…
    – Einen Goldvulkan? wiederholte Ben Raddle mit einer Stimme, die eine gewisse Ungläubigkeit verriet.
    – Sie können mir ruhig glauben, erwiderte Jacques Ledun überraschend lauten Tones, während er sich im Bette aufzurichten versuchte. Sie müssen mir glauben! Wenn nicht um Ihretwillen, so doch um meiner Mutter willen… es ist meine Hinterlassenschaft, woran sie ihren Anteil haben soll. Ich habe diesen Berg erstiegen, bin auch hineingedrungen in seinen erloschenen Krater… der ist voll goldhaltigen Quarzes, voller Pepiten, die man nur aufzulesen braucht…«
    Erschöpft von der gewaltsamen Anstrengung, war der Kranke bewußtlos auf seine Kissen zurückgesunken; er kam aber bald wieder zu sich. Sein erster Blick suchte den Ingenieur.
    »Gut gut, murmelte er, Sie sind da, sind in meiner Nähe… Sie glauben mir… Sie werden da hinaufgehen… nach dem Golden Mount…«
    Seine Stimme wurde leiser. Ben Raddle, den er an der Hand noch näher heranzog, beugte sich über sein Lager.
    »Unter achtundsechzig Grad siebenunddreißig Minuten der Breite, die Länge ist auf der Karte angegeben.
    – Welcher Karte? fragte Ben Raddle.
    – Wenden Sie sich darum… an Jane Edgerton.
    – Miß Edgerton besitzt die Karte jener Gegend? fragte Ben Raddle

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