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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Getränks geben, die das Blut nach seinen Wangen zurückführten und es ihm ermöglichten, wieder zu sprechen.
    »Wer sind Sie? fragte er.
    – Kanadier, antwortete Summy Skim, fast richtige Franzosen. Vertrauen Sie uns getrost. Wir werden Sie retten.«
    Der Kranke lächelte kaum sichtbar und sank auf seine Kissen zurück. Ohne Zweifel fühlte er, daß der Tod ihm nahe sei, denn aus seinen geschlossenen Augen quollen schwere Tränen, die eine nach der andern auf das tief eingefallne Gesicht hinabrannen.
    Auf den Rat des Doktors hin verschonte man ihn mit weiteren Fragen; jedenfalls war es besser, ihn vorläufig ruhen zu lassen. Der oder jener sollte an seinem Bette wachen und zur Hand sein, dem Kranken zu antworten, wenn dieser sich wieder soweit erholt hätte, um sprechen zu können.
    Die beiden folgenden Tage brachten weder eine Besserung noch eine Verschlimmerung in dem Zustande Jacques Leduns. Seine Schwäche blieb immer dieselbe und es war zu befürchten, daß er sie nicht zu überwinden vermögen werde. In längeren Zwischenräumen konnte er jedoch, wenn er sich mit Anstrengung aufraffte, wieder sprechen und Antwort geben auf die Fragen, die er selbst hervorzulocken schien Man fühlte es dabei heraus, daß er wohl noch mancherlei zu sagen haben möge.
    Nach und nach gelang es auch, ebensoviel nach dem, was er in lichten Augenblicken freiwillig erzählte, wie aus den Brocken, die er in seinem Delirium äußerte, die Geschichte dieses Franzosen kennen zu lernen. So manches aus seinem Leben blieb freilich auch dabei noch in Dunkel gehüllt. Darüber zum Beispiel, was er in Klondike machte oder vorhatte, woher er kam oder wohin er ging, als er nahe bei Dawson niedergesunken war, erhielt man noch keinerlei Aufklärung.
    Jacques Ledun war ein Bretone aus Nantes, etwa zweiundvierzig Jahre alt und von Natur von so kräftiger Konstitution, daß diese nur unter den schlimmsten Entbehrungen so weit hatte zusammenbrechen können.
    Seine Mutter, die Witwe eines durch tollkühne Spekulationen ruinierten Agenten, wohnte noch in der genannten Stadt, wo sie gegen die zunehmende Verarmung einen täglich ungleicheren Kampf unterhielt.
    Von Kindheit an hatte Jacques Ledun in sich den Beruf zum Seemann gefühlt. Eine ernste Krankheit, die ihn gerade befiel, als er in der Navigationsschule kurz vor der Entlassungsprüfung stand, hatte ihn aber beim ersten Schritte zu dieser Laufbahn aufgehalten. Da er dabei das für den Eintritt in die Marine zulässige Alter überschritten hatte, mußte er auf einem Handelsschiffe Dienst als Steuermann annehmen und nach mehreren Reisen nach Melbourne, Westindien und San Francisco erwarb er den Rang eines Kapitäns für die lange Fahrt. Dadurch gelang es ihm doch noch, als Hilfsoffizier in der Kriegsflotte Stellung zu finden.
    Drei Monate hatte da sein Dienst gedauert, als er einsah, daß ein Seemann, wenn ihm nicht eine im ganzen so seltene Gelegenheit geboten war, sich besonders auszuzeichnen, doch niemals so weit vorwärts kommen würde wie die aus dem »Borda« hervorgegangenen Schiffsoffiziere; er reichte deshalb seine Entlassung ein und suchte sich wieder eine Stellung in der Handelsflotte.
    Ein Kommando war nur schwer zu bekommen und so mußte er sich bequemen, als Obersteuermann auf einem Segelschiffe anzutreten, das regelmäßig nach den Meeren des Südens und zurück fuhr.
    So verliefen vier Jahre. Er hatte das neunundzwanzigste Jahr erreicht, als sein Vater starb und seine Mutter in höchst bedrängten Verhältnissen zurückließ. Vergeblich gab sich Jacques Ledun alle Mühe, seine Stellung als Obersteuermann mit der eines Kapitäns zu vertauschen. Der Mangel an Geldmitteln verhinderte ihn, sich, wie das allgemein Gebrauch war, an dem Schiffe, dessen Führung er zu übernehmen strebte, als Mitreeder zu beteiligen, und so mußte er wie bisher Obersteuermann bleiben. Eine wie wenig aussichtsreiche Zukunft eröffnete ihm diese Lage der Dinge und wie würde er je zu dem, wenn auch nur bescheidnen Vermögen kommen, das er immer im Interesse seiner Mutter einmal zu erwerben hoffte!
    Seine Reisen hatten ihn nach Australien und Kalifornien geführt, wohin die Goldfunde so viele Einwandrer anlockten. Wie gewöhnlich, ist es aber immer nur der kleinste Teil, der in diesen Ländern Schätze sammelt, während die größte Mehrzahl da nur Elend und Untergang findet. Verblendet durch das Beispiel der wenigen vom Glücke Begünstigten, entschloß sich auch Jacques Ledun, auf dem so gefahrvollen Wege der

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